Themenwoche Bolivien – El Alto

Dienstag, 26. Juni 2018 - 12:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination:
Category/Kategorie: Allgemein
Lesedauer:  7 Minuten

Market © Vallendar/IMEGS/cc-by-sa-3.0

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El Alto (spanisch “die Höhe”) liegt unmittelbar westlich von La Paz, zu dem es bis 1985 als Stadtteil gehörte. El Alto hat 840.000 Einwohner und ist damit die zweitgrößte Stadt Boliviens, nach Santa Cruz und vor La Paz und Cochabamba. Sie bildet zusammen mit La Paz den bevölkerungsreichsten Ballungsraum Boliviens. In El Alto liegen zahlreiche Industriebetriebe und der höchstgelegene internationale Flughafen der Welt. El Alto liegt zwischen 3.850 und 4150 m auf der trockenen Hochebene des Altiplano. Die Gesamtfläche des Stadtgebiets beträgt 1.042 km². Verwaltungstechnisch ist El Alto zentraler Ort des Landkreises (bolivianisch Municipio) El Alto in der Provinz Murillo im Departamento La Paz.

Viele Einwohner arbeiten in örtlichen Industrie- und Gewerbebetrieben, in der Gastronomie oder pendeln nach La Paz. Etwa 70 % der fast ausschließlich indigenen Bevölkerung ist in der informellen Wirtschaft tätig. Hinzu kommt, neben dem Transportgewerbe, Internetcafés, Handyshops und kleinen Handwerksbetrieben mit im Schnitt 5 bis 10, häufig angelernten Beschäftigten ohne formalen Berufsabschluss, vor allem der Handel auf größeren Märkten mit landwirtschaftlichen, eigengefertigten, aber zum Teil auch geschmuggelten oder gestohlenen Gütern sowie mit gefälschten, europäischen und US-amerikanischen Markenartikeln aus Asien. Inzwischen hat sich in El Alto eine eigene, vorwiegend vom Handel getragene, städtische Mittelschicht herausgebildet. Darunter befinden sich auch Angehörige freier Berufe, wie Rechtsanwälte, Ärzte und Architekten, die sich in El Alto, aufgrund der im Vergleich zu La Paz etwas geringeren Lebenshaltungskosten, niedergelassen haben. Im Zentrum von El Alto sind Filialen nationaler und international ausgerichteter Banken sowie privat betriebene Lebensmittelgeschäfte ansässig. In El Alto arbeiten zudem diverse private und religiös ausgerichtete Nichtregierungsorganisationen mit eigenen Büros, weitgehend aus ausländischen Spendengeldern bezahlten Mitarbeitern und Kontakten nach Europa, Australien, Neuseeland und in die USA.

© Freddy Cutili Chuquimia Che statue © panoramio.com - Pavel Špindler/cc-by-3.0 © flickr.com - Pedro Szekely/cc-by-2.0 © flickr.com - Pedro Szekely/cc-by-2.0 © flickr.com - Pedro Szekely/cc-by-2.0 Market © Vallendar/IMEGS/cc-by-sa-3.0
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Che statue © panoramio.com - Pavel Špindler/cc-by-3.0
In El Alto befindet sich der internationale Flughafen La Paz (Aeropuerto Internacional El Alto-La Paz “John F. Kennedy”), einer der höchstgelegenen Verkehrsflughäfen der Welt. Im Vergleich zu anderen Flughäfen müssen Flugzeuge in El Alto mit wesentlich höheren Geschwindigkeiten starten und landen, um in der dünnen Höhenluft ausreichend Auftrieb zu erreichen. Hierfür benötigen sie speziell verstärkte Reifen und die Zuladung ist trotz der 4.000 m langen Start- und Landebahn begrenzt (aufgrund dieser Einschränkungen konzentriert sich der internationale Flugverkehr, insbesondere Luftfracht, auf den Flughafen Viru Viru bei Santa Cruz im Tiefland). El Alto ist Ausgangspunkt von asphaltierten Fernstraßen zum Titicacasee, nach Desaguadero (Grenzübergang nach Peru), Arica (Chile), Oruro und Cochabamba. Zwischen La Paz und El Alto gibt es eine vierspurige (mautpflichtige) Schnellstraße (“Autopista”) und mehrere steile und enge Straßen durch Wohngebiete. Im April 2013 begannen die Arbeiten an drei Seilbahnen zwischen El Alto und La Paz, die eine bessere Anbindung der vielen Pendler ermöglichen sollen. Die erste Line des Seilbahnnetzes La Paz wurde im Mai 2014 eröffnet. Auch die Eisenbahnlinien zum Titicaca-See, Arica und Oruro laufen in El Alto zusammen, von wo aus es eine Stichstrecke nach La Paz gibt. Derzeit ist nur die Bahnstrecke nach Oruro in Betrieb, seit Mai 2006 findet dort auch wieder Personenverkehr mit einem Schienenbus (Ferrobus) statt. Darüber hinaus wird auf politischer Ebene erwogen, die stillgelegten Strecken nach Arica (möglicherweise nur für Güterverkehr) und nach La Paz (für den Personenverkehr) zu reaktivieren. El Alto hat keinen eigenen Busbahnhof; die meisten Überlandbusse haben Agenturen in El Alto und halten auf ihren Fahrten von und nach La Paz in der Stadt. Der innerstädtische Nahverkehr und die Verbindung nach La Paz wird von Minibussen und Linien-Sammeltaxis (“Trufis”) bedient.

El Alto hat aufgrund seiner kurzen Geschichte und seiner Entstehung als Vorort kein historisches Stadtzentrum. Das Straßennetz ist geprägt von langen, geraden Straßen mit rechtwinkeligen Querstraßen. Entlang der überregionalen Hauptstraßen haben sich viele Industriebetriebe angesiedelt, die im beengten Talkessel von La Paz keinen ausreichenden Platz hätten. Im zentralen Viertel von El Alto am Höhenrand des Talkessels (“la Ceja“) finden sich zahlreiche Läden und Straßenmärkte. Der früher auf freiem Feld liegende Flughafen ist inzwischen von der wachsenden Stadt völlig umschlossen. An den Stadträndern und um den Flughafen befinden sich ausgedehnte Elendssiedlungen von Landflüchtigen, die sich in der Stadt ein besseres Leben erhoffen. Insgesamt wirkt die Stadt eher ärmlich, da sich überproportional viele einkommensschwache indigene Bevölkerungsteile mit ländlichem Hintergrund ansiedeln, die sich keinen Wohnraum im klimatisch wesentlich angenehmeren La Paz leisten können.

El Alto steht dabei in starkem Kontrast zum wesentlich wohlhabenderen La Paz, das ein zum Teil kolonial, zum Teil modern geprägtes Stadtbild und eine mehrheitlich europäischstämmige Bevölkerung hat. Bei der neuen indigenen Mittelschicht El Altos hat sich seit den 2000er Jahren ein neuer Baustil durchgesetzt, die “Neoandine Architektur”, “Andine Postmoderne” oder auch “Cholet”. Letzteres ist ein Kunstwort, das aus Chalet (Architekturstil im Alpenraum) und Cholo (einem in Bolivien gebräuchlichen Begriff für Indigene) zusammengesetzt ist. Viele der Häuser wurden vom Künstler Freddy Mamani entworfen. Dabei werden Formen und Farben aus Mustern von Stoffen, Keramik und Gebäuden verschiedener andiner Kulturen aufgegriffen. Diese farbenfrohen Häuser stechen im Stadtbild von El Alto deutlich heraus, da andere Gebäude meist aus unverputzen Ziegeln bestehen.

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