Kohtla-Järve ist eine Industriestadt im Nordosten Estlands. Ihre Geschichte ist eng mit dem Abbau des Ölschiefers seit den 1920er Jahren verbunden. Sie ist die fünftgrößte Stadt des Landes. Kohtla-Järve liegt im Kreis Ida-Viru (Ida-Viru maakond), unweit der estnischen Ostseeküste. Kohtla-Järve hat 32.600 Einwohner.
Die Einwohnerzahl der Stadt ist nach Wiedererlangung der estnischen Unabhängigkeit 1991 stark zurückgegangen. Sie hat sich verglichen mit Ende der 1970er Jahre halbiert. Dies erklärt sich einerseits durch die Ausgliederung der wieder selbständigen Städte Jõhvi, Püssi und Kiviõli. Andererseits hat der Zusammenbruch der sowjetischen Schwerindustrie negative wirtschaftliche Folgen hinterlassen. Viele ehemals sowjetische Unternehmen wurden unrentabel und mussten schließen. Die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor hoch. Die demographische Entwicklung ist wie in allen Städten des Landkreises weiter negativ. Die slawischsprachige Bevölkerung macht etwa achtzig Prozent aus. Bei der Volkszählung im Jahr 2000 bezeichneten sich 68,9% als Russen, 17,8% als Esten, 4,5% als Weißrussen und 2,3% als Ukrainer. Die meisten Familien wurden nach dem Zweiten Weltkrieg als Industriearbeiter aus anderen Teilen der Sowjetunion nach Kohtla-Järve geholt.
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Cultural house in Sompa district - Ivo Kruusamaegi/cc-by-sa-4.0
Kohtla-Järve ist weiterhin ein Zentrum des Abbaus und der Verarbeitung von Ölschiefer in Estland, auch wenn die Intensität dieses umweltbelastenden Industriezweigs stark abgenommen hat. Estland hat den Ausstoß von Ruß, Asche, Stickoxiden und Schwefeldioxid in der Stadt inzwischen weitgehend in den Griff bekommen. Weitere Industriezweige der Stadt sind Fabriken zur Herstellung von Torfbriketts, Baustoffen und Möbeln, außerdem Metallverarbeitung sowie Leicht- und Nahrungsmittelindustrie. In Ahtme gibt es mit AS Virulane eine große Textilfabrik, die zur Baltika-Gruppe gehört. In Ahtme steht ein Eletrizitätskraftwerk. 95% der elektrischen Energie der Republik Estland werden heute noch mittels Ölschiefer gewonnen.
Die Stadt ist relativ jung. Sie entstand nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs am Rande der Ölschiefer-Abbaugebiete. Erhalten ist aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg die 1938 gebaute orthodoxe “Kirche der Verklärung des Herrn” und die ebenfalls Ende der 1930er Jahre errichtete Grundschule. Beide Gebäude sind im Stil des Funktionalismus projektiert. Mit der sowjetischen Besetzung Estlands nahm die sozialistische Stadtplanung das Heft in die Hand. Am 4. Oktober 1952 wurde das “Kulturhaus der Bergarbeiter” im stalinistischen Stil eingeweiht. Kohtla-Järve besitzt seit 2007 in Kukruse ein Ölschiefermuseum, das ausführlich über die Verwendung von Ölschiefer und den Abbau in der Region informiert. Ausgestellt sind auch Werkzeuge und Schutzkleidung der Bergarbeiter. Im Stadtteil Kohtla liegt das Bergbaumuseum der Stadt (Kaevanduspark). Die Besucher können acht Meter unter die Erde in einen 1,5 Kilometer langen historischen Stollen gelangen, der 2001 stillgelegt wurde. Dort transportiert ein unterirdischer Zug die Touristen durch den Stollen. 1966 wurde zum 50. Jubiläum des Ölschieferabbaus ein Denkmal eingeweiht. Es zeigt eine Lore.
Der Brauerstern (auch: Bierstern, Bierzeiger, Braustern, in der Oberpfalz auch Bierzoigl und Zoiglstern) ist ein Sechsstern (Hexagramm), das als Zunftzeichen...