Themenwoche Ungarn – Visegrád

Dienstag, 21. September 2021 - 12:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination:
Category/Kategorie: Allgemein
Lesedauer:  5 Minuten

Danube and Visegrad Castle © Civertan Grafikai Studio/cc-by-3.0

Danube and Visegrad Castle © Civertan Grafikai Studio/cc-by-3.0

Visegrád (deutsch: Plintenburg) ist eine Stadt (Stadtrecht seit 2000) im Kreis Szentendre im ungarischen Komitat Pest, etwa 40 Kilometer nördlich von Budapest an der Donau gelegen. Bekannt ist sie durch eine auf einem 247 m hohen Bergkegel am Donauknie gelegene, um 1247 entstandene Burg, die sogenannte “Zitadelle” mit dem Salomonturm und dem ab 1323 entstandenen Königspalast. Der slawische Ortsname više grad (“hohe Burg”) stammt aus dem 9. Jahrhundert und bezog sich auf das spätrömische Kastell auf dem Sibrik-Hügel.

Schon im Jahr 1335 war die Burg von Visegrád Sinnbild der regionalen Kooperation. Als Sitz des ungarischen Königs war der Ort damals Schauplatz eines Gipfeltreffens der drei Könige Kasimir III. von Polen, Johann von Böhmen und Karl I. von Ungarn. Diese vereinbarten eine enge Zusammenarbeit in den Bereichen Politik und Handel und inspirierten damit ihre Nachfolger in den 1990er Jahren, die Region gemeinsam in die EU zu führen. In der Erklärung von Visegrád vom Februar 1991 verpflichteten sich die Staatschefs Ungarns, Polens und der Tschechoslowakei, sich dem politisch-wirtschaftlichen System Europas anzuschließen sowie ihre Zusammenarbeit auf den Gebieten Regionales, Wirtschaft und Kultur zu intensivieren. Sie bildeten damit eine Art ostmitteleuropäisches Pendant zu Benelux. Nach der Auflösung der Tschechoslowakei im Jahr 1993 bildeten dann deren Nachfolgestaaten Tschechien und Slowakei gemeinsam mit Ungarn und Polen die “Visegrád-Gruppe” (V4). Das gemeinsam erreichte Ziel der V4-Staaten war die Mitgliedschaft in der EU und der NATO.

Visegrad Castle © Vid Pogacnik/cc-by-sa-4.0 © Achim Raschka/cc-by-sa-4.0 Citadel of Visegrad © indafoto.hu - Szvitek Peter/cc-by-sa-2.5-hu Danube and Visegrad Castle © Civertan Grafikai Studio/cc-by-3.0 Danube and Visegrad Castle © Civertan Grafikai Studio/cc-by-3.0 Danube Bend at Visegrad © Philipp Weigell/cc-by-3.0
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Citadel of Visegrad © indafoto.hu - Szvitek Peter/cc-by-sa-2.5-hu
Im 13. Jahrhundert ließen König Béla IV. von Ungarn und seine Frau auf den zerstörten Bauwerken ein neues Befestigungssystem errichten. Der wichtigste Teil war die Obere Burg auf dem Hügel. Die Burgmauern markierten einen dreieckigen Grundriss auf fünf Terrassen und hatten drei Ecktürme. Das Schloss im Inneren wurde im 14. Jahrhundert, zur Zeit der Anjou-Könige von Ungarn, deren Residenz. Es bekam eine neue Fassade und weitere Palastgebäude. Jeder der folgenden ungarischen Herrscher hinterließ seine Spuren auf dem Burgberg: um 1400 kam eine dritte Ringmauer hinzu, die Palastgebäude wurden vergrößert, am Ende des 15. Jahrhunderts ließ König Matthias Corvinus den inneren Teil des Schlosses komplett renovieren. Die Königsinsignien wurden in dieser Zeit in der oberen Burg aufbewahrt. Fast alle Gebäude der Oberen Burg sind Ende des 20. Jahrhunderts schrittweise renoviert worden und können öffentlich besichtigt werden.

Das Untere Schloss verbindet die Oberburg mit der Donau. Dominant ist hier der Salomon-Turm, ein 31 m hoher sechseckiger Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert. Im Türkensturm brach der südliche Teil des Turms zusammen. Erst ab den 1870er Jahren begann ein Wiederaufbau. Dieser konnte wegen der beiden folgenden Weltkriege erst in den 1960er Jahren beendet werden. Der Turm dient inzwischen als Museum, in dem die Geschichte von Visegrád präsentiert wird.

Das erste königliche Haus entstand unter König Karl I. von Ungarn nach 1325. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ließ König Ludwig I. von Ungarn das Gebäude erstmals erweitern. Nach fast vollständigem Abriss im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts ließen weitere Herrscher eine neue prächtigere Schlossanlage aufbauen. Einige Teile davon sind bis heute als Ruinen erhalten. Die Anlage hatte einen quadratischen Grundriss von 123 × 123 m². Der Palast diente als offizielle Residenz der Könige von Ungarn bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts. Zwischen 1477 und 1484 wurde die königliche Schlossanlage im spätgotischen Stil wieder aufgebaut. Die Fassaden und kleinere Bauten wurden im italienischen Renaissance-Stil ausgeführt. Die Eroberung durch die Türken führte in der Folge zur vollständigen Zerstörung der Palastanlage. Im 18. Jahrhundert wurden die Ruinen komplett von Erde bedeckt. Im Jahr 1934 begannen archäologische Grabungen, die bis in das 21. Jahrhundert andauern. Bereits freigelegte und rekonstruierte Anlagenteile wie die Residenz können besichtigt werden. Auch wird hier die Geschichte des Schlosses und seiner Rekonstruktion dargestellt.

Hier finden Sie eine Übersicht aller Themenwochen.

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