Schloss Christiansborg in Kopenhagen
Donnerstag, 28. Januar 2021 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: European Union / Europäische UnionCategory/Kategorie: Allgemein, Paläste, Schlösser, Villen, Parks Lesedauer: 7 Minuten Schloss Christiansborg (dänisch: Christiansborg Slot) liegt auf der Insel Slotsholmen im Zentrum von Kopenhagen und beherbergt die Spitzen der drei Staatsgewalten des Königreichs Dänemark. Es ist weltweit der einzige Repräsentationsbau, der die höchsten Vertreter von Exekutive, Legislative und Judikative unter einem Dach vereint: Neben den Räumen des Parlaments Folketing befinden sich das Oberste Gericht, ein Dienstsitz des Ministerpräsidenten sowie Königliche Empfangsräume im Schloss. Der heutige Bau wurde in der Zeit von 1906 bis 1937 errichtet.
Das dreiflügelige Hauptgebäude wird von drei Portalen erschlossen. Das Königinportal am Nordflügel führt zu den königlichen Repräsentationsräumen, während das Portal am Südflügel den Eingang zum Folketing bildet. Das Königsportal am Schlossplatz wirkt zwar wie ein Haupteingang, tatsächlich gelangt man hier nur zu der unterirdischen Ausstellung der mittelalterlichen Grundmauern. Der Schlossturm misst 106 Meter und überragt den Turm des Kopenhagener Rathauses um einen halben Meter. Er wurde in Skelettbauweise errichtet und ist einer der ältesten Stahlbetonbauten des Landes. Die Sandsteinfassaden des Prinz-Jørgen-Hofs stammen vom klassizistischen Vorgängerbau des Schlosses. Für Souterrain und Erdgeschoss wurden ansonsten Feldsteine verwendet, die aus über 700 dänischen Kirchspielen zusammengetragen wurden. Die nur grob behauenen Steine verleihen dem Gebäude einen geradezu burgartigen Charakter, bieten aber bei genauerer Betrachtung ein faszinierendes Farbenspiel. Die anderen Fassadenteile sind mit Granit verkleidet. Granit ist weitgehend unempfindlich gegen Wettereinflüsse, eignet sich aber kaum für feinere Dekore. Die meisten Ornamente fertigte der Bildhauer Anders Bundgaard. Über den Fenstern des Erdgeschosses befinden sich Granitmasken bedeutender Männer der dänischen Geschichte wie Absalon, Tycho Brahe, N.F.S. Grundtvig, Blicher, Tietgen und Enrico Dalgas. Die Väter des dänischen Grundgesetzes sind um den Eingang zum Parlament versammelt. Über diesem Eingang tragen vier Atlanten scheinbar die Last des darüber befindlichen Balkons. Ihre schmerzverzerrten Gesichter sorgten bei der Enthüllung für Spott und Verärgerung. Es wurden Spenden gesammelt, um sie abschlagen zu lassen. Aber sie leiden bis heute, und der Volksmund ersetzte den ursprünglichen Titel der Figurengruppe (“Die tägliche Mühe”) durch Bezeichnungen wie “Schreckenspforte” oder “Kopf-, Ohren-, Zahn- und Magenschmerzen”.
Die königlichen Repräsentationsräume befinden sich im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss des Nordflügels des Palastes. Sie dienen offiziellen Anlässen wie Empfängen, Staatsbanketten, Audienzen und den Sitzungen mit dem Staatsrat. Vom Königinportal, das als Haupteingang zu den Repräsentationsräumen dient, und dem Vorraum der Palastwache führt die Königstreppe zum Audienzzimmer und Staatsratssaal. Dies sind die einzigen königlichen Empfangsräume, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Im ersten Geschoss sind Thronsaal, Rittersaal, Speisesaal, Bibliothek und Alexandersaal untergebracht. Die Ausstattungsstücke der Innenräume stammen teils aus den Vorgängerbauten, sofern sie die Brände überstanden. Führende dänische Künstler gestalteten die Dekorationen, Kunstwerke, Gemälde und Wandteppiche, darunter Nicolai Abildgaard, Christoffer Wilhelm Eckersberg, Bjørn Nørgaard, Joakim Frederik Skovgaard, Bertel Thorvaldsen und Laurits Tuxen. Der ovalförmige Thronsaal in der Mitte des Hauptflügels gewährt den Zugang zum Balkon, von dem aus die dänischen Monarchen proklamiert werden. Der Thronsaal dient für Botschafterempfänge und die traditionellen Silvesterfeiern. Die beiden Throne fertigte Christian Frederik Hansen für den Vorgängerbau an. Der Große Saal ist der ehemalige Rittersaal. Er ist 40 Meter lang und 10 Meter hoch und damit der größte Saal, der 400 Gäste aufnehmen kann. Hier finden Staatsempfänge und Galadinner statt. Im Großen Saal mit umlaufender Balustrade sind 17 bunt gewebte Gobelin-Wandteppiche von Nørgaard aus dem Jahr 1999 zu sehen, die auf etwa 200 m² die Geschichte Dänemarks von der Wikingerzeit bis in die Gegenwart darstellen. Die Stuckaturen und die große Deckenmalerei schuf Kræsten Iversen. Der schwarz-weiße Marmorfußboden wurde aus der königlichen Bibliothek wiederverwendet. Der Alexandersaal erhielt seinen Namen von einem großen Marmorfries, das den Triumphzug Alexanders des Großen in Babylon von Bertel Thorvaldsen aus dem Jahr 1829 zeigt. Anhand der erhaltenen Teile wurde der gesamte Fries rekonstruiert und hier angebracht. Der Saal wird für kleinere Empfänge und offizielle Abendessen genutzt.
Die klassizistische, turmlose Schlosskirche wurde im nördlichen Schlossbezirk als separater Baukörper errichtet und durch einen niedrigen Verbindungsbau mit dem Schloss verbunden. Sie dient der königlichen Familie für gottesdienstliche Zwecke, insbesondere für Taufen, Konfirmationen und Aufbahrungen, aber auch für den Gottesdienst im Rahmen der Eröffnung des Parlaments. Das Gebäude geht im Kern auf die Vorgängerkirche zurück, die von 1738 bis 1742 im Rokokostil errichtet worden war. Christian Frederik Hansen nutzte für den Wiederaufbau von 1813 bis 1826 möglichst das nach dem Brand noch erhaltene Mauerwerk und die Fundamente. Auf rechteckigem Grundriss entstand nach römischen Vorbildern ein Langhaus, das von einer großen zentralen Kuppel beherrscht wird. Als Haupteingang dient ein Portikus mit vier ionischen Säulen, Architrav und einem flachen Dreiecksgiebel. Ein umlaufendes Fries gliedert die Außenwände in zwei Ebenen mit hochrechteckigen Fenstern. In der Mitte der Langseiten ist je ein großes halbkreisförmiges Fenster eingelassen. Das Innere gestaltete der Architekt Nicolai Eigtved wie einen römischen Tempel. Über den Arkaden an den Langseiten laufen Galerien mit Balustern, die durch kannelierte Pilaster gegliedert werden, deren korinthische Kapitelle bis an ein vorkragendes umlaufendes Gesims heranreichen. Wie beim römischen Pantheon ist die Kuppel innen kassettiert. Der Eingangsbereich wird von zwei korinthischen Freisäulen beherrscht, die die königliche Loge flankieren. Zwei baugleiche Säulen im Westen begrenzen die halbrunde Altarnische. Die Kirche entging dem Palastbrand von 1884, wurde aber durch einen Brand im Jahr 1992 schwer beschädigt. 1997 erfolgte die Wiedereinweihung. Für den gelungenen Wiederaufbau wurde der Europa Nostra-Preis verliehen.
Lesen Sie mehr auf KongeligeSlotte.dk – Schloss Christiansborg, VisitDenmark.de – Schloss Christiansborg und Wikipedia Schloss Christiansborg (Sicher Reisen - Die Reiseapp des Auswärtigen Amtes - Wetterbericht von wetter.com - Global Passport Power Rank - Travel Risk Map - Democracy Index - GDP according to IMF, UN, and World Bank - Global Competitiveness Report - Corruption Perceptions Index - Press Freedom Index - World Justice Project - Rule of Law Index - UN Human Development Index - Global Peace Index - Travel & Tourism Competitiveness Index). Fotos von Wikimedia Commons. Wenn Sie eine Anregung, Kritik oder einen Hinweis zu dem Beitrag haben, freuen wir uns auf Ihre E-Mail an kommentar@wingsch.net. Nennen Sie dazu im Betreff bitte die Überschrift des Blogbeitrags, auf den sich Ihre E-Mail bezieht.
Das könnte Sie auch interessieren:
- Schloss Rosenborg in Kopenhagen
- Kopenhagen, viel mehr als nur die Kleine Meerjungfrau
- Schloss Amalienborg in Kopenhagen
- Gråsten in Dänemark
- Odense auf Fünen
- Alte Börse Kopenhagen
- Rathausplatz in Kopenhagen
- Die royale Yacht Dannebrog
- Frederikskirche in Kopenhagen
- Freistadt Christiania in Kopenhagen
- Schloss Kronborg in Helsingør, wo die Legende von Hamlets Tragödie weiter lebt
- Schloss Egeskov in Kværndrup
- Themenwoche Jütland – Haderslev
- Christiansfeld in Dänemark
- Roskilde, Wikinger und Festivals