Themenwoche Hamburg – Harvestehude

Freitag, 28. Januar 2011 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination:
Category/Kategorie: Allgemein, Architektur, Hamburg
Lesedauer:  6 Minuten

Deutsche Presse-Agentur © AltSylt/cc-by-sa-4.0

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Harvestehude ist ein Stadtteil im Bezirk Eimsbüttel von Hamburg. Harvestehude liegt auf einem Geestrücken westlich der Außenalster. Im Süden schließt der Stadtteil Rotherbaum an und im Westen Eimsbüttel. Im Norden trennt der Isebekkanal Harvestehude von den Stadtteilen Eppendorf und Hoheluft. Zu Harvestehude gehören die Grindelhochhäuser, der größte Teil von Pöseldorf und das Klosterland rund um den Innocentiapark. Am östlichen Rand, am Alstervorland, verläuft der Harvestehuder Weg. Das Wohnquartier zwischen Mittelweg und Harvestehuder Weg gehört zu den wohlhabendsten Quartieren Hamburgs. Das Wohnquartier Grindel war früher das Zentrum jüdischen Lebens in Hamburg.

Der Name geht zurück auf das ehemalige Kloster Harvestehude, das von 1293 bis 1530 nordwestlich des heutigen Eichenparks lag. Dabei handelt es sich um eine Übertragung vom vormaligen Standort des Klosters, Herwardeshude am Pepermölenbek bei dem späteren Altona. In der wörtlichen Übersetzung wäre die Bedeutung Stapelplatz an einer Fährstelle (Hude) des Hüters des Heeres (Herward), allerdings war Herward im 12. und 13. Jahrhundert ein regional überaus gebräuchlicher Name, so dass die naheliegende Vermutung, ein gewisser Herward habe die Anlegestelle an diesem Ort, dem Pepermöhlenbek, gegründet, weit verbreitet in der Literatur zu finden ist. Nach dem Umzug an die Alster nannten die Nonnen ihr Kloster “In valle virginum” (Jungfrauenthal), doch der volkstümliche Name blieb Die Frauen von Herwardeshude, aus dem sich schließlich in sprachlicher Veränderung und aus Wortspielerei der Name Harvestehude entwickelte. Der Hamburger Geschichten- und Sagenschreiber Otto Beneke führte dazu aus, dass diesen Ort “manche gute Hamburger, da ein Winterhude gegenüber liegt, auch wohl Herbstehude nennen und zwar gar nicht so irrig, denn ‚Harvest‘ ist das plattdeutsche Wort für Herbst.”

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1530 wurde das Kloster abgebrochen und in städtische Verwaltung übernommen. 1860 kaufte ein „Consortium Hamburger Bürger“ das Gut Harvestehude auf, erschloss das Land durch ein planmäßiges Straßennetz und verkaufte es weiter – meist an Immobilienspekulanten, die auf den parzellierten Grundstücken Villen und vornehme Etagenhäuser zum Verkauf und zur Vermietung an Angehörige der Hamburger Oberschicht und des Mittelstandes errichteten. Harvestehude wurde zu einem der vornehmsten Viertel Hamburgs. Der Name des zu Harvestehude gehörenden “Pöseldorf” soll von “pöseln” abgeleitet sein, was so viel wie “gärtnerisches Herumwirtschaften ohne großen wirtschaftlichen Erfolg” bedeutete. Als 1813 die wenigen Häuser in diesem Gartengebiet abbrannten, wurden hier zwischen Pöseldorfer Weg und Magdalenenstraße Remisen und Häuser für Kutscher, Handwerker, Krämer und Dienstboten gebaut.

Der Stadtteil wird geprägt durch zahlreiche Villen und herrschaftliche Wohnhäuser, die ab etwa 1870 vorerst im Stil des Historismus gebaut wurden. Nach 1900 setzte sich in Harvestehude zunehmend der Jugendstil durch. Neuere Häuser entstanden nach dem Ersten Weltkrieg meist in den wenigen verbliebenen Baulücken oder insbesondere in den 1950er-Jahren auf den Trümmern der Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs. Die Abrisse historischer Bausubstanz erreichten in den 1970er-Jahren in Harvestehude ihren Höhepunkt. Meist wichen Villen auf großen Grundstücken Appartementkomplexen. Auch heute noch kommt es immer wieder vor, dass historische Bausubstanz abgerissen wird, beispielsweise zuletzt im Sommer 2007 eine Villa des so genannten „romantischen Historismus“ aus den 1850er-Jahren am Mittelweg. Die Grindelhochhäuser sind die ersten Hochhäuser, die 1946 bis Mitte der 1950er-Jahre zu Wohnzwecken gebaut wurden. Die (neue) Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern wurde in den 1960er-Jahren als Ersatz für die ausgebombte ehemalige Hauptkirche St. Nikolai in der Hamburger Innenstadt gebaut. Sehenswert sind das Kirchenfenster von Elisabeth Coester und das Altarbild von Oskar Kokoschka. Die katholische Kirche St. Elisabeth wurde 1926 zusammen mit dem Pfarrhaus an der Ecke Hochallee / Oberstraße errichtet. Abgesehen vom asymmetrischen Turm und der Verkleidung mit Werksteinen ist das Kirchgebäude äußerlich wenig auffällig. Die neugotische Kirche St. Johannis Harvestehude, erbaut 1880 bis 1882, lag ursprünglich im Stadtteil und ist dort heute als Gemeinde aktiv. Gelegen ist das Gebäude allerdings heute im Stadtteil Rotherbaum. Im vierten Stockwerk des Hauses Alsterchaussee 5 eröffnete Helmuth Gmelin im März 1948 das Theater im Zimmer. Im Mai 1952 zog das Theater aus Platzgründen auf die andere Straßenseite (Nr. 30) in eine aus dem 19. Jahrhundert stammende Villa um.

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