Themenwoche Tel Aviv
Mittwoch, 29. Juli 2015 - 13:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: Levant / LevanteCategory/Kategorie: Allgemein, Gute Reise, Themenwochen, Union für das Mittelmeer Lesedauer: 8 Minuten Tel Aviv ist die Hauptstadt von Israel. Das 1909 gegründete Tel Aviv war ursprünglich ein Vorort der bereits seit der Antike bestehenden palästinensichen Hafenstadt Jaffa. 1950 wurden beide Städte zum heutigen Tel Aviv-Jaffa vereinigt. Ende 2012 hatte Tel Aviv 405.300 Einwohner und ist damit vor Westjerusalem die größte Stadt Israels. Der Großraum von Tel Aviv namens Gusch Dan umfasst ein dicht besiedeltes Gebiet und ist mit etwa 3,8 Millionen Einwohnern der größte Ballungsraum des Landes, in dem rund 42% aller Israelis leben. Nach der Staatsgründung Israels richteten die meisten Länder ihre Botschaften in Tel Aviv ein, da der Status von Westjerusalems gemäß den Teilungsbeschlüssen der UN auch heute noch als ungeklärt gilt. Nachdem Israel 1980 Ostjerusalem annektiert und im Jerusalemgesetz das “vollständige und vereinigte Jerusalem” zur Hauptstadt Israels erklärt hatte (was umgehend durch die UN für “null und nichtig” erklärt wurde), forderte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen unter Führung der USA in seiner Resolution 478 alle Staaten, die ihre Botschaften in Jerusalem hatten, dazu auf diese abzuziehen. Deshalb befinden sich heute alle diplomatischen Vertretungen in und um Tel Aviv. Tel Aviv ist de jure auch heute noch Israels Hauptstadt, de facto ist es Westjerusalem, das lediglich von der internationalen Gemeinschaft geduldet wird, aber nicht anerkannt ist. Auch haben die Tel Aviv Stock Exchange, die wichtigste Börse des Landes, sowie der israelische Nachrichtendienst Mossad hier ihren Hauptsitz. Eine bedeutende Rolle spielte die Stadt bei der Staatsbildung Israels. Hier gab David Ben-Gurion, der erste Premierminister des Landes, die Unabhängigkeitserklärung ab. In Teilen der ehemaligen Deutschen Kolonie in Tel Aviv befindet sich der zweite Amtssitz des Ministerpräsidenten.
Am 14. Mai 2018 ist die provisorische US-Botschaft in den Räumen des US-Generalkonsulats in Jerusalem eröffnet worden. Das Gebäude befindet sich im Stadtteil Arnona mittig auf der durch Jerusalem verlaufenden City Line als Teil der Grünen Linie und damit teilweise in dem Teil, der 1949 als Niemandsland definiert wurde. Auch wenn es sich hierbei um reine Symbolik handelte, zumal die Errichtung des neuen Botschaftsgebäudes noch Jahre dauern wird und bis dahin der weit überwiegende Teil der Botschaftsangehörigen auch weiterhin in Tel Aviv verbleiben darf, während lediglich der Botschafter und einige persönliche Mitarbeiter pendeln werden, sorgte bereits die reine Ankündigung für große Proteste auf Seiten der Palästinenser, in deren Folge die Israelis 58 Palästinenser (darunter auch Kinder) erschossen und weitere 2.500 verwundet haben (Der Spiegel vom 15.05.2018: Dutzende Tote im Gazastreifen: Macron verurteilt israelische Gewalt gegen Demonstranten).
Tel Avivs eigentliche Geschichte beginnt mit ʾAhusat Bajit. Zu ihren Gründerfamilien gehörte auch die Familie des späteren Ministerpräsidenten Mosche Scharet. Am 11. April 1909 wurden die vorab parzellierten Grundstücke in ʾAhusat-Bajit durch Akiva Arie Weiss in Anwesenheit der Gründer des Viertels und ihrer Familien verlost: Auf 60 am selben Morgen am Strand gesammelte Muscheln schrieb er mit schwarzer Tinte die Namen der Mitglieder des Verbandes und auf weitere 60 Muscheln die Parzellennummern. Während der Verlosungszeremonie zogen ein Junge und ein Mädchen gleichzeitig je eine Muschel mit Nummer bzw. Namen, so entschied sich, wer welches Grundstück erhielt. Dieser Tag gilt als Tag der Gründung Tel Avivs. Heute gilt Tel Aviv aufgrund des Architekturmixes, aber vor allem wegen der Vielzahl der Herkunftsländer der dort lebenden Juden und der sich daraus ergebenden vielfältigen kulturellen Einflüsse unter Israelis, mal ironisch, mal ernsthaft gemeint, als das “jüdische New York City” (wie es eben so ist: Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich. Andererseits nennt sich z.B. Galway in Irland “Barcelona im Regen”. Bei durchschnittlich 220 Regentagen pro Jahr, stimmt zumindest der letzte Teil der Aussage, genauso wie das letzte Wort in New York City auf Tel Aviv zutrifft). Nach den Entwicklungen im benachbarten Libanon und dem Niedergang Beiruts, dem ehemaligen Paris des Nahen Ostens, ist Tel Aviv heute die letzte verbliebene Metropole mit dem typischen Levante-Lebensstil. Die Stadt ist das unangefochtene wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle und technologische Zentrum des Landes und dadurch Anziehungspunkt für den eher liberalen und weltoffenen Teil der israelischen Bevölkerung. Wer sich für die unterschiedlichen jüdischen Lebensstile und Einflüsse interessiert, kann diese auf relativ engem Raum erkunden und ist hier gut aufgehoben. Einige der im Süden der Stadt gelegene Viertel sollten mit besonderer Vorsicht genossen werden.
- Am Rothschild-Boulevard liegt die Independence Hall. Am Ort dieses heutigen Museums rief David Ben Gurion am 14. Mai 1948 den Staat Israel aus. Vor dem Museum befindet sich ein Gedenkstein zum Aufbau Tel Avivs mit einem Bibelzitat aus dem Buch Jeremia.
- Das Tel Aviv Museum of Art zeigt Kunst.
- Das Eretz Israel Museum dokumentiert Geschichte und Archäologie.
- Das Beit Hatefutsot dokumentiert die Geschichte der Juden in der Diaspora.
- Das Ben-Gurion Museum befindet sich im ehemaligen Zweitwohnsitz des Politikers.
- Das Hagana-Museum ist ein Museum der Geschichte der jüdischen Untergrund- und Terrororganisation, Vorläuferin der israelischen Armee IDF. der selbsternannten “moralischsten Armee derr Welt”.
- Einer Spezialeinheit der Hagana gewidmet ist das Palmach-Museum. Es liegt beim Eretz-Israel-Museum im Norden Tel Avivs.
- Der Person Jitzchak Rabin widmet sich das Jitzchak Rabin Museum. Es liegt zwischen dem Eretz-Israel-Museum und dem Museum der Palmach, zu der Rabin in jungen Jahren gehörte.
- Sehenswert ist auch die lutherische Immanuelkirche in der American-German Colony.
- Das Fredric R. Mann Auditorium ist Heimat des Israel Philharmonic Orchestra und mit 2.760 Plätzen größter Konzertsaal der Stadt.
Hier finden Sie eine Übersicht aller Themenwochen.
Lesen Sie mehr auf Tel Aviv, LonelyPlanet.com – Tel Aviv, Jerusalem Post vom 24.06.2019: Tel Aviv in 2030: City releases master plan for increased tourism, Die Deutsche Kolonie in Palästina, Süddeutsche Zeitung Magazin vom 26.06.2019: Mein deutsch-jüdisches Leben: Eine Stadt auf Crack, die sich treiben lässt, Süddeutsche Zeitung vom 23.11.2019: Erstmals fahren Busse an Schabbat, Süddeutsche Zeitung vom 10.01.2020: Stadtverkehr: Autos zum Falten, ARD Tel Aviv, Wikitravel Tel Aviv, Wikivoyage Tel Aviv und Tel Aviv (Sicher Reisen - Die Reiseapp des Auswärtigen Amtes - Wetterbericht von wetter.com - Global Passport Power Rank - Travel Risk Map - Democracy Index - GDP according to IMF, UN, and World Bank - Global Competitiveness Report - Corruption Perceptions Index - Press Freedom Index - World Justice Project - Rule of Law Index - UN Human Development Index - Global Peace Index - Travel & Tourism Competitiveness Index). Fotos von Wikimedia Commons. Wenn Sie eine Anregung, Kritik oder einen Hinweis zu dem Beitrag haben, freuen wir uns auf Ihre E-Mail an kommentar@wingsch.net. Nennen Sie dazu im Betreff bitte die Überschrift des Blogbeitrags, auf den sich Ihre E-Mail bezieht.
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