Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Sie werden in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen.
Zum fünfzigsten Jahrestag setzte sich Demnig 1990 künstlerisch mit den Deportationen von 1000 Roma und Sinti aus Köln auseinander, die für die Nationalsozialisten eine Art Generalprobe für die nachfolgenden umfangreicheren Judendeportationen waren. Mit einer Art rollbaren Druckmaschine zog er den Deportationswegen folgende Spuren durch die Stadt.
Einen ersten mit einer Messingplatte versehenen und beschrifteten Stein ließ Demnig am 16. Dezember 1992, dem 50. Jahrestag des Befehls Heinrich Himmlers zur Deportation der “Zigeuner”, vor dem Historischen Kölner Rathaus in das Pflaster ein. Auf dem Stein zu lesen sind die ersten Zeilen dieses Erlasses. Demnig mischte sich mit diesem Stein in die Diskussion um das Bleiberecht von aus Jugoslawien geflohenen Roma ein.
In Ausdehnung auf alle Verfolgtengruppen entwickelte Demnig in den Folgejahren das Projekt ‚Stolpersteine‘. Zuerst war es eher ein theoretisches Konzept für die Veröffentlichung Größenwahn – Kunstprojekte für Europa, da Demnig von notwendigen sechs Millionen Stolpersteinen in ganz Europa ausging. Der Pfarrer der Antoniter-Gemeinde in Köln animierte Demnig jedoch, wenigstens einige Steine zu verlegen, um ein Zeichen zu setzen. 1994 kam es so zu einer ersten Ausstellung von 250 Stolpersteinen in der Antoniterkirche in Köln. Am 4. Januar 1995 verlegte Demnig probeweise und ohne Genehmigung die ersten Steine in Köln. Im Folgejahr beteiligte er sich an der Ausstellung Künstler forschen nach Auschwitz in Berlin-Kreuzberg und verlegte in der dortigen Oranienstraße ebenfalls ohne Genehmigung 51 Steine. Behördlich genehmigt konnte er die ersten zwei Steine am 19. Juli 1997 auf Einladung von Gedenkdienst-Gründer Andreas Maislinger in St. Georgen bei Salzburg verlegen. In Deutschland dauerte es noch weitere drei Jahre, bis er im Jahr 2000 in Köln und amtlich genehmigt weitere Stolpersteine verlegen konnte. In der nachfolgenden Zeit wurde das Projekt mehr und mehr zum Selbstläufer; mittlerweile hat es sich zum weltweit größten dezentralen Mahnmal entwickelt.
Demnigs Intention ist unter anderem, den NS-Opfern, die in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert wurden, ihre Namen zurückzugeben. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, soll auch eine symbolische Verbeugung vor den Opfern sein. Außerdem soll die Markierung der Tatorte häufig mitten in dichtbesiedelten Bereichen die von einigen Zeitzeugen vorgebrachte Schutzbehauptung, dass man von den Deportationen nichts mitbekommen habe, in Frage stellen.
Trotz des Namens Stolpersteine geht es Demnig nicht um ein tatsächliches “Stolpern”. Er zitiert auf die Frage nach dem Namen des Projektes gerne einen Schüler, der nach der Stolpergefahr gefragt antwortete: “Nein, nein, man stolpert nicht und fällt hin, man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen.”
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