Tianjin ist eine wichtige Hafenstadt in der Volksrepublik China. Das gesamte Verwaltungsgebiet der Stadt hat eine Fläche von 11.943 Quadratkilometern. Tianjin ist eine der vier Regierungsunmittelbaren Städte in China, das heißt direkt der Zentralregierung in Peking unterstellt und hat damit denselben Status wie eine Provinz.
Das gesamte Verwaltungsgebiet Tianjins hat 15,6 Millionen Einwohner. Davon sind 90% registrierte Bewohner mit ständigem Wohnsitz und 10% temporäre Einwohner mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung. Wird die Kernstadt (hohe Bebauungsdichte und geschlossene Ortsform) als Grundlage genommen, leben in Tianjin 5 Millionen Menschen mit Hauptwohnsitz. Der Ballungsraum (einschließlich Vororte) hat 8 Millionen Einwohner.
Die Stadt ist Industriezentrum, Verkehrsknoten und kultureller Mittelpunkt der Region mit Universitäten, Hochschulen, Museen und Baudenkmälern. Das Verwaltungsgebiet Tianjins stellt kein zusammenhängendes Stadtgebiet dar, sondern wäre – mit seiner dominierenden ländlichen Siedlungsstruktur – eher mit einer kleinen Provinz vergleichbar. Historisch war Tianjin die Hauptstadt der ehemaligen Provinz Zhili.
In Tianjin sind vor allem die Straßenzüge mit ihren Gebäuden aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert interessant, zumeist europäischen Stils und Seite an Seite mit den Beton- und Glasbauten des wohlhabenden China von heute. Die Altstadt war früher streng nach nationaler Zugehörigkeit aufgeteilt und jeder Teil hat sich ein Stück seines Charakters bewahrt. Nordwestlich des Hauptbahnhofes, auf der Westseite des Hai He, befand sich das alte Chinesenviertel. In Richtung Osten, am Nordufer des Flusses, lagen die österreichischen, italienischen, russischen und belgischen Konzessionen, deren alte Gebäude zum Großteil zerstört wurden. Unverkennbar sind die Chateaux der französischen Konzession, die heute den Innenstadtbereich südlich des Flusses ausmachen, sowie die Herrenhäuser der Briten östlich davon. Noch weiter östlich, ebenfalls auf der Südseite des Flusses, stehen in einem sonst eher unauffälligen Viertel Beispiele strenger deutscher Architektur. Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten ist der Tempel des Großen Mitleids (Da Bei Yuan), dessen ältester Teil 1669 unter Kaiser Kangxi entstand. Die im Jahr 1940 ergänzte Anlage wurde nach dem Erdbeben von 1976 nach alten Plänen wieder aufgebaut. Kleine antike, buddhistische Statuetten aus Holz und Bronze sind in einem Saal im Westen des Komplexes ausgestellt. Am Nordufer des Flusses steht die Kathedrale Notre Dame des Victoires (“Wanghailou-Kirche”). Sie wurde 1904 erbaut und ist bereits die dritte an dieser Stelle – der erste Bau wurde ein Jahr nach seiner Errichtung bei dem Massaker von 1870 zerstört, der zweite brannte im Jahr 1900 während des Boxeraufstands ab. Die schmucklose Kathedrale mit ihren dunklen Steinen und ihrer strengen Förmlichkeit ihrer Linien steht ganz im Gegensatz zur Katholischen Kirche weiter südlich. Der direkt am Zusammenfluss des Hai He mit dem Kaiserkanal gelegene Palast der Himmelsgöttin (Tianhou Gong) wurde im Jahr 1326 in der Zeit der Yuan-Dynastie begründet und unter den folgenden Dynastien ausgebaut. Es ist das älteste Gebäude in Tianjin. In den Nebensälen gibt es eine Ausstellung lokaler Handwerkskunst zu sehen. Im Hof der Anlage wird das überregional bedeutende Tempelfest gefeiert. Größter unversehrt erhaltener Tempel in Tianjin ist der 1436 erbaute Wen Miao. Abseits der Dafeng-Straße liegt eine Moschee. Dieses erlesene Beispiel chinesischer Muslim-Architektur besticht durch die floralen Holzschnitzereien an Dachvorsprüngen und Fenstern. In Tianjin steht der derzeit sechsthöchste Fernsehturm der Welt, der Tianjin Radio- und Fernsehturm.