Das Markgräfliche Opernhaus in der oberfränkischen Stadt Bayreuth ist ein Theaterbau des 18. Jahrhunderts. Da Bayreuth nach der Markgrafenzeit gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu einer unbedeutenden Provinzstadt geworden war, konnte der Bau die Folgezeit so gut wie unverändert überdauern. Dank der künstlerischen Qualität und des Erhaltungszustands ist das Markgräfliche Opernhaus neben dem Teatro Olimpico eines der beiden bedeutendsten vor der Französischen Revolution errichteten Theatergebäude, das erhalten blieb. Am 30. Juni 2012 erhob die UNESCO den barocken Bau zum Weltkulturerbe. In Bayreuth wird es nur “Opernhaus” genannt, das von Richard Wagner errichtete Opernhaus hingegen “Festspielhaus”. Nach dem Verkauf des Fürstentums Bayreuth an das Königreich Bayern im Jahr 1810 wurde das Gebäude als “Königliches Opernhaus” bezeichnet.
1714 ließ MarkgrafGeorg Wilhelm an der heutigen Münzgasse ein Redoutenhaus und daneben ein “Operahaus” errichten. An der Stelle des ersten Redoutenhauses – vier Jahre später entstand das heutige an der Einmündung der Münzgasse in die Opernstraße – wurde ab 1759 die Synagoge errichtet. Die Arkaden des Logenhauses der alten Oper waren noch 1946 an der Synagogenwand erkennbar. Das Bühnenhaus befand sich zwischen dem alten und dem neuen Redoutenhaus unmittelbar neben dem heutigen Opernhaus. Dieser Bau genügte den Ansprüchen der Markgräfin Wilhelmine (ab 1735 mit ihrem Mann Friedrich Herrscherin über das Fürstentum Bayreuth) jedoch nicht.
Das Markgräfliche Opernhaus wurde zwischen 1744 und 1750 erbaut und zählt zu den wenigen im Original erhaltenen Theater- und Opernbauten der damaligen Zeit in Europa. Es sollte damals den Besuchern den Beginn eines Zeitalters der Weisheit und des Friedens vermitteln, das unter dem Markgrafenpaar Friedrich und Wilhelmine eingeleitet wurde. Das Gebäude wurde von Joseph Saint-Pierre entworfen, das Innere des Hauses gestalteten Giuseppe und Carlo Galli da Bibiena im Stil des italienischen Spätbarocks. Lediglich der originale Bühnenvorhang fehlt – er wurde von den Truppen Napoleons entwendet, der im Mai 1812 durch Bayreuth nach Russland zog. Das Logentheater ist ganz aus Holz gefertigt. Die drei Logenränge sind den drei Ständen der Gesellschaft zugeordnet. Bemerkenswert ist jedoch die Tatsache, dass die Fürstenloge fast nie vom Markgrafenpaar genutzt wurde. In der Mitte der ersten Reihe standen goldene Sessel, von denen aus das Geschehen auf der Bühne aus geringer Entfernung beobachtet werden konnte. Das Deckengemälde Apollo und die neun Musen schuf Johann Benjamin Müller aus Dresden. In den Rundbildern der Deckenrahmung sind mythologische Szenen aus OvidsMetamorphosen dargestellt. Bemerkenswert ist die Dachkonstruktion, die vermutlich ein Werk des Hofzimmermanns Adolf Adam Feulner und die größte ihrer Art ist. Die Beraterorganisation ICOMOS (International Council on Monuments and Sites) der UNESCO erachtete in ihrer Beurteilung das Dach als besonders wertvoll und stufte es als Teil des Welterbes ein. Mit 25 Meter Spannweite ist das stützenfreie Dach an der Grenze der möglichen Konstruktionslänge. Das Holz für das Dachtragwerk wurde vermutlich im Winter 1746/47 in den Oberförstereien Kulmbach und Sankt Johannis, den Förstereien Creußen, Lindenhardt und Röhrenhof sowie der Wildmeisterei Himmelcron geschlagen. Die Hofzimmerer mussten, nachdem die Außenwände hochgezogen waren, das Dach möglichst schnell errichten, um Bibiena den Innenausbau im Trockenen zu ermöglichen. Das nicht perfekt rechteckige Grundstück zwang dabei zum Kaschieren von Unregelmäßigkeiten und erschwerte es, einen Dachstuhl mit einem gerade durchlaufenden First zu errichten. Um die unterschiedlichen Breiten des Hauses von vorn nach hinten – das Dach verspringt um bis zu 40 Zentimeter – auszugleichen, baute Feulner vier Dachstühle nach demselben Prinzip und verband sie miteinander. Das geflößte Holz wurde feucht verbaut. Um schneller fertig zu werden, ließ Feulner zwei Phasen der Dachaufrichtung parallel aufeinander zulaufen: eine von der Bühne kommend Richtung Mitte des Baus, die andere von vorn. Bibiena kam erst 1747, als der Dachstuhl stand und die Baustelle trocken war, zum Einbau des Logenhauses nach Bayreuth. Zur Eröffnung hatte die Straßenfassade noch einen geraden Abschluss. Das Walmdach an der Straßenseite entstand erst 1750 mit dem Anbau des Vestibüls.
Im Neuen Schloss sind einige Räume den Theaterbauten der Markgräfin Wilhelmine und der Architektenfamilie Galli-Bibiena gewidmet. Es beherbergt u.a. ein Modell des Opernhauses im ursprünglichen Zustand, d.h. vor Verkleinerung des Bühnenportals, die durch den Einbau des eisernen Vorhangs notwendig geworden war. Im September 2018 wurde bekannt, dass im benachbarten Redoutenhaus ein Welterbezentrum und ein Opernhausmuseum, das den Besucher in die Opernwelt der Markgräfin Wilhelmine einführt, eingerichtet werden sollen. Im Zuge einer Generalsanierung des Gebäudes soll dort unter anderem auch ein barrierefreier Eingangs- und Kassenbereich für das Opernhaus entstehen.
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