Die Würzburger Residenz ist ein barockerSchlossbau am Rande der Innenstadt von Würzburg, der 1720 begonnen wurde und bis 1744 vollendet war. Die Innenausstattung der in der Schönbornzeit unter der Regie von Balthasar Neumann entstandenen Residenz wurde im Jahr 1781 fertiggestellt. Sie diente bis zur Auflösung der geistlichen Territorien durch die Säkularisation als Sitz der Würzburger Fürstbischöfe. Das Schloss zählt zu den Hauptwerken des süddeutschen Barock und ist im europäischen Kontext als einer der bedeutendsten Residenzbauten des Spätbarock anzusehen, es steht somit in einer Reihe mit Schönbrunn in Wien und Schloss Versailles bei Paris. Die UNESCO hat das Bauwerk einschließlich des Residenzplatzes und der Nebengebäude 1981 in den Rang eines Weltkulturerbes erhoben.
Die UNESCO begründet die Aufnahme ins Welterbe damit, die Würzburger Residenz sei “das einheitlichste und außergewöhnlichste aller Barockschlösser”, “einzigartig durch ihre Originalität, ihr ehrgeiziges Bauprogramm und die internationale Zusammensetzung des Baubüros”, eine “Synthese des europäischen Barock”. Sie veranschauliche zudem “einen der strahlendsten Fürstenhöfe Europas”. Das 1979 bis 1987 rekonstruierte Spiegelkabinett, eines der Paradezimmer des Kaisers, sei das “vollkommenste Raumkunstwerk des Rokoko”.
Die Würzburger Residenz ist formal eine mehrhöfige Anlage über einer rechteckigen Grundfläche, an der zur Stadtseite ein Ehrenhof ausgespart ist. Damit stellt sie einen Kompromiss zwischen einer Dreiflügelanlage vergleichbar mit Schloss Weißenstein in Pommersfelden und einer vielhöfigen Stadtresidenz wie in München oder Wien dar. Die Gartenfront hat eine Länge von 167 Metern, die Schmalseite eine Front von 97 Metern, sie beherbergt über 300 Räume. Mit Schloss Weißenstein, mehr noch mit Schloss Augustusburg, verbindet Würzburg die große Bedeutung des Treppenhauses in der repräsentativen Raumfolge. Jedoch ist es nicht zentral angelegt, sondern erstreckt sich vom Vestibül aus in nördliche Richtung. Mit seinen gigantischen Ausmaßen (31 × 19 Meter) ist allein das Treppenhaus im Palast von Caserta bei Neapel vergleichbar, das dem Würzburger auch strukturell ähnelt. Anleihen nimmt sie auch von Balthasar Neumanns zweitem großen Palast, Schloss Augustusburg bei Brühl. Die Maße des im Gebäude liegenden Vorhofes des Treppenhauses wurden durch die Notwendigkeit bestimmt, die vierspännigen Kutschen der Besucher unter dem Dach vorfahren und wenden zu lassen. Eine vierspännige Kutsche hat einen Wendekreis von ungefähr 19 Metern. Hier wie dort haben wir bis zu einem Wendepodest eine einläufige Treppe, die sich dann in zwei parallele Läufe bis zur Beletage spaltet. Die dreischiffige Treppe wird von einem Umgang umgeben. Weitere Räume von höchster Bedeutung sind der Weiße Saal, der Kaisersaal, das Audienzzimmer neben dem Venezianischen Zimmer und das Spiegelkabinett, jeweils für das 18. Jahrhundert einmalige Raumkompositionen. Das original erhaltene Audienzzimmer wurde als erster Raum in der Residenz im neuen Gusto des Rokoko als Hauptwerk von Ferdinand Hundt ausgestattet. Der Weiße Saal zeugt von der Genialität und Meisterschaft Bossis, der Kaisersaal – noch zu Lebzeiten Balthasar Neumanns vollendet – gibt vermutlich das authentischste Zeugnis von dem dekorativen Konzept Neumanns. Das Spiegelkabinett kann als nicht zu steigernder Höhepunkt seiner Raumgattung angesehen werden. Der Weiße Saal, das grüne Kabinett, das von 1738 bis 1741 ausgestattete Venezianische Zimmer sowie die Hofkirche stellen bemerkenswerte Raumschöpfungen des fränkischen Rokoko dar.
Man merkt der Residenz an, dass eine Vielzahl von Ideen eingebracht wurden, bis sie zu ihrem heutigen Erscheinungsbild kam. So ist ihre Frontansicht zum Hof hin zunächst ein zweigeschossiger Bau, aufgelockert von einem Mezzaningeschoss zwischen wie auch über den beiden Hauptgeschossen. In den Ehrenhof hinein treten zunächst beiderseits der Flügel kurze Balkone hervor, die in Verbindung mit einem Zurückweichen der Innenfronten den Palast recht wuchtig wirken lassen. Zum Mittelteil hin verjüngt sich der Bau: Während von der Front zwei Haupt- und Halbgeschosse zu entdecken sind, verschwindet ein Mezzanin an den seitlichen Innenfronten, das zweite Mezzanin sodann an der Hauptfassade am Mittelbau vollständig. Diese Verkürzung auf zwei Geschosse hat das Schloss mit Schloss Weißenstein gemein, ebenso mit französischen Bauten.
Die Würzburger Residenz folgt in ihrem Aufbau ganz dem Idealbild eines barocken Schlosses: Die Raumfolge mit Vestibül, Treppenhaus, Weißem Saal, Kaisersaal und Kaiserzimmern drückt in ihrer Pracht ganz den Machtanspruch aus, den ein absolutistischer Herrscher für sich beanspruchte. Die Kaiserzimmer sind zudem auf zwei Flügel aufgeteilt, wobei das Appartement im Südflügel das eigentliche Kaiserappartement darstellt. In ihrer Aufteilung entsprechen beide den Anforderungen an Gästezimmer für kaiserlichen Besuch: Die Abfolge von Antechambré, Audienzzimmer und Schlafzimmer wird im Südflügel zusätzlich durch das Spiegelkabinett vollendet. Im Nordflügel sind Audienz- und Schlafzimmer zwei kleine Räume zwischengelagert. Darüber hinaus befinden sich im Nordflügel noch zwei weitere Gästezimmer sowie das “Grünlackierte Zimmer”. Dank der großzügigen Abmessungen des Hauses befinden sich hinter den Paradezimmern Dienerschaftsgänge, die das ganze Haus durchziehen und von denen auch früher die Zimmer beheizt wurden. Sieht man sich genauer im Schloss um, so wird man entdecken, dass der Hauptteil der heute zu besichtigenden Inneneinrichtung der Residenz in die Barockzeit fällt (so die Kaiserzimmer, Kaisersaal, Treppenhaus). Aber auch verspieltere Stile sind zu finden, so der Rokoko des Weißen Saales, die ruhigere frühklassizistische Ausgestaltung des Grünlackierten Zimmers oder die von von Seinsheim in klassizistischem Stil umgearbeiteten Ingelheimzimmer, die Kontrapunkte zum überbordenden Barock der Kaiserzimmer, speziell des Spiegelkabinetts bilden.