Lille ist eine Gemeinde in Nordfrankreich. Die Gemeinde ist Präfektur des Départements Nord und Hauptort der Region Nord-Pas-de-Calais. Sie trägt den Beinamen “Hauptstadt von Flandern” und ist mit 226.827 Einwohnern – neben Roubaix, Tourcoing und Villeneuve-d’Ascq – eine Kernstadt des Gemeindeverbundes Lille Métropole Communauté urbaine, die sich aus 85 Gemeinden zusammensetzt und 1,1 Millionen Einwohner zählt. Als größte Stadt bildet sie zusammen mit den belgischen Städten Mouscron, Kortrijk, Tournai und Menen ein großflächiges Ballungsgebiet und vom Januar 2008 an den ersten Europäischen Verbund für territoriale Zusammenarbeit, die Eurométropole Lille-Kortrijk-Tournai, mit insgesamt zwei Millionen Einwohnern. Mit den Städten des ehemaligen Bergbaureviers von Nord-Pas-de-Calais gehört sie außerdem zur 3,5 Millionen Einwohner zählenden Metropolregion Lille.
Der altfranzösische Name L’Isle leitet sich von ihrer ursprünglichen Lage auf einer Sumpfinsel im Tal der Deûle ab, wo sie gegründet wurde. Lille und Umgebung gehörten zur historischen Region Französisch-Flandern, dem ehemaligem Territorium der Grafschaft Flandern, das sich außerhalb des westflämischen Sprachraums befand. Vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution erlebte Lille als Garnisonsstadt eine wechselvolle Geschichte. Bekannt als meistbelagerte Stadt Frankreichs gehörte sie nacheinander zur Grafschaft Flandern, zum Königreich Frankreich, zum Haus Burgund, zum Heiligen Römischen Reich und zur Spanischen Niederlande, bevor sie am Ende des spanischen Erbfolgekrieges endgültig an Frankreich fiel. Sie wurde nochmals 1792 während des ersten Koalitionskrieges zwischen Frankreich und Österreich belagert und im zwanzigsten Jahrhundert bei ihrer Besetzung in den beiden Weltkriegen schwer mitgenommen.
Seit ihrer Entstehung war Lille eine Handelsstadt und vom sechzehnten Jahrhundert an auch gewerbebetreibend. Die Industrielle Revolution formte aus ihr eine große Industriestadt, bei der sich vor allem Textil- und Maschinenbauindustrie ansiedelten. Ihr Niedergang in den 1960er Jahren zog eine lange Krisenzeit nach sich. Erst die Umstellung auf den tertiären Sektor und die Sanierung heruntergekommener Stadtviertel in den 1990er Jahren führten zu einem Wandel des Stadtbildes. Der Bau des neuen Geschäftsviertels Euralille ab 1988, die Durchfahrt des TGVs 1993 und des Eurostars 1994, die Entwicklung zu einem Universitätsstandort mit 100.000 Studenten (Stand 2000), sowie die Einstufung als französische Stadt der Kunst und Geschichte und Kulturhauptstadt Europas, als Folge des kulturellen Projektes Lille 2004, markieren die wichtigsten Stationen auf ihrem Weg zur Neugestaltung.
Das Ballungsgebiet um Lille, Roubaix und Tourcoing ist traditionell ein wichtiges Zentrum der Textilindustrie. Die Region in und um Lille ist darüber hinaus für ihren Maschinenbau bekannt. So befindet sich hier eine sehr bekannte technische Universität. Rund um Lille befinden sich zahlreiche Werke der französischen Automobilindustrie und eines von Toyota.