Mahiljou ist mit 381.400 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Belarus. Sie liegt im Osten des Landes am Dnepr. Die Großstadt ist Sitz der Verwaltung der Mahiljouskaja Woblasz, Industriestadt (Maschinenbau, Chemiefaser-, Leicht-, Nahrungsmittelindustrie), Eisenbahnknoten, Hafenstadt und kultureller Mittelpunkt des Gebietes mit Hochschulen, Theater und Baudenkmälern.
Während des RusslandfeldzugesNapoleons wurde die Stadt 1812 von Truppen der Grande Armée eingenommen. Nach der Niederlage der Franzosen erholte sich die Region rasch von den Folgen der Besetzung und Fremdherrschaft. Beim Vormarsch wie auch beim Rückzug der Franzosen waren die nördlichen Nachbarstädte Smolensk und Orscha Hauptetappenorte an der Heerstraße. 1824 weilte der russische Nationaldichter Alexander Sergejewitsch Puschkin auf der Durchreise in der Stadt. Im späten 19. Jahrhundert begann die Bevölkerungszahl erneut zu wachsen, um 1900 betrug der jüdische Bevölkerungsanteil bereits 50%. Ab 1915 war die Stadt Hauptquartier des Kommandos des Obersten Befehlshabers der ArmeeNikolaus II., dessen Oberkommandierender Duchonin hier von Rotgardisten nach der Oktoberrevolution ermordet wurde. Im Russischen Bürgerkrieg wechselte die Stadt im Jahre 1918 mehrmals den Besitzer. Nach dem Bürgerkrieg wurde die Stadt Bestandteil der BSSR innerhalb der Sowjetunion. In der Sowjetzeit erhielt der Ausbau der Stadt zu einem Industriezentrum neue Impulse. Die Stadt hatte um 1940 bereits 100.000 Einwohner. Eine aus dem 17. Jahrhundert stammende hölzerne Synagoge war zunächst als bedeutendes Kulturbauwerk unter Schutz gestellt worden, wurde aber 1938 auf behördliche Anweisung abgerissen.
Am 26. Juli 1941 eroberte die deutsche Wehrmacht die Stadt, die von den Besatzern Mogilew genannt wurde. Diese Bezeichnung hat sich (teils in der ebenfalls älteren englischen Schreibweise Mogilev, auch Mohilev) bis heute in der deutschsprachigen historischen Fachliteratur gehalten. Der Höhere SS- und Polizeiführer (HSSPF) Erich von dem Bach-Zelewski nahm dort seinen Dienstsitz. Unter seiner Verantwortung wurden 1941 jüdische Frauen, Männer und Kinder massenweise erschossen: Am 2. Oktober 1941 trieben Angehörige des III. Bataillons des Polizei-Regiments Mitte(Polizei-Bataillon 322), SS-Männer und ukrainische Hilfspolizisten Juden im Ghetto von Mahiljou zusammen. Am nächsten Tag wurden sie auf LKWs der Kraftfahrzeugstaffel des Polizeibataillons zu einem Panzergraben vor der Stadt gefahren und dort von Polizisten der 7. und 9. Kompanie erschossen. Während die deutschen Polizisten die Männer und Frauen ermordeten, wurden die ebenfalls herangebrachten Kinder von ukrainischen Hilfswilligen getötet. Insgesamt fielen diesem Massaker 2208 Menschen zum Opfer. Am 19. Oktober 1941 erschossen das Einsatzkommando 8 und das Polizei-Bataillon 316 insgesamt 3726 Juden; am 23. Oktober 1941 wurden 279 Juden auf die gleiche Weise ermordet. An diesem Tage kam Heinrich Himmler nach Mahiljou. Er ordnete an, nach anderen Vernichtungsmethoden zu suchen. Im September 1941 wurden geistig behinderte Anstaltsinsassen in Mahiljou von der Ordnungspolizei versuchsweise mit Autoabgasen vergiftet. Die hier erprobte Tötungsmethode durch Motorabgase wurde später ausgeweitet und in mehreren Vernichtungslagern eingesetzt. Himmler gab zunächst den Auftrag, Gaswagen bauen zu lassen, von denen ein Exemplar – allerdings mit anderer Technik – bereits 1940 vom Sonderkommando Lange im Wartheland eingesetzt wurde. Im November 1941 erhielt außerdem die Erfurter Firma J. A. Topf und Söhne den Auftrag, für ein geplantes riesiges Krematorium in Mahiljou 32 Öfen zu liefern. Vermutlich war zu diesem Zeitpunkt daran gedacht, bei Mahiljou ein großes Lager zu bauen, dessen Funktion später vom KZ Auschwitz-Birkenau und weiteren Vernichtungslagern in Polen übernommen wurde. Der Auftrag für Mahiljou wurde storniert, einige der Öfen wurden später nach Auschwitz geliefert. Im nicht weit von Minsk entfernten Vernichtungslager Maly Trostinez wurden ab 1942 mindestens 40.000 Juden erschossen oder in Gaswagen ermordet. Am 28. Juni 1944 wurde Mahiljou bei der Operation Bagration von der Roten Armee zurückerobert. Im Verlauf des Deutsch-Sowjetischen Krieges erlitt Mahiljou bei Kämpfen zwischen deutschen und sowjetischen Truppen schwere Zerstörungen. Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt wieder aufgebaut und zu einem Industriezentrum und Verkehrsknoten entwickelt. In Mahiljou bestand das Kriegsgefangenenlager311, Mogilew, für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs. Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital 3161, Cholmy, versorgt.
Im Jahr 1995 bestanden in der Stadt Mahiljou über 3000 Firmen und Privatunternehmen, darunter 1615 Handwerks- und Kleinbetriebe, 232 Genossenschaftsbetriebe, 136 Aktiengesellschaften und 1048 Betriebe (als GmbH). Auch 150 Staatsbetriebe hatten in der Stadt Betriebsteile oder Büros. In der Stadt sind alle führenden börsennotierten Aktien- und Sparkassenbanken des Landes mit insgesamt 27 Filialen vertreten. Die Im- und Exportfirmen der Stadt lieferten für etwa Mill. US$. Waren und Dienstleistungen in die Staaten der GUS, davon 87 % nach Russland, 8,7 % in die Ukraine. In das Europäische Ausland wurden für 208 Mill. US$ Waren exportiert. 40 % dieser Waren gingen in die Bundesrepublik Deutschland, 17 % in die Türkei und 12 % in die Schweiz. Ein großer Teil der Lebensmittel für die Großstadt Mahiljou und die Region wird von Nahrungsgüterproduzenten der Stadt abgedeckt. Zu ihnen gehören das Molkereikombinat der Stadt, das Fleisch- und Wurstwarenkombinat sowie das Gelatinewerk (Hersteller von Futtermitteln, technischen Fetten usw.), Backwarenhersteller und Brauerei sowie Hersteller von Nahrungs- und Genussmitteln. Mit dem Lebensmittelsektor sind Verpackungsmittelwerke (BELPACK), Konservenhersteller, Brauerei und Logistikunternehmen der Stadt verflochten.