Themenwoche Jordanien – Jerash

Freitag, 24. März 2017 - 12:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination:
Category/Kategorie: Allgemein, Union für das Mittelmeer
Lesedauer:  7 Minuten

Map of Jerash © Holger Behr

Map of Jerash © Holger Behr

Gerasa (auch Jerasch, Jarash oder Jerash) liegt im Norden Jordaniens und etwa 40 Kilometer nördlich von Amman. Die antike Stadt Gerasa war Teil der sogenannten Dekapolis. Die moderne Stadt hat etwa 40.000 Einwohner und ist Verwaltungszentrum des Gouvernement Dscharasch. Erste Spuren menschlicher Besiedlung in Gerasa stammen bereits aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. Es sind Bronzezeitliche und Eisenzeitliche Spuren erhalten. Aus diesen Zeiten stammt auch der Name Gerasa. Die bis ins 1. nachchristliche Jahrhundert nur unbedeutende Stadt erlebte unter römischer Herrschaft und unter dem römischen Frieden einen schnellen Aufstieg. Sie wurde Teil der Dekapolis und machte als Handelsstadt zunehmend dem älteren Petra Konkurrenz. Ihre Einwohner gewannen Erz in den nahen Adschlun-Bergen. Ab der Mitte des ersten Jahrhunderts führte dieser Aufschwung zu reger Bautätigkeit und einer reichen, auch heute noch beeindruckenden Fülle von Baudenkmälern. Im 2. Jahrhundert führten die römischen Expansionskriege in Asien zu einem weiteren Bedeutungsgewinn, es entstanden gut ausgebaute Straßen nach Pella, Philadelphia, Dion und zur Provinzhauptstadt Bos(t)ra. In diese Zeit fällt auch der Aufstieg des Christentums und der Bau vieler Kirchen. Gerasa hatte einen eigenen Bischof.

Der Triumphbogen wurde im Winter 129/130 zu Ehren des Kaisers Hadrian erbaut. Er befand sich außerhalb des antiken Gerasa. Ursprünglich sollte der Bogen wohl als Stadttor dienen. Einer Inschrift zufolge wollte Hadrian ein ganzes Stadtviertel an dieser Stelle gründen. Allerdings fiel dieses Bauvorhaben einer Wirtschaftskrise zum Opfer. Nach Restaurierungsarbeiten, die etwa von 2003 bis 2008 teilweise mit den Originalsteinen ausgeführt wurden, ragt das dreiteilige Tor wieder mit der ursprünglichen Höhe von 21 Metern empor, bei einer Gesamtbreite von über 25 Metern.

Das ovale Forum liegt zu Füßen des Jupitertempels. Seine Maße betragen 90 × 80 Meter. Das Oval ist mit Kolonnaden gesäumt. Der Platz wurde strategisch gewählt – er überdeckt eine natürliche Senke. Um diese auszugleichen, wurde das Forum auf 6 bis 8 Meter hohem Unterbau errichtet. Der birnenförmige Umriss ist dabei untypisch für ein römisches Forum, da die Römer regelmäßigere Formen bevorzugten. Nach der Meinung vieler Archäologen ist das Forum deswegen oval, um den Zeustempel mit dem römischen Teil der Stadt auf einer Nord-Süd-Achse miteinander zu verbinden. Der Zweck des ovalen Marktplatzes bleibt jedoch umstritten: entweder handelte es sich um einen Handelsplatz, oder um einen Opferplatz.

Jerash Gouvernement - Sakeb © Historyfeelings/cc-by-sa-3.0 South Theatre © Berthold Werner/cc-by-3.0 Map of Jerash © Holger Behr Roman city of Gerasa and modern city of Jerash © Freedom's Falcon/cc-by-sa-2.5 Arch of Hadrian © Azurfrog/cc-by-sa-3.0 North Tetrapylon © Diego Delso/cc-by-sa-3.0 North Theatre © Diego Delso/cc-by-sa-3.0 Oval Forum and Cardo Maximus © Azurfrog/cc-by-sa-3.0 Oval Forum © flickr.com - Dennis Jarvis/cc-by-sa-2.0
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Roman city of Gerasa and modern city of Jerash © Freedom's Falcon/cc-by-sa-2.5
Der Jupiter-Tempel wurde oberhalb des ovalen Forums auf einem gewaltigen Tonnengewölbe errichtet. Der gesamte Hang wurde künstlich gestaltet, um den Jupitertempel an dieser Stelle errichten zu können. Sein Gelände hatte schon zuvor als Heiligtum verschiedener Gottheiten gedient. Höchstwahrscheinlich war auf dem Gelände in hellenistischer Zeit ein Zeustempel errichtet worden. Ein Indiz dafür ist, dass der Jupitertempel von seiner Lage her nicht in einen typisch römischen Stadtplan passt. Die Ruinen, die heute noch zu sehen sind, stammen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Die Tempelmauern, von denen heute noch Teile stehen, sind etwa 10 Meter hoch. Der Tempelbau selbst ruhte auf einem Podest von 41 Metern Länge und 28 Metern Breite. Der syro-nabatäischen Bauweise folgend führte eine Treppe auf das Dach der Cella. Ursprünglich war das Allerheiligste von 38 Säulen umgeben, von denen heute noch drei original stehen. Weitere Säulen wurden im Rahmen des Restaurierungsprogrammes der Jordanischen Antikenverwaltung wieder aufgerichtet.

Das prächtige, 22 Meter breite Nymphäum stammt ebenfalls aus dem 2. Jahrhundert. Das den Wassernymphen geweihte zweigeschossige Heiligtum ist eines der besterhaltenen Gebäude des antiken Gerasa. Das untere Stockwerk des Nymphäums war mit Marmor verkleidet. Das obere war mit Fresken verziert, die zum Teil noch erkennbar sind. Auffällig ist die Dachkonstruktion – eine Halbkuppel mit gesprengtem Giebel, die sich über einem großen Prachtbrunnen wölbt. Die Brunnenfassade wurde in Nischen unterteilt, in denen sich Statuen befanden. Einige Statuen hielten große Behälter, aus denen sich Wasser in das Bassin des Prachtbrunnens ergoss. Ein komplexes Leitungssystem führte das Wasser aus der Umgebung heran.

Das Südtheater entstand etwa 90 bis 92 n. Chr. Es verfügte über 32 Sitzreihen, in denen bis zu 5000 Zuschauer Platz fanden. Das Theater ist westlich des Jupiter-Tempels in den Hang gebaut, der obere Rang wurde über Tonnengewölbe aufgesetzt. Die Bühne ist klassisch-römisch gestaltet und verfügt über zwei seitliche Bogentore sowie drei Kulissenzugänge. Die Zuschauer wurden nicht geblendet, da das Theater nach Norden ausgerichtet war.

Der aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammende Artemis-Tempel war mit den Ausmaßen seiner Umfassungsmauer von 160 × 120 Meter besonders imposant und sicherlich eines der wichtigsten Bauwerke der Stadt. Die Pilger näherten sich dem Tempel über eine Prozessionsstraße und -treppe, die aus der Stadt heraufführt. Von den einstmals 32 Säulen des Tempels sind elf aufrecht erhalten, davon tragen neun noch ihre korinthischen Kapitelle und ragen damit 13 Meter hoch auf. Die Cella selbst maß 23 × 40 Meter.

Die spätantike Stadtmauer ist in ihrem Verlauf fast vollständig erhalten. Sie umgibt das rund 90 Hektar große antike Stadtgebiet, von dem gut die Hälfte in einer archäologischen Schutzzone liegt (der restliche Teil ist durch die moderne Stadt Jerash überbaut). Beim Anfang 2015 begonnenen Bau einer neuen Straße auf der Westseite des alten Gerasa wurden Teile der Stadtmauer schwer beschädigt und ein Mauerabschnitt einschließlich eines antiken Turmes bis auf die Grundmauern zerstört.

Hier finden Sie eine Übersicht aller Themenwochen.

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