Das Thomas-Mann-Haus (offiziell: Thomas Mann House) in Pacific Palisades, Los Angeles, im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien ist das ehemalige Wohnhaus des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann, der darin mit seiner Familie während seines Exils von 1942 bis 1952 lebte. Das vom Architekten Julius Ralph Davidson entworfene Haus am San Remo Drive Nummer 1550 wurde in den Jahren 1941/42 erbaut. 2016 kaufte es die deutsche Bundesregierung, am 18. Juni 2018 wurde es als transatlantische Begegnungsstätte eröffnet.
Das Thomas-Mann-Haus befindet sich im sogenannten Riviera-District von Pacific Palisades, westlich von Los Angeles. Während der Zeit des Nationalsozialismus fanden viele deutschsprachige Emigranten Zuflucht in den USA. Kalifornien und insbesondere der Großraum Los Angeles wurden dabei für viele Künstler, Schriftsteller und Intellektuelle, aber auch für zahlreiche andere Emigranten zu einem bevorzugten Exil-Ort. Ebenfalls in Pacific Palisades befindet sich die Villa Aurora, in der Lion Feuchtwanger und seine Frau seit 1943 im Exil lebten. Bei seinem Sommeraufenthalt 1940 im vornehmen Brentwood entschied sich das Ehepaar Mann, nach Kalifornien zu ziehen. 1941 mietete es ein Haus oberhalb des Santa Monica Canyons. Sie kauften im selben Jahr ein rund 6000 m² großes Grundstück in Pacific Palisades, das zu einer Zitronenplantage gehörte. Ihnen war auch die heutige Villa Aurora zum Kauf angeboten worden, doch wünschten sie sich einen Neubau, der kleiner und wohnlicher sein sollte.
Wegen der sieben auf dem Grundstück stehenden Palmen nannte Thomas Mann das Haus wie auch das gesamte Anwesen “Seven Palms”. Bei der Anlage des Gartens griff die Familie Mann auf einen Emigranten zurück. Der aus Battenfeld stammende und 1931 in die USA emigrierte Gärtner Theodor Löwenstein legte ihn 1942 für 1100 Dollar an. Neben seiner Arbeit als Gärtner fungierte Löwenstein zwischen 1936 und 1938 als Präsident des German Jewish Club of 1933. In dem Haus entstanden einige der wichtigsten Werke Thomas Manns, darunter sein Roman Doktor Faustus, große Teile des vierten Bandes der Joseph-Tetralogie sowie zahlreiche politische Reden und Schriften, in denen Thomas Mann seine Gegnerschaft zum deutschen NS-Regime zum Ausdruck brachte, darunter ein Großteil seiner Radioansprachen Deutsche Hörer!. Seit 1948 lebte auch die Tochter Erika Mann im Haus. Im Juni 1952 verließen Thomas und Katia Mann mit Erika das Haus und kehrten aus Enttäuschung über die amerikanische Nachkriegspolitik und den McCarthyismus in die Schweiz zurück. Dort hatten sie bereits zwischen 1933 und 1938 im Exil gelebt. Aus Zürich schrieb Mann seiner amerikanischen Gönnerin Agnes E. Meyer am 7. November 1952, besorgt um sein Ansehen in den Vereinigten Staaten: “Wir wollen zwar unser kalifornisches Haus, das uns längst zu gross geworden war, verkaufen (wenn wir einen anständigen Preis dafür bekommen). Aber nichts wünsche ich mir weniger, als dass drüben der Eindruck entstünde, dass ich Amerika den Rücken kehre. (…) Ich bleibe ja American citizen (…).” Als Mann in Erlenbach ZH unter nach seiner Ansicht zu beengten Umständen lebte und sich darüber beklagte, dass in sein Arbeitszimmer nicht einmal ein Sofa passe, schrieb er im September 1953 an Agnes E. Meyer: “Ich vermisse mein kalifornisches Haus.” Die Villa, “that home which I have come to love”, sah Thomas Mann nicht wieder. Im September 1953 kaufte das amerikanische Rechtsanwaltsehepaar Chet und Jon Lappen das Haus für 50.000 Dollar. Die Familie fügte Anbauten an, legte im Garten einen Swimmingpool an und lebte bis 2010 in dem Anwesen. Anschließend wurde das Haus für einige Jahre vermietet, blieb aber im Besitz der Familie Lappen.
Im Sommer 2016 stand das mangelhaft instand gehaltene Gebäude zum Verkauf, ohne dass auf die prominenten Vorbesitzer hingewiesen wurde. Der Abriss der Villa drohte. Herta Müller, Literaturnobelpreisträgerin wie Thomas Mann, und andere Schriftsteller warnten davor, dass ein wichtiger Ort für die deutsche Exilliteratur verloren zu gehen drohe. Politiker, darunter die Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Frank-Walter Steinmeier als Außenminister, griffen den Vorschlag auf, das Gebäude in eine Stätte der Erinnerung und Begegnung zu verwandeln. Im November 2016 kaufte die deutsche Bundesregierung das Haus für rund 13 Millionen Dollar. Unterstützt wurden die sich lange hinziehenden Bemühungen der Bundesregierung zum Kauf von Bewohnern des Riviera-Viertels. 2017 begannen die Umbauarbeiten, die etwa fünf Millionen Dollar kosteten. Das Gebäude wurde grundlegend saniert. Dabei blieb der Grundriss erhalten, außerdem das Arbeitszimmer Thomas Manns. Im Juli 2018 berichtete der Spiegel von Unruhe um das Haus, das akademische Programm und Genossenfilz. Das Resultat war eine Kontroverse bezüglich des Baus und der internen Strukturen des Vereins “Villa Aurora & Thomas Mann Haus”, dessen Geschäftsführerin Annette Rupp zur gleichen Zeit gekündigt hatte. Im Hauptgebäude werden vier Stipendiaten untergebracht, ein fünfter in einem Neubau, der neben dem Schwimmbecken errichtet wurde. Finanziert werden die mit jeweils 3500 Euro monatlich dotierten Stipendien von Stiftungen, zum einen Teil von der Bosch- und der Berthold Leibinger Stiftung, zum anderen von der Krupp-Stiftung. Am 18. Juni 2018 wurde der Komplex von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet. Die Eröffnung fiel in eine Phase der Spannungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten unter der Präsidentschaft von Donald Trump. Steinmeier sagte: “Das Ringen um Demokratie, das Ringen um eine freie und offene Gesellschaft ist das, was uns, die Vereinigten Staaten und Deutschland, auch weiterhin verbinden wird.” Von den Nachkommen Katia und Thomas Manns nahm deren Enkel Frido Mann an der Eröffnung teil. Er hatte Teile seiner Kindheit in dem Haus verbracht.
Das Thomas-Mann-Haus wird durch Mittel des Auswärtigen Amtes, von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie durch Stiftungsgelder finanziert. Die Programmplanung liegt in der Verantwortung des Villa Aurora & Thomas Mann House e. V. Das Haus bietet ein Residenzprogramm, an dem bis zu fünf Stipendiaten gleichzeitig teilnehmen können. Ziel ist es, “Gelegenheit zum Austausch untereinander und mit dem Gastland über die großen Fragen unserer Zeit” zu geben. Eine Konferenz zum Thema The Struggle for Democracy bildete am 19. Juni 2018 den Auftakt. Seit Eröffnung des Hauses im Juni 2018 wurde unter Programmdirektor Nikolai Blaumer eine Vielzahl unterschiedlicher Programme erarbeitet: Konferenzen, Lesungen, Konzerte oder Diskussionen, die in Anlehnung an die Forschungsprojekte der Stipendiaten mit verschiedenen Partnerinstitutionen in den Vereinigten Staaten und in Deutschland ausgetragen werden. 2019 fand unter anderem die mehrtägige Konferenz Moral Code – Ethics in the Digital Age an der University of California, Los Angeles statt. Stipendiat Damian Borth diskutierte mit amerikanischen Wissenschaftlern neue Wege der Kommunikation und die moralischen Auswirkungen der Nutzung digitaler Technologien. Neben akademischen Diskursen werden auch verstärkt kulturelle und politische Fragestellungen im Programm des Hauses verfolgt.
Parliament Hill (französisch: Colline du Parlement, deutsch: Parlamentshügel) ist ein Hügel am Südufer des Ottawa Rivers in Ottawa, Ontario, Kanada....