Karthago in Tunesien

Freitag, 28. Januar 2022 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination:
Category/Kategorie: Allgemein, Museen, Ausstellungen, UNESCO-Welterbe, Union für das Mittelmeer
Lesedauer:  6 Minuten

Reconstruction of Punic Carthage © flickr.com - damian entwistle/cc-by-sa-2.0

Reconstruction of Punic Carthage © flickr.com – damian entwistle/cc-by-sa-2.0

Karthago war eine Metropole in Nordafrika nahe dem heutigen Tunis in Tunesien. In der Antike war Karthago zunächst Hauptstadt der gleichnamigen See- und Handelsmacht. Die Einwohner wurden von den Römern als “Punier” (abgeleitet von “Phönizier“) bezeichnet. Nach der Zerstörung Karthagos durch die Römer wurde das Karthagische Reich 146& v. Chr. aufgelöst und ging im römischen Imperium auf. Ein römisches Karthago wurde unter Gaius Iulius Caesar im 1. Jh. v. Chr. neu gegründet und stieg bald erneut zu einer bedeutenden Großstadt auf. Erst mit dem Ende der Antike kam auch das Ende der Bedeutung des Ortes. Das archäologische Ausgrabungsgelände von Karthago wurde 1979 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen und ist eine touristische Attraktion.

Karthago liegt an der Meerenge namens Straße von Sizilien an der afrikanischen Mittelmeerküste rund zehn Kilometer östlich des modernen Tunis im Norden des Staates Tunesien. Karthago befand sich somit im Zentrum der wichtigen Handelsrouten in West-Ost-Richtung, zwischen Gibraltar und Levante einerseits, und andererseits zwischen den Verbindungen in Nord-Süd-Richtung, dem Golfe du Lion und dem Tyrrhenischen Meer, sowie der Großen Syrte. Durch seine Lage konnte es somit den Seehandel im Zentralen Mittelmeer kontrollieren. Dies war ein Hauptgrund für die wirtschaftliche und militärische Dominanz der Stadt. Die Stadt selbst lag geschützt auf jener Halbinsel, die sich östlich von Tunis erstreckt. Das Stadtgebiet wird im Norden von der Lagune Sebkhet Ariana, im Osten vom Golf von Tunis und im Süden vom See von Tunis begrenzt. Die Lage war strategisch günstig, weil sich die Stadt so zur Landseite hin leicht verteidigen ließ. Der Byrsa-Hügel war das Zentrum sowohl des vorrömischen als auch des römischen Karthago. Nördlich des eigentlichen Stadtgebiets, aber noch innerhalb der Stadtmauern, befand sich in der Antike das landwirtschaftlich genutzte Gebiet von Megara.

Carthage archaeological site © R.maabid/cc-by-sa-4.0 Carthage National Museum © flickr.com - nonanet/cc-by-sa-2.0 Carthage ruines © Calips/cc-by-2.5 Antoninus Pius Thermes © BishkekRocks Map of Rome and Carthage at the start of the Second Punic War © Grandiose/cc-by-sa-3.0 Reconstruction of Punic Carthage © flickr.com - damian entwistle/cc-by-sa-2.0
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Map of Rome and Carthage at the start of the Second Punic War © Grandiose/cc-by-sa-3.0
Einzig der Historiker Junianus Justinus nennt die Gründung Karthagos in Verbindung mit Elissa (Dido bei den Römern), punisch “‘Išt”. Elissa soll die Tochter des Mutto, König von Tyros und Sidon (beide im heutigen Libanon) von 829 v. Chr. bis 821 v. Chr., und Schwester von Pumjaton, König von 820 v. Chr. bis 774 v. Chr., gewesen sein. Mutto setzte aber Dido und ihren Gatten Sychaeus, der auch Hohepriester war, als Erben ein. Ihr Bruder Pumjaton (Pygmalion) erschlug ihren Sychaeus aus Habgier, weswegen sie um ihr Leben fürchten musste. Auf der Flucht gelangte sie über Zypern an den Golf von Tunis. Der ortsansässige König der Gaetuler namens Iarbas versprach ihr so viel Land, wie sie mit einer Ochsenhaut (ein Ochsenhautbarren war ein Zahlungsmittel) umspannen könne. Elissa schnitt daraufhin die Kuhhaut in dünne Streifen, legte sie aneinander um einen Hügel, Byrsa, herum und konnte somit ein großes Stück Land markieren, die Keimzelle Karthagos. Nach der Gründung habe sich Elissa selbst auf einem Scheiterhaufen geopfert, um der Stadt Wohlstand zu garantieren. Nach Vergils Aeneis besuchte Aeneas, der sagenhafte Stammvater der Römer, Dido in Karthago. Das Epos schildert, wie Dido sich in Aeneas verliebt. Als dieser auf Geheiß des Jupiter abreist, tötet Dido sich selbst auf dem Scheiterhaufen. Doch zuvor schwört sie Rache und schafft so die Grundlage für den späteren Konflikt zwischen Karthago und Rom. Tatsächlich fehlen tragfähige Belege für die Gründung Karthagos bisher vollständig, aber die Gründungsmythen sind immmerhin schön und heroisch zugleich.

Heute ist Karthago ein nobler Villenvorort von Tunis, Standort der größten Universität des Landes und Standort des tunesischen Präsidentenpalastes. Auf dem Byrsa-Hügel thront die Kathedrale des Heiligen Ludwig. Die Kathedrale wurde 1890 von den französischen Kolonialherren an der Stelle errichtet, die als Ort des Grabes von Ludwig IX. angenommen wurde. Dieser starb 1270 in Karthago im Laufe des siebten Kreuzzuges. Bis 1965 war die größte Kirche Nordafrikas Sitz des Erzbischofs von Karthago, heute dient sie als Kulturzentrum. In dem ehemaligen Kloster neben der Kathedrale befindet sich heute das archäologische Nationalmuseum. Die elektrische Schnellbahn TGM verbindet Karthago mit der Innenstadt von Tunis. Westlich von Karthago, am Nordufer des Sees von Tunis, liegt der Flughafen Tunis-Carthage. Nördlich von Karthago reihen sich die Vororte Sidi Bou Saïd, La Marsa und Gammarth an der Mittelmeerküste. Die Ausgrabungen von Karthago gehören zu den bedeutendsten touristischen Attraktionen Tunesiens. Die meisten Reiseveranstalter bieten Tagesausflüge von den Badeorten an der Mittelmeerküste nach Tunis, Karthago und Sidi Bou Said an.

Lesen Sie mehr auf Wikivoyage Karthago, Wikipedia Geschichte Karthagos und Wikipedia Karthago (Sicher Reisen - Die Reiseapp des Auswärtigen Amtes - Wetterbericht von wetter.com - Global Passport Power Rank - Travel Risk Map - Democracy Index - GDP according to IMF, UN, and World Bank - Global Competitiveness Report - Corruption Perceptions Index - Press Freedom Index - World Justice Project - Rule of Law Index - UN Human Development Index - Global Peace Index - Travel & Tourism Competitiveness Index). Fotos von Wikimedia Commons. Wenn Sie eine Anregung, Kritik oder einen Hinweis zu dem Beitrag haben, freuen wir uns auf Ihre E-Mail an kommentar@wingsch.net. Nennen Sie dazu im Betreff bitte die Überschrift des Blogbeitrags, auf den sich Ihre E-Mail bezieht.








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