Am heutigen Standort befand sich ursprünglich die Klosterkirche einer um 750 gegründeten Benediktinerabtei. Wegen ihrer Lage zu der damaligen Stadt trug die Kirche bereits den Namen West Minster. Die eigentliche Westminster Abbey wurde zwischen 1045 und 1065 unter Eduard dem Bekenner im romanischen Stil erbaut. Die Weihe der Abtei fand am 28. Dezember 1065 statt. Der König war bereits zu krank, um den Feierlichkeiten beizuwohnen, und wurde nach seinem Ableben hier beigesetzt. Die einzige noch erhaltene Abbildung dieser ersten Abtei findet sich auf dem Teppich von Bayeux. Im Jahre 1245 gab Heinrich III. den Bau der heutigen Kirche im Stil der französischen Hochgotik in Auftrag. Bis 1269 waren Chor, Querhaus und der östliche Teil des Langhauses mit dem benachbarten Kreuzgang und dem Kapitelhaus vollendet. Als Architekt dieses Bauabschnitts ist ein “Henry of Reyns” überliefert, der, wie die Bauformen bezeugen, von der Kathedrale von Reims kam. Erst einhundert Jahre später wurde in den Jahren 1376–1506 das Langhaus errichtet, ohne dass es dabei zu einer Änderung des Formensystems gekommen ist. Der untere Teil der Westfassade stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die beiden Haupttürme dagegen wurden erst zwischen 1722 und 1745 von Christopher Wren, Nicholas Hawksmoor und John James errichtet, die dabei gleichfalls den gotischen Stil rezipierten. In dieser Hinsicht ist Westminster Abbey der französischste unter den englischen Kirchenbauten der Gotik. Der Bau der prachtvollen Kapelle Heinrichs VII., eines der schönsten spätgotischen Werke in Europa, wurde 1503–1519 in den reichen Formen des Perpendicular Style ausgeführt. Der größte Teil des Steines kam von Caen in Frankreich (Pierre de Caen), der Isle of Portland (Portland) und der Region Pays de la Loire in Frankreich. Purbeck-Marmor wurde für das Mauerwerk und die Böden von Westminster Abbey benutzt, auch wenn die verschiedenen Grabsteine aus unterschiedlichen Marmorarten bestehen.
Der Haupteingang befindet sich an der Westseite. Das Portal wird von Darstellungen der vier christlichen TugendenWahrheit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Friede sowie von zehn Märtyrern des 20. Jahrhunderts (Maximilian Kolbe, Manche Masemola, Janani Luwum, Elisabeth von Hessen-Darmstadt, Martin Luther King, Óscar Romero, Dietrich Bonhoeffer, Esther John, Lucian Tapiedi und Wang Zhiming) gerahmt. Im Mittelschiff liegt das Grab des Unbekannten Soldaten. In Erde von französischen Schlachtfeldern ruht dort ein unbekannter Soldat des Ersten Weltkriegs “inmitten der Könige, weil er seinem Gott und Vaterland gut diente”, wie eine Inschrift auf schwarzem Marmor verkündet. Der Gefallenen beider Weltkriege wird auch in der St.-Georgs-Kapelle gedacht. Im Längsschiff befinden sich die Gräber des Afrikaforschers David Livingstone, des Dichters Ben Jonson sowie der PremierministerBonar Law und Chamberlain. Im rechten (südlichen) Querschiff befindet sich Poets’ Corner mit einem Denkmal für Shakespeare und den Grabmälern von Chaucer, Tennyson, Browning, Longfellow, Dickens, Händel und viele andere. Im linken (nördlichen) Querschiff sind zahlreiche berühmte britische Staatsmänner bestattet, unter anderen Pitt der ältere, Palmerston, Disraeli und Gladstone. Vom nördlichen Teil des Querschiffs betritt man die hinter dem Hochaltar gelegene “Kapelle Eduards des Bekenners“. In der Mitte ist der Sarg des 1066 gestorbenen Königs. Dahinter steht der Krönungsstuhl, in dem sich bis 1996 der Stone of Scone befand. Auf diesem Stein wurden jahrhundertelang die schottischen Könige gekrönt, bis ihn Eduard I. im Jahr 1297 den Schotten abnahm. An Weihnachten 1950 wurde der Stein gestohlen und erst nach langem Suchen wiedergefunden. 1996 wurde er offiziell an Schottland zurückgegeben und befindet sich seitdem im Schloss von Edinburgh. Der Stein gilt als ein Symbol für die Einheit der Königreiche England und Schottland. In dieser Kapelle befinden sich die Särge von Heinrich III., Eduard I., Eduard III., Richard II. und Heinrich V. Den östlichen Abschluss bildet die große dreischiffige Kapelle Heinrichs VII. Beachtenswert ist vor allem die herrliche Decke. Am Ende der Kapelle ruhen in einem Marmorsarg seine Gebeine und die seiner Gemahlin Elizabeth of York. Im linken Seitenschiff stehen die Särge Elisabeths I. und Marias I., im rechten Seitenschiff der von Elisabeths Widersacherin, der schottischen Königin Maria Stuart. Seit Wilhelm dem Eroberer wurden alle Könige von England bzw. des Vereinigten Königreichs in Westminster Abbey gekrönt. Traditionell wird die Krönung durch den Erzbischof von Canterbury vorgenommen. Bis zu Georg II. († 1760) wurden auch fast alle Könige hier beigesetzt. Seit 1911 wurden aus Platzgründen zunehmend nur mehr Urnen bestattet, was schließlich durch das Kapitel zur Regel erhoben wurde. Seit 1936 hat (außer in der privaten Gruft der Dukes of Northumberland) keine Sargbestattung mehr in Westminster Abbey und ihrem Kreuzgang stattgefunden. Ähnliche Regeln gelten auch in der St Paul’s Cathedral.
Das Westminster Abbey Museum befindet sich in der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Unterkirche unterhalb des früheren Dormitoriums der Mönche. Dabei handelt es sich um einen der ältesten Teile der Abbey, die bis auf die Gründung der normannischen Kirche durch Edward den Bekenner im Jahr 1065 zurückgeht. Seit 1908 ist hier ein Museum eingerichtet. Die Sammlungen des Museums enthalten neben einer Sammlung königlicher Begräbnisgegenstände (z. B. Begräbnissattel, Helm und Schild Heinrichs V.), einer Reihe mittelalterlicher Gläser, Skulpturfragmenten aus dem 12. Jahrhundert auch den Kröningsstuhl Königin Marys II. Nachbildungen der Kronjuwelen sowie historische Bildnisse von Edward III., Henry VII. und seiner Frau, Elisabeth I., Karl II., William III., Mary II. sowie Königin Anne. Wachsfiguren von Horatio Nelson sowie dem Premierminister William Pitt zeigen sie in einigen ihrer originalen Kleidungsstücke. Im Rahmen von Restaurierungsarbeiten eines Bildnisses von Elizabeth I. wurde ein originales Korsett gefunden, welches auf 1603 datiert wird. Ein weiteres Ausstellungsstück ist Englands ältestes erhaltenes Altarbild, das Westminster Retable aus dem späten 13. Jahrhundert. Höchstwahrscheinlich wurde es für den Hochaltar der Abbey entworfen und in den vergangenen Jahrhunderten schwer beschädigt – für die Ausstellung wurde es sorgfältig gereinigt und konserviert.