Themenwoche Ägypten – Kairo
Donnerstag, 25. Mai 2017 - 12:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: North Africa / NordafrikaCategory/Kategorie: Allgemein, UNESCO-Welterbe, Union für das Mittelmeer Lesedauer: 11 Minuten Kairo (“die Starke” oder “die Eroberin”) ist die Hauptstadt Ägyptens und die größte Stadt der arabischen Welt. Sie wurde 969 von dem fatimidischen Feldherrn Dschauhar as-Siqillī gegründet. Von Ägyptern wird die Stadt oftmals auch einfach mit dem Landesnamen – Miṣr – bezeichnet. Kairo ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Ägyptens und der Arabischen Welt. Die Stadt ist Sitz der ägyptischen Regierung, des Parlaments, aller staatlichen und religiösen Zentralbehörden (Mogamma) sowie zahlreicher diplomatischer Vertretungen. Kairo ist der bedeutendste Verkehrsknotenpunkt Ägyptens und besitzt zahlreiche Universitäten, Hochschulen, Theater, Museen sowie Baudenkmäler. Die Altstadt von Kairo ist ein Ensemble islamischer Baukunst und wird seit 1979 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Die Stadt hat den Status eines Gouvernements und wird von einem Gouverneur regiert, der vom Staatspräsidenten ernannt wird. Kairo hat 10,2 Millionen Einwohner im administrativen Stadtgebiet und die Metropolregion ist mit etwa 20,4 Millionen Einwohnern vor Lagos in Nigeria die größte in Afrika. In Ägypten existiert allerdings keine Meldepflicht, weswegen die angegebenen Einwohnerzahlen Hochrechnungen auf Basis der Volkszählungsergebnisse darstellen. Inoffizielle Schätzungen geben bis zu 25 Millionen Einwohner für den Großraum an, was nahezu ein Drittel der Gesamtbevölkerung Ägyptens bedeuten würde.
Kairo hat eine Stadtfläche von 214 Quadratkilometern und liegt im Nordosten des Landes auf dem rechten Nilufer durchschnittlich 68 Meter über dem Meeresspiegel. Die Stadt umfasst auch die beiden Inseln Gezīra (mit dem Stadtteil Zamalek) und Roda. Ihr gegenüber liegt am westlichen Ufer das Gouvernement al-Dschīza (el-Gīza), unter anderem mit den historischen Anlagen von Gizeh. Die erste Siedlung wurde ursprünglich zwischen dem Gebirgsausläufer Muqattam im Osten und dem Nil im Westen errichtet. Doch auch wenn diese Kairo schon lange nicht mehr eingrenzen, so bilden die Viertel, die sich zwischen diesen beiden natürlichen Schranken befinden, den alten Stadtkern. Nördlich der Stadt erstreckt sich bis zum Mittelmeer das Nildelta. Im Westen befinden sich die Pyramiden von Gizeh. Im Süden liegt das alte Memphis.
Die Innenstadt lässt sich grob in einen traditionellen und einen modernen Teil einteilen. Das traditionelle Kairo liegt abseits des Nils vor der Zitadelle und dem Berg Muqattam. Es umfasst hauptsächlich das Islamische Kairo rund um die Azhar- und andere Moscheen. Des Weiteren sind hier die Wohnviertel nördlich, östlich und südlich des Viertels um die Azhar-Moschee zu nennen, so etwa Bāb el-Chalq, Darb el-Ahmar, el-Mūskī oder Sayyida Zeinab, es-Sayyeda Zēnab). Neben den Ausgrabungen von al-Fustat im Süden liegt das koptische Viertel oder Alt-Kairo (Masr el-edīma). Eine Besonderheit ist die Stadt der Toten südöstlich des islamischen Viertels, eine Nekropole, die bewohnt ist und sich heute (fast) wie ein normales Stadtviertel gibt. Das moderne Kairo besteht aus den Geschäftsvierteln, die vom Mīdān et-Tahrīr, dem Mīdān el-Ōperā, dem Ramses-Bahnhof (Mahattat Ramsīs) und dem Nil eingegrenzt werden. Diese Bereiche sind noch durch kolonialzeitliche Architektur, einen mediterranen Baustil, geprägt. Westlich davon befindet sich das Viertel Zamalek (ez-Zamālek) auf der Insel Gezīra, südwestlich liegen Insel Roda und die Garden City, wo viele Botschaften untergebracht sind. Der wohl bekannteste Vorort ist Heliopolis im Nordosten der Stadt. Im Süden liegt das in der Kolonialzeit geplante Maadi, welches durch zahlreiche Villengrundstücke mit umgebendem Garten geprägt ist und somit zu den teureren Wohngebieten zählt. Südlich schließt sich das zum Gouvernement Kairo zählende Helwan an. Ein weiterer Vorort ist Schubra al-Chaima im Norden. Weiter außerhalb ist zu unterscheiden zwischen ehemaligen Dörfern und Städten, die sich in die Peripherie Kairos integriert haben, und den auf dem Reißbrett geplanten Satellitenstädten, die sich teilweise direkt an Kairo anschließen, teilweise bis zu 50 Kilometer von der Innenstadt entfernt in der Wüste liegen. Für Letztere sind auf der östlichen Nilseite unter anderem Nasr City und die Stadt des 15. Mai zu nennen, auf der westlichen Seite die Stadt des 6. Oktober und Sādāt City. Die Stadt des 6. Oktober gehört zum neu gegründeten Gouvernement as-Sadis min Uktubar, dem auch die Oase Bahariyya angehört. Sadat City gehört zum Gouvernement Al-Dschiza.
Das seit 2004 laufende Stadtplanungsprojekt New Cairo geht über die übliche Projektierung eines Vorortes weit hinaus. Es ist die Antwort auf die empfundene Enge, den Wohnraummangel, den Lärm und teilweise Unwirtlichkeit der alten Stadtviertel Kairos. Rund 17 bis 28 Kilometer östlich der Innenstadt sind auf einer bis vor kurzem hügeligen Wüstenfläche von etwa 120 Quadratkilometern private Investoren eingeladen, die erschlossenen Baufelder zu nutzen. Erreichbar durch ein radiales Schnellstraßensystem werden bodennivellierte Sektoren von mindestens 240 Feddan (entsprechen 100 Hektar) in einem Guss in Angriff genommen, ihre Vernetzung ist im Masterplan-Raster gewährleistet. Diese moderne Entlastungsstadt soll bei ihrer Fertigstellung nach 2020 einmal 2 bis 2,4 Millionen Menschen aufnehmen. Es ist eine neuzeitlichen Anforderungen entsprechende soziale und freizeitorientierte Infrastruktur geplant, mit gebietsweiser Versorgung durch Einkaufszentren, mit öffentlichen Grünflächen sowie vereinsbetriebenen Sportzentren, gekennzeichnet durch eine überdurchschnittliche Qualität der Appartements, Eigenheime und Villen. Die ersten Abschnitte waren Anfang 2011 fertig: eine Campushochschule, mehrere Siedlungen bzw. Teilsiedlungen und teilweise private Schulen verschiedener europäischer Länder. Auffallend ist das rasante Tempo der Entwicklung, die Teilabschnitte wachsen in für europäische Verhältnisse unvorstellbar kurzen Zeiträumen. New Cairo dürfte vom Miet- bzw. Kaufpreisniveau her überwiegend eine Urbanisation für den neuen Mittelstand und für ausländische Fachkräfte werden.
Die zahlreichen Einkaufszentren, Geschäfte und Basare in Kairo bieten vielfältige Möglichkeiten zum Einkaufen. Der Wekalat Al-Balah-Markt bietet eine große Auswahl an Vorhängen. Geschnürt zu Tafeln werden diese in vielen kleinen Nischen, in den Gassen und in großen, palastartigen Läden, oft bis zu drei Schichten hoch, gestützt von weißen Säulen, verkauft. Der 1650 erbaute Tentmakers’ Basar ist Kairos einzig erhaltener überdeckter Markt. Er liegt südlich von Chan el-Chalili (al-Muizz-Straße). Dort werden Segelprodukte und geometrische Tapisserien angeboten. Kleidung jeder Art findet man auf den großen Märkten entlang der Sh. 26th July, nahe der 6. Oktober-Brücke, sowie in den Läden zwischen Midan Urabi und Talaat Harb, der Kairoer Flaniermeile. Rechts und links der Straßen gibt es Tausende von Läden mit vorwiegend westlicher Kleidung. Diese findet man auch in diversen Läden im World Trade Center. Einen ständigen Obst- und Gemüsemarkt findet man nahe dem Midan Urabi, an der Sh. Talaat Harb, und einen am Midan Falaki, der im gedeckten “Marché Bab el Louk”, einer Markthalle aus dem Jahre 1912, untergebracht ist. Auf dem Campus der American University of Cairo befindet sich die größte Buchhandlung Ägyptens, vor allem mit englischsprachiger Literatur zu Kairo und Ägypten, vielen Reiseführern, Bildbänden, Fachliteratur rund um den Islam und den Orient sowie einer großen Auswahl an Büchern zu Politik und Geschichte.
Kairo beherbergt viele Restaurants, die ägyptische wie auch internationale Küche anbieten. Die einheimische Küche wartet mit einer besonders großen Auswahl an Vorspeisen (mezze) auf, die dem Gast auf kleinen Tellern serviert und nach Landessitte mit dem Fladenbrot (aiesh balladi) gegessen wird. Unter den mezze finden sich häufig auch “tamaya” (Gemüsefrikadellen) und “ful” (Bohnenbrei), für einen Großteil der weniger verdienenden Ägypter tägliches Frühstück und wichtigste Hauptmahlzeit. Eine weitere ägyptische Spezialität ist Kuschari, ein Gericht aus Nudeln, Reis, Linsen und einer pikanten Sauce aus Tomaten und Röstzwiebeln. Das Fleisch von Rind, Huhn und Lamm wird überwiegend auf dem offenen Feuer gegrillt oder im Ofenrohr gebrutzelt wie Hackfleischbällchen (kofta) und “kebab”. Empfehlenswert ist auch die Fischküche des Mittelmeeres und des Roten Meeres, in der Barrakudas, Garnelen, Hummer, Krabben und Tintenfische je nach Küstenregion verschieden zubereitet werden. Eine Spezialität der Mittelmeerküste ist der stark gepökelte “fesich”, ein Fisch, der sehr schmackhaft ist.
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