Der Raine-Island-Nationalpark (englisch: Raine Island National Park) ist ein 131 Hektar großer, aus drei Koralleninseln bestehender Nationalpark im australischen Bundesstaat Queensland. Er gehört zum UNESCO-WeltnaturerbesGreat Barrier Reef. Die Hauptinsel ist nach Kapitän Thomas Raine, der diese 1815 entdeckte, benannt. Der Nationalpark umfasst Raine Island und die benachbarten Moulter und MacLennan Cays, kleine Koralleninseln.
Die Vegetation besteht aus Gras und niedrigem Buschwerk. Auf dem Gebiet des Nationalparks wurden 84 verschiedene Vogelarten gezählt, darunter auch der vom Aussterben bedrohte Südtrinidad-Sturmvogel und der gefährdete Rotschwanz-Tropikvogel. Die größte Kolonie von Maskentölpeln im Korallenmeer ist hier ebenso heimisch, wie eine der drei größten Weißbauchtölpelkolonien Ostaustraliens. Besonders wichtig sind die Inseln für Suppenschildkröten (“Grüne Meeresschildkröte”). Die international als bedroht eingestuften Tiere kommen während der Brutzeit zu zehntausenden auf die Insel und legen ihre Eier ab.
Lange bevor die ersten Europäer die australischen Meere erkundeten, segelten Torres-Strait-Insulaner von den östlichen Torres-Strait-InselnMurray, Darnley und Stephens mit Einbäumen zu den Raine-Inseln. Auch die Wuthathi, eine Gruppe der Aborigines vom australischen Festland, kamen mit seetauglichen Auslegerkanus auf die Inseln. Beide Gruppen unterhielten kulturelle und soziale Kontakte untereinander. Die Inseln, Riffe und umliegenden Gewässer des äußeren Great Barrier Reefs wurden genutzt um Meeresschildkröten zu jagen, nach Perlen zu tauchen und Trochus, eine Meeresschneckenart zu sammeln, später auch Seegurken. Die Namen von Aborigines und Torres-Strait-Insulanern, die auf dem Steinturm eingraviert, sind zeugen davon, wie weit sie in ihren einfachen Booten im 19. Jahrhundert auf das offene Meer hinausfuhren.
Der Steinturm wurde von europäischen Sträflingen 1844 auf Befehl der britischen Admiralität errichtet, nachdem in diesem Gebiet im 18. und 19. Jahrhundert wenigstens 21 Schiffe Grund gelaufen sind, darunter die HMS Pandora. Ironischerweise wurde das Holz der gesunkenen Martha Ridgeway für den Bau des Turms verwendet. Der 14 Meter hohe Turm wurde aus Phosphorit, dem Kalkgestein das auf der Insel vorkommt, innerhalb von vier Monaten errichtet und sollte den Schiffen den Weg durch dieses schwierige Gebiet weisen. Von 1890 bis 1892 wurde Phosphorit auf der Insel abgebaut. Auf eigens dafür errichteten Schienen und einem Landesteg wurden von chinesischen und malaiischen Arbeitern unter der Aufsicht von zehn Europäern zehntausende Tonnen verschifft.