Mailänder Dom

Mittwoch, 2. Oktober 2019 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination:
Category/Kategorie: Allgemein
Lesedauer:  6 Minuten

Milan Cathedral from Piazza del Duomo © Øyvind Holmstad/cc-by-sa-4.0

Milan Cathedral from Piazza del Duomo © Øyvind Holmstad/cc-by-sa-4.0

Der Mailänder Dom ist eine römisch-katholische Kirche in Mailand unter dem Patrozinium Mariä Geburt. Er ist die Kathedrale des Erzbistums Mailand. Der Fläche nach ist er nach dem Petersdom und der Kathedrale von Sevilla die drittgrößte Kirche und der umfangreichste Marmorbau der Welt. 1386 in gotischen Formen begonnen, war der Dom bei der Schlussweihe 1572 noch nicht vollendet und bekam erst ab der napoleonischen Zeit seine heutige Fassade. Der Stil des Kirchenbaus ist gotisch und stellt damit innerhalb der italienischen Architektur eine Ausnahme dar. Allerdings ist die Fassade, die erst unter Napoleon abgeschlossen wurde, eher als Mischung aus barocken und neugotischen Stilelementen anzusehen. Der große, repräsentative Domplatz wurde erst 1865 bis 1873 geschaffen.

Zuvor befanden sich an der Stelle des Doms nach einem Tempel aus römischer Zeit eine frühchristliche Kirche Santa Maria Maggiore und im Bereich des heutigen Platzes eine größere römische Basilika, die später der Heiligen Tecla geweiht, 1548 aber niedergelegt wurde. Beide gingen auf das vierte Jahrhundert zurück und wurden mehrfach zerstört und verändert wiederaufgebaut. Der Bau des Doms wurde 1386 auf Initiative von Bischof Antonio Saluzzo durch den Stadtherrn Gian Galeazzo Visconti, den späteren ersten Herzog von Mailand, begonnen. 1388 wurden die Fundamente gelegt und mit dem Bau der Außenmauern einer dreischiffigen Kirche von der Apsis her begonnen. Bis 1402 sind in den zeitgenössischen Quellen neben italienischen auch konkurrierende französische und deutsche Baumeister genannt, die einen hängen traditionellen einheimischen Traditionen an, die anderen streben nach maximaler Höhe und Durchlichtung des Baus. Die Fremden wurden bald gänzlich von Lombarden verdrängt, dennoch bleibt der Bau unter dem Einfluss der französischen und deutschen Gotik. Um 1400 wird die Apsis hochgezogen, das Jahr 1402 wird für das Maßwerk der 22,5 Meter hohen, mit Glasmalereien ausgestatteten Chorfenster mit ihren rotierenden Fischblasen genannt, auch die Querschiffe sind 1409 vollendet. Als 1418 Papst Martin V. den Hauptaltar weiht, ist der Vierungsturm noch unvollendet. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wird der Bau nach Westen vorangetrieben. Das Baumaterial, Marmor aus den fürstlichen Steinbrüchen von Candoglia im Val d’Ossola am Lago Maggiore, mit dem der im Kern aus Backstein aufgeführte Bau verkleidet ist, wurde über Kanäle, die Mailänder Navigli, herbeigeschafft. Jeder Block bekam die Kennung AUF (=ad usum fabricae/zur Verwendung in der Dombauhütte) und konnte so zollfrei eingeführt werden. Gian Galeazzo verfolgte also ein höchst ambitioniertes Projekt, mit dem er sich an Kathedralbauten in anderen europäischen Herrschaftszentren orientierte, um seinen Anspruch auf eine führende Rolle in Norditalien zu demonstrieren.

Milan Cathedral from Piazza del Duomo © Jiuguang Wang/cc-by-sa-3.0 Milan Cathedral from Piazza del Duomo © Øyvind Holmstad/cc-by-sa-4.0 Crypt © Darafsh/cc-by-sa-3.0 Interior © Michael Holtermann/cc-by-sa-3.0 Tourists on the roof © Daniel Case/cc-by-sa-3.0 Artwork on the door © Harvinder Chandigarh/cc-by-sa-4.0
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Milan Cathedral from Piazza del Duomo © Øyvind Holmstad/cc-by-sa-4.0
Der Bau des Vierungsturmes bereitete große statische und gestalterische Probleme, wurde aber im Jahr 1500 in der Ära des Dombaumeisters Giovanni Antonio Amadeo vollendet. Als Bischof Karl Borromäus 1572 die Kathedrale endlich einweihen konnte, war sie im Westen noch mit einer notdürftigen Backsteinmauer abgeschlossen. Verschiedene Fassadenentwürfe seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kamen zunächst nicht zur Ausführung. Der seit 1567 tätige Dombaumeister Pellegrino Tibaldi baute vielmehr zunächst bis 1577 den Chor im Stil des Frühbarock gründlich um. Von seinem um 1570 entstandenen Fassadenplan, der statt des gotischen, nun als “deutsch” und “protestantisch” konnotierten Aufrisses einen “römischen” im Stil der Renaissance vorsah, wurde nur wenig mehr als die Portalzone realisiert. Carlo Buzzi, Dombaumeister ab 1630, wandelte ihn ab, indem er 1647 die fünf Achsen durch Fialen trennte und die “gotische” Vertikale wieder stärker betonte. Doch schritt im 17. und 18. Jahrhundert der Bau nur langsam voran, obwohl er sich auf Arbeiten an der Fassade reduzierte.

Erst im Auftrag Napoleons, der sich im Dom am 26. Mai 1805 zum König von Italien krönen ließ, wurde die Fassade von Giuseppe Zanola im neogotischen Stil weitergebaut und 1813 von Amati vollendet. 1858 wurde der Glockenturm abgerissen und die Fialen zu Beginn der 1890er Jahre fertiggestellt. Giuseppe Brentanos siegreicher Wettbewerbsentwurf von 1887/88, der eine konsequente neugotische Fassadengestaltung vorsah, blieb unrealisiert. Immer wieder wurde auch die Frage eines dem monumentalen Charakter des Doms angemessenen Campanile erörtert. Seregni und Buzzi hatten Pläne mit zwei Türmen vorgelegt. Zuletzt hieß es 1938, das Projekt eines gewissen Vico Viganò aus dem Jahre 1927 werde demnächst verwirklicht, und zwar als „Turm des Gedenkens der Siege und des Ruhms“ (“Torre delle Memorie delle Vittorie e delle Glorie”). Der so benannte Glockenturm sollte der höchste Kirchturm der Welt werden und samt Geläut bis 1942 fertiggestellt sein. Der Corriere della Sera vom 20. Oktober 1938 formulierte es im dreispaltigen Titel wie folgt: “II Duomo avrà il campanile più alto del mondo. L’ordine del Duce: le campane a posto nel 1942.” Aus Geldmangel blieb auch dieses von Benito Mussolini favorisierte Projekt unausgeführt.

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