In der Gedenkstätte Walhalla in Donaustauf im bayerischen Landkreis Regensburg werden – ursprünglich auf Veranlassung des bayerischen Königs Ludwig I. – seit 1842 bedeutende Persönlichkeiten “teutscher Zunge” mit Marmorbüsten und Gedenktafeln geehrt. Benannt ist sie nach Walhall, der Halle der Gefallenen in der nordischen Mythologie. Zur Eröffnung im Jahre 1842 wurden 160 Personen mit 96 Büsten und, in den Fällen fehlender authentischer Abbildungen oder bei Handlungen wie dem Rütlischwur, 64 Gedenktafeln geehrt. Gegenwärtig umfasst die Sammlung 130 Büsten und 65 Gedenktafeln, die an 195 Personen, Taten und Gruppen erinnert. Zwölf der Geehrten sind Frauen.
Jedermann kann eine zu ehrende Persönlichkeit aus der germanischen Sprachfamilie frühestens 20 Jahre nach deren Tod vorschlagen und trägt dann gegebenenfalls die Kosten für die Anfertigung und Aufstellung der Büste. Über die Neuaufnahmen entscheidet der Bayerische Ministerrat. Am 29. Jahrestag der Völkerschlacht, dem 18. Oktober 1842, eröffnete Ludwig I. den Bau mit Worten, die auf einem Stein vor der Walhalla zu lesen sind:
“Möchte Walhalla förderlich sein der Erstarkung und der Vermehrung deutschen Sinnes! Möchten alle Deutschen, welchen Stammes sie auch seien, immer fühlen, dass sie ein gemeinsames Vaterland haben, ein Vaterland auf das sie stolz sein können, und jeder trage bei, soviel er vermag, zu dessen Verherrlichung.”
Der Architekt Leo von Klenze errichtete den als “Ruhmestempel” gedachten Bau aus Kelheimer Kalkstein im Auftrag König Ludwigs von 1830 bis 1842 hoch über der Donau bei Regensburg. Die Walhalla entstand im klassizistischen Stil und erhielt die Gestalt eines marmornen griechischen Tempels im Stil eines dorischen Peripteros nach dem Vorbild des Parthenon in Athen. Die Länge des Tempelbaus beträgt 66,7 Meter, die Breite 31,6 Meter, die Höhe 20 Meter. Die Gesamtanlage mit Unterbau ist 125 Meter lang und 55 Meter hoch. Innen ist die Walhalla 48,5 Meter lang, 14 Meter breit und 15,5 Meter hoch. Das Dach wird von einer für die damalige Zeit modernen Eisenkonstruktion getragen.
Benannt ist die Anlage nach Walhall, der Wohnstatt der tapfersten gefallenen Krieger in der germanischen Mythologie. Die Walhalla ist das älteste Beispiel einer Gruppe monumentaler Gedenkbauwerke Deutschlands, zusammen mit dem Niederwalddenkmal bei Rüdesheim am Rhein, dem Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig, dem Kyffhäuserdenkmal, dem Deutschen Eck in Koblenz, dem Hermannsdenkmal bei Detmold und der Berliner Siegessäule. Die Walhalla war mit Baukosten von vier Millionen Gulden Ludwigs teuerstes Projekt. Das vollplastische Giebelfeld der Nordseite zeigt links die Germanen unter Arminius in der Schlacht im Teutoburger Wald gegen die von Westen (rechts) anstürmenden Römer. Das südliche Giebelfeld stellt Teutschlands Befreyung im Jahr 1814 dar: In der Mitte Germania, von links und rechts nähern sich huldigend die deutschen Teilstaaten und Bundesfestungen, im Zwickel sind die Grenzflüsse Rhein und Mosel symbolisiert. Der umlaufende Innenfries von Martin von Wagner stellt die Frühgeschichte der Germanen, ihren Aufbruch vom Kaukasus und ihre Einwanderung in Mitteleuropa dar. Die letzte Etappe bildet die Bekehrung zum christlichen Glauben durch den Heiligen Bonifatius.