Bolivien ist ein Binnenstaat in Südamerika, der im Westen an Peru und Chile, im Süden an Argentinien und Paraguay, im Osten und Norden an Brasilien grenzt. Bolivien gilt als das ärmste Land Südamerikas; im Jahr 2016 belegte es Platz 118 von 188 Ländern im Index der menschlichen Entwicklung. Die offizielle Hauptstadt Boliviens ist Sucre, der Sitz der Regierung befindet sich jedoch in La Paz, dessen Stadtgebiet auf Höhen zwischen 3200 m und 4100 m liegt. Damit gilt La Paz als der höchstgelegene Regierungssitz der Erde. Weitere auf 4.000 m und höher gelegene Großstädte sind El Alto, bis 1985 ein Stadtteil von La Paz, sowie Potosí. Die mit Abstand größte Stadt Boliviens ist hingegen Santa Cruz de la Sierra, die Hauptstadt des gleichnamigen Departamentos, die als der wirtschaftliche Motor des Landes gilt.
Seit die Erdgasindustrie nach der Regierungsübernahme von Evo Morales erfolgreich verstaatlicht wurde, konnten die Staatseinnahmen erheblich gesteigert werden. Zeitgleich wurden auch die Zoll- und Steuerbehörden gestärkt, sodass auch von dieser Seite her ein Vielfaches an Einnahmen dem Staat zugehen. Die Exporte wurden im Zeitraum 2000–2013 etwa verzehnfacht, die extreme Armut konnte stark reduziert werden und damit auch die Ungleichheit. Durch das im Vergleich mit den meisten Ländern der Region höhere Wachstum und die stabile Geldpolitik erreicht die Bevölkerung Boliviens heute einen Lebensstandard, der mit vielen anderen Ländern der Region vergleichbar ist. Ein zwischenzeitlich bedeutender Faktor war auch der Handelsvertrag der Völker (span.: Tratado de Comercio de los Pueblos (TCP)), der am 29. April 2006 von den Präsidenten der Länder Bolivien, Venezuela und Kuba unterzeichnet wurde. In diesem Vertrag verpflichten sich Venezuela und Kuba, bolivianische Sojabohnen zu kaufen und Bolivien in seinen Programmen zur Alphabetisierung und Gesundheitsversorgung und bei der Errichtung einer nationalen bolivianischen Fluggesellschaft zu unterstützen. Bis heute pflegen diese drei Länder enge wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen. Die 2009 angenommene neue Verfassung sieht ein neues, “pluralistisches” Wirtschaftsmodell für Bolivien vor. Laut Verfassungstext strebt das Land ein gemischtes Modell aus staatlicher, gemein- und privatwirtschaftlicher Ökonomie mit sozialer Kontrolle an. Neben starken keynesianistischen Elementen enthält das Modell Nachhaltigkeits-Elemente aus dem indigenen Denken.
Bolivien wird im Westen von zwei großen und weit auseinander liegenden Ketten der Anden durchzogen, deren Höhe bis über 6500 m reicht (Sajama 6542 m, Illimani 6439 m). Dazwischen liegt das zentrale Hochland, der 3000 bis 4000 m hohe Altiplano. Dieses bis weit in das Nachbarland Peru reichende und im Süden den Nordwesten von Argentinien einschließende Gebiet ist das eigentliche Kernland, in dem rund 60 Prozent aller Bolivianer leben, obwohl es nur etwa ein Drittel der Fläche Boliviens ausmacht. Inmitten des Altiplano liegen der Salar de Uyuni, der mit einer Fläche von 12.000 km² der weltweit größte Salzsee ist, sowie der Titicacasee, der höchstgelegene kommerziell schiffbare See der Erde, durch dessen Mitte die Grenze zum Nachbarland Peru verläuft. Östlich schließt sich das sogenannte ostbolivianische Bergland an, das sich geologisch deutlich vom Hochgebirge unterscheidet. Zwischen dem Ostabhang der Anden und dem ostbolivianischen Bergland erstrecken sich in den Tälern mit Unterbrechungen Feuchtwälder in einer Höhe zwischen etwa 1200 und 1800 m ü. NN. Hervorzuheben sind diesbezüglich die fruchtbaren Yungas auf dem Gebiet des Departamentos La Paz. Eine ähnliche Landschaft findet sich auch zum Beispiel in der Provinz Chapare im Departamento Cochabamba und im Naturschutzgebiet Tariquía ganz im Süden im Departamento Tarija, auch Yunga Tarijeña genannt. Der flächenmäßig größte Teil Boliviens sind die Llanos, die sich vom ostbolivianischen Bergland bis an die östliche und südöstliche Grenze zu Brasilien und Paraguay erstrecken. Dieses außerhalb der Großstadt Santa Cruz nur äußerst dünn besiedelte tropisch-heiße Tiefland untergliedert sich in die trockenen Savannen des Gran Chaco im Süden und die tropischen Regenwaldgebiete Amazoniens im Norden. Eine Besonderheit sind auch die fruchtbaren Täler in den Ostabhängen der Anden im Süden des Landes auf einer Höhe von 1500 bis 2500 m ü. NN. Im Valle Central de Tarija und bei Camargo wird intensiv Weinanbau betrieben.
Der Tourismus hat in den letzten Jahren zwar einen hohen Zuwachs erfahren, ist aber trotzdem nur von untergeordneter Bedeutung – im Jahr 2004 kamen gerade einmal 367.000 ausländische Besucher ins Land. Die meisten Touristen reisen in die Hauptstadt, an den Titicacasee und zum Salar de Uyuni – nur etwa 10 % der Touristen entfallen auf die weite Ebene des Amazonasbeckens mit ihren 21 bolivianischen Nationalparks. Dazu zählt der Nationalpark Noel Kempff Mercado, seit dem Jahr 2000 zum Weltnaturerbe der UNESCO erklärt. Um diese und viele andere Schönheiten des Landes zu erhalten, haben sich eine Vielzahl von internationalen und nationalen Organisationen zum Erhalt von Lebensraum und Artenvielfalt gebildet, darunter zum Beispiel PRODENA (Prodefensa Association of Nature), FOBOMADE (Foro Boliviano sobre Medio Ambiente y Desarrollo), LIDEMA (Liga de Defensa del Medio Ambiente), Eco Bolivia Foundation und TROPICO (Bolivian Conservation Association).
Die International Crisis Group (ICG) ist eine Nichtregierungsorganisation, welche Analysen und Lösungsvorschläge zu internationalen Konflikten liefert. Sie wird wesentlich von...