Themenwoche Abu Dhabi – Masdar City
Mittwoch, 23. März 2016 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: Gulf States / GolfstaatenCategory/Kategorie: Architektur, Design & Produkte, Energie, Gebäudeautomation, Green Buildings, Green Technologies, Intelligent Buildings, Leben, Wohnen, Arbeiten, Material, Nachhaltigkeit, Umwelt, Universitäten, Hochschulen, Akademien Lesedauer: 7 Minuten Masdar (arabisch: “Quelle” oder “Ursprung”) ist ein Stadtbauprojekt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Kern dieses Projektes ist Masdar City, eine geplante Ökostadt im Emirat Abu Dhabi, mit deren Bau im Februar 2008 begonnen wurde. Die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) hat dort ihren Hauptsitz. Das als “CO2-neutrale Wissenschaftsstadt” angekündigte Vorhaben soll vollständig durch erneuerbare Energien versorgt werden. So wird zum Beispiel die Wasserversorgung mit solarbetriebenen Entsalzungsanlagen geplant. Insgesamt soll es nur noch einen Energieaufwand von 25 Prozent pro Kopf verglichen mit dem heutigen Verbrauch geben. Zudem wird die ganze Stadt nach einer strengen Nachhaltigkeitsleitlinie ausgerichtet, sodass sie CO2-emissionslos und durch konsequentes Recycling nahezu abfallfrei sein wird. Frischluftkorridore und Parkanlagen sollen die Bauflächen durchziehen und die Temperatur im Vergleich zur Stadt Abu Dhabi drastisch senken.
Masdar wird etwa 30 Kilometer östlich der Hauptstadt Abu Dhabi errichtet, westlich an den Abu Dhabi International Airport angrenzend. Das ehrgeizige Projekt auf einer Fläche von sechs Quadratkilometern wird auf 47.500 Einwohner und rund 1500 Firmen und Institute aus dem Ökologiesektor ausgelegt und kein Punkt im Stadtgebiet wird mehr als 200 Meter von einer Haltestelle der öffentlichen Verkehrsmittel entfernt sein. Die Initiative wird von der Abu Dhabi Future Energy Company (ADFEC) und Scheich Muhammad bin Zayid Al Nahyan angeführt. Initiiert im Jahre 2006, wurde das Projekt für einen Erstbezug ab 2016 geplant. Im Frühjahr 2010 wurde jedoch in diversen Medien über zeitliche Verzögerungen und finanzielle Probleme berichtet. Die Bauarbeiten haben an Tempo und Zielstrebigkeit verloren, als neuer Fertigstellungstermin des Gesamtprojekts wird nun das Jahr 2025 genannt.
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Die Planstadt ist seit 2010 auch Standort einer neuen Universität, dem Masdar Institute of Science and Technology. Es ist die erste Hochschule der Welt, die sich ausschließlich dem Komplex der ökologischen Nachhaltigkeit auf Basis der erneuerbaren Energien widmet. Seit 2009 werden bereits erste Einrichtungen der Hochschule bezogen, ein Drittel der Studenten wohnt im Masdar-Gebiet und ist in die Stadtplanung und Bauausführung im Rahmen ihrer Studienprogramme praktisch eingebunden. Man rechnet auch damit, dass die in und um Masdar niedergelassenen Firmen und deren Institute im Verlauf der Bauprojekte neuartige Erfahrungen sammeln, besondere technologische Verfahren anwenden müssen oder so neues ökologisch nutzbares Wissen generieren, das sie auf dem wachsenden Weltmarkt für nachhaltige Systeme vermarkten können. Es ist der erklärte Wille der Masdar-Initiatoren, mit dieser Musterurbanisierung zu demonstrieren, dass dem in den Vereinigten Arabischen Emiraten sehr hohen Energieverbrauch entgegengewirkt werden kann. Masdar City soll durch ein eigenes Solarkraftwerk und einen Kranz von Windkrafträdern weitgehend eigenständig sein. Die Planung Masdars wird von Foster + Partners aus dem Vereinigten Königreich geleistet. An der Konzeption und dem Bau sind schon heute viele Firmen und Institute aus aller Welt beteiligt, wie beispielsweise das Massachusetts Institute of Technology, General Electric, Siemens (Forschungszentrum Naher Osten mit ca. 2000 Arbeitsplätzen), BP, Shell, Mitsubishi, Rolls-Royce, Total S.A., Mitsui, Fiat, BASF, RWTH Aachen, Bosch Solar Energy (vormals ersol Solar Energy) und Conergy. Die Kosten des Projekts werden mit 22 Milliarden US-Dollar beziffert. Die Idee der Ökostadt ist den traditionellen arabischen Siedlungen abgeschaut: Wo wenig Sonne eindringen kann, bleibt das Klima erträglich. Die eng gestellte, schattenspendende Bauweise kann vermeiden, was allen modernen Hochbauten in warmen Zonen zum Verhängnis wird: Sie müssen mit riesigem Energieaufwand heruntergekühlt werden. Außerdem glauben die Initiatoren, dass die niedrige Gassenbauweise trotz aller moderner Technik dem menschlichen Bedürfnis nach einem öffentlichen Raum mit persönlicher Kommunikation am besten entspricht. Die neuartige Architektur vieler Bereiche der Stadt, die zum Teil vom Stararchitekten Norman Foster entworfen wurde, zeichnet sich durch eine teilweise organisch geformte Ästhetik aus. Darüber hinaus soll die bewährte lokale Idee der Kühlung durch Windtürme in modernisierter Form aufleben: Einige große Gebäude werden um riesige “Modern Wind Towers” herum gruppiert, kombiniert mit allen möglichen ökologischen Energiegewinnungstechniken. Es geht im Großprojekt Masdar nicht zuletzt auch um die großangelegte Herstellung einer Laborsituation zur Klärung der Frage, ob der Mensch grundsätzlich in der Lage ist, sich auf die ökologischen Erfordernisse einzustellen, oder ob er sich der nachhaltigen Lebensweise verweigert. Da alle umweltbelastenden Faktoren aus Masdar verbannt werden sollen, wird es keine mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeuge im Inneren der Siedlung geben – diese müssen vor den Mauern Masdars zurückgelassen werden und die Reise mit auf Nachhaltigkeit ausgelegten öffentlichen Verkehrsmitteln fortgesetzt werden.
Der reibungslose Verkehr in der Musterstadt ist mit verschiedenen, aufeinander abgestimmten öffentlichen Verkehrsmitteln geplant, die jeweils einer Ebene zugeordnet sind. Im Untergrund von Masdar und zwei weiteren Stadtteilen von Abu Dhabi werden lokal sogenannte Personal-Rapid-Transit-Netze (PRT-Netze) der niederländischen Firma 2getthere installiert. Hier handelt es sich um einen elektrisch motorisierten Individualverkehr, bei dem der Nutzer in einer automatisierten Kabine ohne zu warten an sein selbst bestimmtes Ziel gelangt. Seit August 2011 wird mit zehn Kabinen das System unter Masdar City erprobt, auch der Einsatz zum gesonderten Frachttransport ist im Programm. Die Kabinen werden an mit Trenntüren gesicherten Haltestellen bestiegen bzw. beladen und bewegen sich über bodengleiche Leitschwellen mit bis zu 40 km/h im Verkehrsdeck. Masdar wird damit weltweit die erste Stadt sein, die ein PRT-Netz für eine autofreie Stadt einsetzt. Auf den (erdgeschossigen) Straßen, dem “Podium Level”, sind keine Pkw erlaubt. Sie sind nur für Fußgänger und Fahrradfahrer vorgesehen. In einer höheren Ebene ist eine Hochbahn (Light Rail Transit, LRT) geplant, die Masdar mit anderen Stadtteilen und dem Flughafen verbindet. Des Weiteren ist unter der Ebene des PRT noch eine Regionalbahn geplant.
Lesen Sie mehr auf Masdar, Masdar Institute of Science and Technology und Wikipedia Masdar. (Sicher Reisen - Die Reiseapp des Auswärtigen Amtes - Wetterbericht von wetter.com - Global Passport Power Rank - Travel Risk Map - Democracy Index - GDP according to IMF, UN, and World Bank - Global Competitiveness Report - Corruption Perceptions Index - Press Freedom Index - World Justice Project - Rule of Law Index - UN Human Development Index - Global Peace Index - Travel & Tourism Competitiveness Index). Fotos von Wikimedia Commons. Wenn Sie eine Anregung, Kritik oder einen Hinweis zu dem Beitrag haben, freuen wir uns auf Ihre E-Mail an kommentar@wingsch.net. Nennen Sie dazu im Betreff bitte die Überschrift des Blogbeitrags, auf den sich Ihre E-Mail bezieht.
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