Themenwoche China – Nanjing
Freitag, 26. Juli 2019 - 12:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: Asia / AsienCategory/Kategorie: Allgemein Lesedauer: 12 Minuten Nanjing ist eine bezirksfreie Stadt und hat die Kurzbezeichnung Ning. Nanjing ist Hauptstadt und Metropole der heutigen Provinz Jiangsu. Als Stadt mit langer Geschichte hat Nanking im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Namen erhalten. Einer der vielen alten der Bezeichnung Nanjings lautet beispielsweise Jinling oder Shicheng. Die Stadt war am Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts historische Hauptstadt der Ming-Dynastie sowie 1927–1949 Hauptstadt der Republik China und gehört damit zu den vier großen historischen Hauptstädten Chinas. Nanjing ist ein politisch kulturelles Zentrum Chinas mit einer langen Geschichte. Daher hat Nanjing im Chinesischen auch die Bezeichnung “Antikes Kapitol der sechs Dynastien” bzw. “Metropole der zehn Dynastien”. Nanjing zählt 6.525.000 Einwohner im urbanen Stadtgebiet und 8.335.000 in der Agglomeration.
Nanjing liegt im Osten der Volksrepublik am Beginn des Jangtsekiang–Deltas. Die Stadt erstreckt sich beiderseits des hier nach Osten abknickenden Stroms, wobei das Zentrum vollständig auf dem rechten Flussufer liegt. Wegen der enormen Breite des Jangtsekiang befand sich auf dem gesamten Stadtgebiet vor 2000 nur eine einzige Brücke, die aber immer noch zu den strategisch wichtigsten Verkehrswegen des Landes zählt. Bis 2010 wurden weiter drei neue Brücken fertig gebaut und vor 2014 dem internationalen Youth Olympic Game wird noch eine U-Bahn-Strecke direkt im Jangtsekiang für den Verkehr geöffnet sein. In zahlreichen Windungen mäandriert der schmale Qinhuai-Fluss durch die Stadt; daneben gibt es zahlreiche natürliche und künstliche Seen unterschiedlicher Größe. Im Osten erstreckt sich das Landschaftsschutzgebiet der relativ niedrigen Purpurberge.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 erwirtschafte der Großraum Nanjing ein Bruttoinlandsprodukt von 202,7 Milliarden US-Dollar (KKB). In der Rangliste der wirtschaftsstärksten Metropolregionen weltweit belegte er damit den 55. Platz. Das BIP pro Kopf lag bei 31.434 US-Dollar(Kaufkraftparität, womit Nanjing zu den wohlhabendsten Städten des Landes gehört. Die Industrielandschaft Nanjings ist weiterhin von den fünf Schlüsselindustrien Elektro, Fahrzeugbau, Petrochemie, Eisen/Stahl und Energie geprägt. Zu den bedeutendsten Staatsbetrieben zählen Panda Electronics, Jincheng Motors und Nanjing Steel. Gleichwohl gewann der Tertiärsektor erheblich an Bedeutung zurück; heute trägt er 44 % zum Bruttosozialprodukt der Stadt bei. Mit den anderen Städten des Jangtsekiang-Deltas konkurriert Nanjing um ausländische Investoren. Seit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation (WTO) zieht Nanjing verstärktes Interesse auf sich. Im Schnitt gründen ausländische Firmen täglich zwei neue Niederlassungen in der Yangzi-Metropole. Die Stadtverwaltung arbeitet weiterhin an einer Verbesserung der Attraktivität Nanjings für Investoren, unter anderem durch die Gründung von mittlerweile vier Industrieparks: Gaoxin, Xingang, Huagong und Jiangning. Trotz dieser Bemühungen fällt Nanjing aber weiter hinter Nachbarstädte wie Wuxi, Suzhou und Hangzhou zurück. Die traditionellen Staatsbetriebe indes sehen sich dem Wettbewerb mit den transnationalen Unternehmen nicht mehr gewachsen und versinken entweder in Überschuldung, gehen bankrott oder werden privatisiert.
Traditionell verfügt die ehemalige Hauptstadt Nanjing über ein reiches Kulturleben. In der Stadt sind mehrere Orchester ansässig, darunter das Jiangsu Symphonieorchester, das Chinesische Orchester der Stadt Nanjing, zwei Orchester der Universität, zwei des Kunstinstituts sowie eine Bläsergruppe der Technischen Universität. Die meisten Theater der Stadt sind multifunktionell angelegt und können neben ihrem eigentlichen Zweck etwa auch als Kongresszentren, Kinos oder Konzertsäle genutzt werden. Zu den größten Häusern zählen die Volksversammlungshalle und das Kunst- und Kulturzentrum. Im Theaterbetrieb werden die verschiedenen Formen der chinesischen Oper gepflegt. Das Kunqu-Opernhaus pflegt die gleichnamige Opernform, die als Chinas älteste gilt. Neben den wöchentlich stattfindenden Opernabenden gibt es mehrmals im Jahr sog. Vollopern, deren Aufführung wegen der Länge der klassischen Texte jeweils mehrere Abende in Anspruch nimmt. Ein Beispiel hierfür aus jüngster Zeit ist die sogar im Fernsehen übertragene Inszenierung des Päonienpavillon, ein weiteres das Weiße Seidenhemd, das den Staatspreis für die beste moderne Oper gewann. Andere Häuser widmen sich der Yang-, Yue-, Xi- und Jing-Oper, der Sprechtheaterform Suzhou Pingtan sowie dem Puppentheater. Die Stadt beherbergt das Peking-Oper-Institut der Provinz Jiangsu. Berühmt sind auch die Qianxian- und die Nanjing-Tanzgruppe. 2004 wurde in Nanjing der Shangying-Warner Kinopalast eröffnet.
Das Nanjing-Museum, unter der Guomindang-Regierung als Nationales Zentralmuseum bekannt, gehört zu den bedeutendsten Museen Chinas. Es zeigt unter anderem klassische Bronzen, Ton- und Jadewaren, Tuschmalerei, Ming- und Qing-Porzellan und Seidenkunst. Weiter sind das Stadtmuseum, das Museum der Geschichte des Taiping-Königreichs, das Volkskunde-, das Stadtmauer- sowie ein Geologisches und ein Paläontologisches Museum zu nennen. Die Jiangsu Kunstgalerie ist die größte der gesamten Provinz und bietet einen umfassenden Einblick in die traditionelle wie zeitgenössische Malerei. Spezielleren Themen widmen sich der Kunstgarten Rote Kammer sowie die Jinling Steingalerie.
Die 1937 gegründete Nanjing-Bibliothek ist mit 7 Millionen Bänden die drittgrößte Bibliothek des Landes. Die Universitätsbibliothek umfasst 4,2 Millionen Bände. Daneben gibt es die städtische Jinling-Bibliothek sowie verschiedene Stadtbezirks-Bibliotheken.
In der Stadtmitte befindet sich der Trommelturm von 1382. In der Nähe steht der Große Glockenpavillon aus dem 19. Jahrhundert, der einen im 17. Jahrhundert eingestürzten Vorgängerbau ersetzt. Die 23 Tonnen schwere Glocke stammt aus der frühen Ming-Dynastie. Nordöstlich erstreckt sich der 395 ha große Xuanwu-See, der nach dem daoistischen Gottheit Xuanwu, auch als Gottheit des Norden bekannt, benannt wird. In der Zeit vor den Sechs Dynastien hieß der See ursprünglich “Sangpo”. Lokal kennt man ihn auch als Beihu, da er im Norden des Yanque-Sees liegt. An seinem Ufer verlaufen Reste der Stadtmauer aus der Ming-Zeit; ursprünglich war sie 33 km lang, 12 m hoch und 8 m breit. Die fünf Inseln des Sees Yingzhou, Liangzhou, Huanzhou, Lingzhou und Cuizhou sind untereinander durch Dämme und Brücken verbunden. Südlich davon befinden sich die meist kaum kniehohen Ruinen des einstigen Kaiserpalastes der Mingkaiser.
Die südliche Altstadt beherrscht der weitläufige Konfuziustempel. Ursprünglich aus der Song-Dynastie stammend, musste er im Laufe der Jahrhunderte nach Zerstörungen mehrfach wieder aufgebaut werden, zuletzt nach der japanischen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg. Heute wird die wenig authentisch wirkende Anlage vor allem für Ausstellungen und Konzerte genutzt. In der Nähe ist noch eine kaiserliche Examensanstalt mit mehreren Reihen originalgetreu erhaltenen Prüflingszellen erhalten. Ein Stück südwestlich berichtet ein Museum vom Taiping-Aufstand. Am Südrand der Altstadt ist ein weiteres Stück historischer Stadtmauer mit dem Südtor zu sehen. Jenseits davon erstreckt sich die Blumenregenterrasse, ein sanft geschwungener Hügel mit einigen historischen Bauten. Der Legende nach soll dort einst ein buddhistischer Mönch so eindrucksvoll gepredigt haben, dass Blumen vom Himmel fielen. Heute ragt dort ein steinernes Mahnmal in den Himmel, das an die von Chiang Kai-sheks Truppen 1927 an den Kommunisten verübten Massaker erinnern soll. In der westlichen Innenstadt schließlich steht der Palast der Himmelsverehrung, der besterhaltene Konfuziustempel südlich des Yangzi. In seinen Anfängen reicht er bis ins 5. Jahrhundert zurück, als Fürst Helu von Wu dort zwei berühmte Schwerter schmieden ließ. In der Ming-Dynastie wurde der Bau zu einer Audienzhalle des Kaiser umgewidmet. Heute dient der Tempel als Museum. Der nahebei gelegene idyllische Mochouhu-Park verdankt seinen Namen einer für ihre Gesangskunst berühmten Frau aus dem 5. Jahrhundert, die von ihrem zudringlichen Nachbarn in den Selbstmord durch Ertrinken getrieben wurde. Am Ufer des gleichnamigen Sees erinnert der Turm der verlorenen Schachpartie an ein Spiel zwischen Kaiser Hongwu und seinem General Xu Da, bei dem Letzterer als Siegespreis den Park gewann. Ein Stück westlich gemahnt eine Gedenkstätte mit einem kleinen Museum an das von den Japanern während des Zweiten Weltkriegs verübte Nanjing-Massaker, bei dem innerhalb weniger Wochen mindestens 200.000 Zivilisten und Kriegsgefangene ermordet und rund 20.000 Mädchen und Frauen vergewaltigt wurden.
Die Nanjing-Jangtse-Brücke, eine im Nordwesten der Stadt den Jangtsekiang überspannende Auto- und Eisenbahnbrücke, zählt mit einer Gesamtlänge von 6.772 m zu den größten Brücken Asiens. Sie wurde 1960–1968 zum Stolz des chinesischen Volkes ganz ohne ausländische Hilfe erbaut. Ein Stück südlich erinnert ein kleines Museum an den 1842 geschlossenen Vertrag von Nanjing, der den Ersten Opiumkrieg beendete und für China ein Zeitalter halbkolonialer Abhängigkeit einläutete. Ein Stück yangziabwärts erhebt sich am Ufer der Schwalbenfels mit einem Pavillon, der eine Tafel mit der Originalkalligraphie Kaiser Qianlongs enthält.
Im Osten der Stadt schließlich erstrecken sich die weitläufigen Purpurberge. 392 Stufen führen zum pompösen, aus weißem Marmor erbauten Sun-Yat-sen-Mausoleum empor, in dem man des 1925 verstorbenen und 1929 hierher überführten Staatsgründers gedenkt. Ein Stück westlich liegt das Grab des ersten Ming-Kaisers Hongwu, der als einziger seiner Dynastie noch hier in Nanjing und nicht in der späteren Hauptstadt Peking begraben ist; nahebei befindet sich die “Geisterstraße” mit Tierskulpturen. Der früher an dieser Stelle befindlichen buddhistischen Tempel des Geistertals. wurde kurzerhand einige Kilometer nach Osten versetzt, wo er heute wieder besichtigt werden kann. Auf einer Hügelkuppe im Westen der Purpurberge erhebt sich schließlich das kaiserliche Observatorium mit historischen astronomischen Instrumenten. Die Masten der Jangtsekiang-Freileitungskreuzung Nanjing sind die höchsten Betonmasten der Welt.
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