Wiener Burgtheater

Mittwoch, 2. Januar 2019 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination:
Category/Kategorie: Allgemein, Opernhäuser, Theater, Bibliotheken
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© Anna Saini/cc-by-sa-4.0

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Das Burgtheater in Wien ist ein Bundestheater. Es gilt als eine der bedeutendsten Bühnen Europas und ist nach der Comédie-Française das zweitälteste europäische sowie das größte deutschsprachige Sprechtheater. Das alte Burgtheater befand sich seit 1748 am Michaelerplatz. Im Oktober 1888 wurde das neue Haus am heutigen Universitätsring (damals Franzensring) eröffnet. Nachdem dieses 1945 infolge von Bombenangriffen vollständig ausgebrannt war, diente das Ronacher bis zur Wiedereröffnung am 14. Oktober 1955 als Ausweichquartier. Das Burgtheater gilt als österreichisches Nationaltheater. Ältere Namen des Burgtheaters waren k.k. Theater nächst der Burg und danach bis 1918 k.k. Hof-Burgtheater. Vor allem in Wien wird es häufig kurz “Die Burg” genannt, die Ensemblemitglieder kennt man als “Burgschauspieler”. Nach Zahl der Mitarbeiter und Budget ist es das “reichste und größte Repertoiretheater der Welt”.

Das k.k. Hofburgtheater am Ring gegenüber dem Rathaus, ist ein Bau des Historismus. Es wurde am 14. Oktober 1888 mit Grillparzers Esther und Schillers Wallensteins Lager eröffnet. Es wurde von Gottfried Semper (Grundriss) und Karl Freiherr von Hasenauer (Fassade), die bereits das Kaiserforum in Wien gemeinsam geplant hatten, in den Formen der italienischen Hochrenaissance entworfen. Die Innenausstattung weist eine üppig barockisierende Ausstattung auf. Die Bauarbeiten begannen am 16. Dezember 1874 und zogen sich 14 Jahre hin, in denen sich das Architektenduo zerstritt. Bereits 1876 zog sich Semper auf Grund gesundheitlicher Probleme nach Rom zurück und ließ Hasenauer seine Ideen alleine realisieren, der sich im Streit der Architekten vor allem für ein prachtvoll ausgestaltetes Logentheater eingesetzt hatte. Indes schuf der bekannte Wiener Maler Gustav Klimt gemeinsam mit seinem Bruder Ernst Klimt und mit Franz Matsch 1886–1888 die Deckengemälde in den beiden Stiegenhäusern des neuen Theaters. Die drei übernahmen diese Aufgabe nach ähnlichen Auftragsarbeiten in den Stadttheatern von Fiume und Karlsbad sowie im Bukarester Nationaltheater. In der Feststiege auf der dem Café Landtmann zugewandten Seite des Burgtheaters (Erzherzogstiege) bildete Gustav Klimt die Künstler des Antiken Theaters Taormina auf Sizilien, im Stiegenhaus auf der “Volksgarten“-Seite (Kaiserstiege, weil sie dem Kaiser vorbehalten war) das Londoner Globe Theatre und die Schlussszene aus William Shakespeares Romeo und Julia nach. Über dem Eingang zum Zuschauerraum ist Der Eingebildete Kranke Molières zu entdecken. Im Hintergrund verewigte sich der Maler in Gesellschaft seiner beiden Kollegen. Kaiser Franz Joseph I. gefielen die Deckengemälde so sehr, dass er den Mitgliedern der Künstlerkompanie von Klimt das Goldene Verdienstkreuz verlieh. Das neue Gebäude ähnelt äußerlich der Dresdner Semperoper, mehr noch aber, aufgrund der beiden für Theaterbauten ganz untypischen Querflügel mit den Prunkstiegen, Sempers Münchner Projekt aus den Jahren 1865/1866 für ein Richard-WagnerFestspielhaus über der Isar. Über dem Mitteltrakt befindet sich eine Loggia, die von zwei Seitenflügeln eingerahmt und aus einem Bühnenhaus mit Giebeldach und einem Zuschauerhaus mit Zeltdach geteilt wird. Über dem Mittelhaus schmückt eine Statue von Apollon die Fassade, der zwischen den Musen für Drama und Tragödie thront. Über den Haupteingängen befinden sich Friese mit Bacchus und Ariadne. An der Außenfassade rundum sind Porträtbüsten der Dichter Calderon, Shakespeare, Molière, Schiller, Goethe, Lessing, Halm, Grillparzer und Hebbel zu sehen. Die Masken, die ebenfalls hier zu sehen sind, weisen auf das antike Theater hin, außerdem schmücken allegorische Darstellungen die Seitentrakte: Liebe, Hass, Demut, Herrschsucht, Egoismus und Heroismus. Obwohl das Theater seit 1919 den Namen Burgtheater trägt, ist die alte Aufschrift K.K. Hofburgtheater über dem Haupteingang immer noch vorhanden. Einige Bilder der alten Porträtgalerie wurden im neuen Gebäude aufgehängt und sind heute noch zu sehen – allerdings waren diese Bilder ursprünglich kleiner, man musste sie “verlängern”, damit sie im hohen Raum besser wirken. Die Stellen dieser “Ergänzungen” sind als feine Linien auf der Leinwand sichtbar. Das Burgtheater wurde zunächst auf Grund seines prachtvollen Aussehens und der technischen Neuerungen wie elektrischer Beleuchtung von den Wienern gut aufgenommen, doch bald wurde Kritik an der schlechten Akustik laut. 1897 erfolgte ein Umbau des Zuschauerraums, um die Akustikprobleme zu mindern. Das neue Theater wurde zu einem wichtigen Treffpunkt des Gesellschaftslebens und zählte schon bald zu den “Heiligtümern” der Wiener. Im November 1918 ging die Aufsicht über das Theater vom Obersthofmeister des Kaisers auf den neuen Staat Deutschösterreich über. 1922/1923 wurde das Akademietheater als Kammerspielbühne des Burgtheaters eröffnet. Am 8. Mai 1925 ging das Burgtheater in die österreichische Kriminalchronik ein, als hier Mentscha Karnitschewa ein Revolverattentat auf Todor Panica verübte.

Der Zuschauerraum bietet etwa 1.340 Zuschauern Platz (1.175 Sitzplätze) und ist damit einer der größten unter Europas Schauspielhäusern. Das Bühnen-Portal ist 12 m breit und am höchsten Punkt 9 m hoch. Die Schnürböden und Beleuchtungsbrücken befinden sich in 28 m Höhe. Die Bühnenfläche beträgt rund 780 m², bei einer Breite von 31 Metern und einer Tiefe von etwa 25 Metern – sie kann allerdings durch eine Erweiterung im Cercle-Bereich erweitert werden. Die Bühne selbst befindet sich im 1. Stock des Theatergebäudes, für die Schauspieler gibt es auf beiden Seiten der Bühne je zwei Eingänge. Im Hinterbühnenbereich existiert ein großer Aufzug, der 20 Meter breit und 1,5 Meter tief ist und somit zur Beförderung von Dekorationen geeignet ist, die zwar sehr breit und bis zu 3,5 Meter hoch, aber nur knapp 1,25 Meter tief sein dürfen. Größere Kulissenteile können nur gekippt transportiert werden. Die Bühne wurde 1954 von der österreichischen Firma Waagner Biro, die auch bei anderen Bühnen- und Opernhäusern Erfahrung besitzt, neu errichtet. Die Hauptbühne ist mit einer Drehzylinderbühne ausgestattet, die einen Durchmesser von 21 m und vier Versenkungen hat, die bis 8,8 m abgefahren werden können. Sie wurde nach den Plänen von Sepp Nordegg errichtet und ist insgesamt 5 Stockwerke tief, so können die Bühnenbilder im Paternoster-Prinzip getauscht werden. Die im Jahr 1994 begonnene Bühnenrenovierung wurde 2004 beendet, dabei wurde unter anderem die alte Steuerung durch eine Computersteuerung ersetzt. Die Drehzylinderbühne hat zwei Bühnenwagen und vier Versenkungen, eine Drehbühne mit 21 Meter Durchmesser und sechs Orchesterversenkungen, die für 70 Musiker Platz bieten. Der Eiserne Vorhang des Burgtheaters wiegt 16,8 Tonnen und kann im Notfall – zum Beispiel bei einem Brand – den Bühnenraum vom Zuschauerraum innerhalb von 28 Sekunden trennen und hält die Flammen mindestens 20 Minuten auf. Nach dem Großbrand des Ringtheaters wurden alle Wiener Theater verpflichtet, die Bühnen mit einem Eisernen Vorhang zu versehen. Der alte wurde allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg durch den heutigen ausgetauscht. Das Burgtheater hat eine hauseigene Betriebsfeuerwehr, die unter anderem prüfen muss, ob im Fall einer Alarmmeldung durch einen der besonders sensiblen Rauchmelder möglicherweise ein kontrolliertes Feuer auf der Bühne die Ursache ist, aber auch im Ernstfall die ersten Löscharbeiten durchführen muss. Architektonisch einzigartig und patentiert ist die riesige Luftschleuse, das Belüftungssystem des Theaters, das sich unter dem runden Dach der Luftansaughütte, von den Wienern einfach Schwammerl genannt, auf der Seite des Volksgartens verbirgt und nach den Plänen des Architektenbüros von Ignaz Gridl konstruiert wurde. Die Luft wird durch Filter geblasen, gereinigt und temperiert. Die verbrauchte Luft wird aus dem Zuschauerraum durch das Messinggitter des Kristalllusterkranzes im Zentrum der Saaldecke aus dem Raum ins Freie abgezogen. Den Sog dafür erzeugt der “Blasengel”, eine grüne Engelsfigur mit einem Blasinstrument, die als Wetterfahne auf der Kuppel steht. Diesen Teil des Belüftungssystems kann man am besten im Dachboden (“Lusterboden”) und auf dem Kuppeldach des Theaters betrachten.

Zuschauerraum © Bwag/cc-by-sa-4.0 Feststiege © Bwag/cc-by-sa-4.0 © MrPanyGoff/cc-by-sa-3.0 © Gryffindor/cc-by-2.5 © Anna Saini/cc-by-sa-4.0
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Zuschauerraum © Bwag/cc-by-sa-4.0
Weitere Spielstätten und Probebühnen des Burgtheaters sind:

  • Das Akademietheater, in den Jahren 1911 bis 1913 von den Architekten Fellner und Helmer und Ludwig Baumann erbaut, ist seit 1922 die zweite Spielstätte des Burgtheaters. Es wurde seither umgebaut und bühnentechnisch erneuert.
  • Das Kasino am Schwarzenbergplatz im Palais Erzherzog Ludwig Viktor gilt als Spielstätte für Gegenwartsstücke und Spezialprojekte. Es wurde unter Direktor Benning am 26. April 1981 als 3. Raum am Schwarzenbergplatz eröffnet und wird seither mit Unterbrechungen bespielt. Der gegenwärtige Name stammt aus der Direktion Peymann, die den Raum zunächst nur als Probebühne nutzte.
  • Das Vestibül ist die Studiobühne des Burgtheaters und befindet sich unter der dem Café Landtmann zugewandten Feststiege. Das Vestibül wurde in den 1990er Jahren für Aufführungen hergerichtet.
  • Der Lusterboden ist eine im Dachgeschoss des Burgtheaters in einer Höhe von 43 Metern befindliche Probebühne. Diesen Raum im Dachboden gibt es seit 1955, er wird unter anderem als Requisitenlager verwendet. Ab dem 16. September 1979 wurde er auch immer wieder für Aufführungen herangezogen (zuerst als 3. Raum – Lusterboden, später nur Lusterboden), dann durch den Raum am Schwarzenbergplatz ersetzt. Als dieser wieder für Proben verwendet wurde, griff man unter Peymann erneut auf den Lusterboden als Aufführungsstätte zurück, von 1986 bis 1993 fungierte der Lusterboden als regelmäßige Spielstätte des Hauses. Seit 1993 verbietet das Veranstaltungsgesetz das öffentliche Bespielen von Theaterräumen, die sich höher als 8 Meter über dem Straßenniveau befinden. Schließlich wurde der Lusterboden nach der Wiedereröffnung des Raums am Schwarzenbergplatz erneut als Probebühne verwendet, wozu er auch gegenwärtig dient.
  • Eine ungewöhnliche Spielstätte hatte die Inszenierung Der Anatom von Klaus Pohl mit Ignaz Kirchner. Sie fand im Anatomischen Saal der Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz statt (2005–2006).
  • Die außergewöhnliche Inszenierung von Letzter Aufruf von Albert Ostermaier, der ersten Zusammenarbeit von Andrea Breth mit dem Bühnenbildner von Martin Kušej, Martin Zehetgruber, wurde auf der Probebühne 1 im Arsenal im 3. Bezirk gespielt, die kurzfristig zu einem Theaterraum umgebaut wurde (2002). Auf derselben Probebühne fanden im Juni 2010 drei Vorstellungen von Christoph Schlingensiefs letztem Theaterstück Via Intolleranza II statt.
  • Eine besondere Spielstätte bot die Feststiege des Burgtheaters Christian Nickels Inszenierung Die Wand nach dem Roman von Marlen Haushofer im Dezember 2012.
  • Eine weitere Probebühne befindet sich in der Turnergasse im 15. Gemeindebezirk.

Das Burgtheater stand für die Wiener schon immer im Rampenlicht. Es galt stets als besonders vornehm, “in die Burg” zu gehen. Bereits im 19. Jahrhundert gehörten die Gerüchte und die Skandale um die Burgschauspieler zu den beliebtesten Themen der Wiener. In der Burg konnten sich die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten (Bürgertum und Adel) treffen, obwohl ihre Plätze strikt voneinander getrennt waren. Die Burgschauspieler “verbanden” die zwei Stände und genossen dadurch in Wien einen besonders hohen sozialen Status. Die Schauspielerin Charlotte Wolter beispielsweise wurde geradezu hysterisch gefeiert, ihre Stimme – der kräftige “Wolter-Schrei” – war legendär. Später, in den 1940er Jahren, war natürlich das Ehepaar Paula Wessely und Attila Hörbiger Publikumsliebling Nummer 1. “Die Wessely” wurde von den Damen gern nachgeahmt, ihre Frisur, der “Wessely-Scheitel”, machte Mode. Die Popularität der beiden wurde aber auch zu Propagandazwecken missbraucht, als sie sich für den Vollzug des Anschlusses einsetzten. Die Töchter des Ehepaares, die später alle Schauspieler geworden sind, litten oft unter dem Ruhm ihrer Eltern. “Die Burg” geriet manchmal allerdings auch in negative Schlagzeilen. Im Vorfeld der Uraufführung von Thomas Bernhards Heldenplatz 1988 fühlten sich viele Österreicher in ihrer Ehre gekränkt, weshalb die als Protest dagegen gedachte Großaktion von Martin Humer, der Kuhmist vor dem Burgtheater ablud, bei vielen Gefallen fand. Ebenfalls wenig beeindruckt waren viele Wiener von der Performance von Hermann Nitsch im Jahr 2005. Beerdigungen berühmter Burgschauspieler sind nach wie vor ein gern besuchtes Ereignis, die Wiener lieben “die schöne Leich“. Diese Eigenschaft der Wiener wurde allerdings im musikalischen Stück Pompes Funèbres von Franz Wittenbrink auf der Bühne karikiert. Besonders große Ereignisse waren 1981 das Begräbnis von Paul Hörbiger und 1996 die Verabschiedung von Josef Meinrad, zu denen Tausende aus ganz Österreich angereist sind. Meinrad war so beliebt, dass der Platz zwischen dem Burgtheater und dem Volksgarten nach ihm benannt wurde. Während heutzutage andere Theater nicht selten ums Überleben kämpfen müssen, scheint die Lust der Wiener, in die Burg zu gehen, ungebrochen zu sein. Die Auslastung des Hauses betrug in der Saison 2005/06 bei 313.000 Besuchern 84 Prozent. Das Einnahmen-Soll wurde um 380.000 € übertroffen, insgesamt wurden sechs Millionen Euro eingespielt. Ein großes Gesprächsthema der Wiener ist immer die Ernennung eines neuen Intendanten – meistens beginnt die Spekulation über die Person des möglichen Direktors schon Monate vor der Entscheidung, die vom jeweiligen Staatssekretär für Kultur und Medien bekanntgegeben wird und in der Regel noch monatelang für weiteren Gesprächsstoff sorgt. Im Hauptgebäude des Theaters befinden sich zwei Unternehmen, die zwar nicht zum Burgtheater gehören, aber mittlerweile zu „Institutionen“ geworden sind. Das Buchgeschäft Leporello befindet sich auf der linken Seite der Eingangshalle und führt nebst Büchern auch Geschenksgegenstände des Burgtheaters sowie signierte Szenenphotos. Es sperrt in der Regel eine Stunde vor Vorstellungsbeginn auf und bleibt bis Vorstellungsende geöffnet. Im rechten, südlichen Flügel des Theaters ist das Nobelrestaurant Vestibül untergebracht, das ein architektonisches “Spiegelbild” der gleichnamigen Spielstätte im linken Flügel des Gebäudes und vor allem für sein Weinangebot bekannt ist. Im Restaurant sind, ähnlich wie im Café Landtmann, vor und nach der Vorstellung oft Schauspieler und Theaterleute anzutreffen. Das Burgtheater ist auf der Rückseite der 50-Schilling-Banknote von 1970 zu sehen. Es ist auch wiederholt Motiv österreichischer Münzen und Briefmarken.

Der natürlich auch anderswo verbreitete spezielle Theater-Aberglaube ist auch im Burgtheater, wo auf Tradition ein besonders großer Wert gelegt wird, anzutreffen, und daraus resultierende Bräuche und Rituale werden stets eingehalten. Viele Schauspieler glauben sogar – mit einem gewissen Augenzwinkern –, dass das Haus einen “Hausgeist” hat. Es gibt strikte Hausregeln, zum Beispiel solche, die die Verbeugung regeln. Die Verbeugungsordnung schreibt vor, wer, wann und mit wem sich verbeugen soll, mit Sonderregeln für die Premiere. Eine solche Regel ist angeblich zum Beispiel, dass alle, die im zweiten Akt spielen, sich verbeugen müssen, diejenigen, die nur im ersten Akt auftreten, können es natürlich auch tun, müssen aber nicht. Bei der Premiere verbeugen sich in der Regel alle Mitwirkenden, auch die Komparsen und Kinderdarsteller. Für besondere Ensemblemitglieder galten manchmal andere Regeln, so musste sich zum Beispiel der alte Paul Hörbiger nicht immer mit den anderen verbeugen, weil er sonst seinen Zug verpasst hätte. Das sogenannte Vorhangverbot war ein ungeschriebenes Gesetz, das fast 200 Jahre eingehalten wurde. Es geht auf eine polizeiliche Theaterordnung vom 19. August 1798 zurück, die vorschrieb, dass sich vor dem Vorhang nur Gäste und Debütanten, aber keine Ensemblemitglieder verbeugen durften. Der Grund war das hohe Ansehen der Schauspieler, sie galten als “Schauspieler Seiner Majestät” und als solche wäre es für sie unmöglich gewesen, sich vor dem gemeinen Volk zu verbeugen. Das Vorhangverbot, dessen Abschaffung im Lauf der Zeit immer wieder diskutiert wurde, das auch nicht lückenlos eingehalten wurde – etwa bei Aufführungen für Kinder – und nur für das Haupthaus (also nie für das Akademietheater) galt, wurde mit Beginn der Saison 1983/1984 vom damaligen Unterrichtsminister Helmut Zilk aufgehoben. Die erste Premiere ohne Vorhangverbot war Nestroys Höllenangst in der Inszenierung von Leopold Lindtberg.

Die Gesellschaft der Freunde des Burgtheaters ist eine als eingetragener Verein wirkende Publikumsorganisation, die 1956 von ungefähr 200 Theaterliebhabern gegründet wurde und in der Goethegasse im 1. Bezirk Wiens ihren Sitz hat. Unter den Gründern waren auch berühmte Persönlichkeiten wie Friedrich Heer und Clemens Holzmeister. Seitdem erhöhte sich die Mitgliedschaft auf etwa 700 Personen. Der Gesellschaft steht ein eigenes Theaterkontingent mit fixen Plätzen für die erste Vorstellung nach jeder Premiere auf allen Spielstätten des Theaters zur Verfügung. Der Verein pflegt einen intensiven Kontakt zum Haus und zu den Schauspielern. Er organisiert Publikumstreffen, Lesungen, Buchpräsentationen und Informationsabende für seine Mitglieder, weiters versucht er auch das junge Publikum anzusprechen, indem er versucht, beliebte Nachwuchskünstler für diese Veranstaltungen zu engagieren. Die Gesellschaft unterstützt auch das Studium talentierter Jungschauspieler am Max Reinhardt Seminar und schreibt manchmal Schreibwettbewerbe aus.

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