Jüdisches Leben in der historischen Mitte Berlins, um die Oranienburger Straße, Rosenthaler Straße und das Scheunenviertel

Freitag, 12. April 2019 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination:
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Oranienburger Straße and New Synagogue © Rohieb/cc-by-sa-3.0

Oranienburger Straße und Neue Synagoge © Rohieb/cc-by-sa-3.0

Die Oranienburger Straße im Berliner Ortsteil Mitte verbindet den Hackeschen Markt mit dem nördlichen Ende der Friedrichstraße und liegt im oft fälschlich als „Scheunenviertel“ bezeichneten westlichen Teil der historischen Spandauer Vorstadt. Sie ist nach der brandenburgischen Stadt Oranienburg benannt. Die häufig von Touristen besuchte Flaniermeile bietet zahlreiche Sehenswürdigkeiten sowie Bars, Restaurants und Cafés, ist aber auch als Rotlichtviertel bekannt.

Die Straße existiert etwa seit dem 13. Jahrhundert, zunächst unter dem Namen Spandauer Heerweg. Sie war damals die Verbindung vom Spandauer Tor der Berliner Stadtmauer nach Spandau. Noch im 17. Jahrhundert befanden sich hier Ackerflächen, eine kurfürstliche Meierei sowie mehrere Ziegel- und Kalkscheunen (Lager für Branntkalk). Infolge von Grundstücksschenkungen der Kurfürstin Sophie Charlotte hatte sich hier bereits Ende des 18. Jahrhunderts eine lockere Bebauung gebildet. Von 1703 bis 1706 wurde am Spandauer Heerweg das Schloss Monbijou errichtet. Vor dem etwas nach Norden verlegten Spandauer Tor entstand nach dem Abriss der Berliner Festungsanlage der Hackesche Markt. Mit dem Bau der Akzisemauer bürgerte sich der Name Oranienburger Straße ein. Die offizielle Benennung erfolgte allerdings erst am 26. Juni 1824. Nun setzte auch die Entwicklung zu einer innerstädtischen Straße ein. Das Großbürgertum, zahlreiche Firmensitze, Einrichtungen des öffentlichen Lebens, Kaufhäuser und nicht zuletzt Berliner Juden prägten diese geschäftige Straße. Am 24. Januar 1933, eine Woche vor der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, wurde im Hause Oranienburger Straße 31 ein Jüdisches Museum eingerichtet. Das Gebäude kam schon bald in den Besitz des preußischen Staates, der es dem Studentenwerk übergab. In ihm wurde ein Heim für junge Akademiker eingerichtet. Am 10. Mai 1933 sammelten sich vor diesem Haus Studenten in SA-Uniform, SA-Leute und Anhänger der NSDAP, um von hier aus mit bereitgestellten Lastwagen zur Bücherverbrennung am Opernplatz zu ziehen. Am 9. November 1938 brannte auch die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße, jedoch konnte der Brand aufgrund des Einschreitens des Polizeireviervorstehers Wilhelm Krützfeld gelöscht werden. Durch die Luftangriffe der Alliierten in den Jahren 1943/1944 wurden die Synagoge, das Schloss Monbijou, das Postfuhramt sowie das Logengebäude der Freimaurer in der Oranienburger Straße 71/72 und zahlreiche andere Gebäude schwer beschädigt. Zu DDR-Zeiten wurden viele Gebäude nur notdürftig instand gesetzt oder abgerissen. Die Reste von Schloss Monbijou wurden 1960 gesprengt und abgetragen, ebenso 1972 das nur relativ wenig beschädigte Domkandidatenstift von August Stüler an der Ecke Krausnickstraße, dessen Gelände in die Grünanlage einbezogen wurde. Trotz unmittelbarer Nähe zur Friedrichstraße konnte die Oranienburger Straße auch nach der Wende ihre durch den Krieg und Vernachlässigung geschlagenen Wunden nicht vollständig heilen. Einige der alten Gebäude und Fassaden wurden jedoch seit Anfang der 1990er Jahre historisch getreu wiederhergestellt. Auch durch die Einrichtung des Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge und die Ansiedlung zahlreicher Künstler, unter anderem im Kunsthaus Tacheles, ist neues Leben in die Straße eingezogen.

In der Nähe des Hackeschen Marktes liegt am Standort des abgetragenen Schlosses Monbijou der Monbijoupark, eine etwa drei Hektar große Grünfläche. In ihr befinden sich einige Gaststätten, Ateliers der Kunsthochschule Berlin, mehrere Freizeitsportanlagen und ein Kinderschwimmbad. Der Park wurde 1974 und von 2006 bis 2007 umgestaltet.

Etwa auf mittlerer Höhe der Straße befindet sich die Neue Synagoge. Sie ist eine der größten Synagogen der Stadt und war 1859 bis 1866 von Eduard Knoblauch begonnen und nach dessen Erkrankung von Friedrich August Stüler als Hauptsynagoge der Jüdischen Gemeinde in Berlin vollendet worden. Bekannt ist das Gotteshaus vor allem durch seine teilvergoldete Kuppel. Die Synagoge wurde während der Reichspogromnacht in Brand gesteckt, trug davon aber kaum Schäden davon, da der Brand schnell gelöscht wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Sakralbau durch Bomben stark beschädigt. Nach dem Krieg wurden beschädigte Gebäudeteile einschließlich der ursprünglichen Hauptsynagoge abgerissen. Bis zu ihrer Zerstörung war die Neue Synagoge die nach Aufnahmekapazität (bis zu 3.500 Gläubige) größte Synagoge Europas. Der 1988–1993 rekonstruierte Bau steht seit den 1970er Jahren unter Denkmalschutz und dient als Museum. Seit 1671 gibt es dauerhaft eine jüdische Bevölkerung in Berlin, die im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis auf 173.000 Menschen im Jahre 1925 anwuchs. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden 55.000 Juden Opfer des Holocausts, die meisten anderen flohen oder wurden vertrieben. Lediglich 9.000 Juden überlebten im Untergrund oder in einer Ehe mit einem nichtjüdischen Ehepartner. Insbesondere durch den Zuzug von Juden aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion wuchs die Zahl der Juden in Berlin seit 1990 wieder an. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts leben in der Stadt mehr als 12.000 Juden. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin ist damit die größte Gemeinde in Deutschland. Geschätzte 10.000 bis 15.000 meist säkular lebende Israelis wohnen ebenfalls in Berlin.

Die Wohn- und Gewerbehofanlage an der Oranienburger Straße 27 zeigt eine spätklassizistische Fassade am Vorderhaus (erbaut 1840), während die westlichen Hoffassaden Merkmale des italienischen Villenstils aufweisen. Von der Oranienburger Straße 32 besteht über die Heckmann-Höfe ein Durchgang zur Auguststraße.

An der Ecke Tucholskystraße befindet sich das frühere Kaiserliche Postfuhramt. Das zwischen 1875 und 1881 erbaute Gebäude wird wie die Neue Synagoge von einer Kuppel gekrönt. In diesem Fall handelt es sich um eine achteckige Ziegelkuppel, die von zwei Flügelbauten flankiert wird. An der Fassade des Gebäudes finden sich insgesamt 26 Porträts bekannter Persönlichkeiten, die das Postwesen erweitert haben. Eines der Porträts ist allerdings zerstört und der Dargestellte kann nicht mehr identifiziert werden. Das gesamte Gebäude steht nunmehr unter Denkmalschutz und sollte unter anderem zu einem Hotel umgebaut werden. Nach mehreren Eigentümerwechseln gehört es seit 2012 dem Medizinunternehmen Biotronik, der das Postfuhramt zur Firmenrepräsentanz umbaut.

Einem Mythos zufolge wird eine alte Hauswand an der Oranienburger Straße 39/40 als “Gespenstermauer” bezeichnet. Nach einer Geschichte, die seit Anfang der 1980er Jahre vorwiegend in Ost-Berlin erzählt wird, erscheinen zeitweise die Geister zweier Kinder auf der Straße und verschwinden kurz darauf bei der Hausnummer 39/40. Aussehen und Herkunft der Kinder sind umstritten, da sie angeblich immer nur für kurze Zeit erscheinen und nicht klar zu erkennen sind. Kernpunkt der Legende ist jedoch, dass die Kinder einem für ein paar Pfennige (oder später Cent) einen bescheidenen und uneigennützigen Wunsch erfüllen. Eine Reihe von Münzen steckt daher im Mörtel der Mauer westlich der benachbarten Bar.

Lesen Sie mehr auf Berlin.de – Oranienburger Straße, VisitBerlin.de – Ausgehen am Hackescher Markt & Oranienburger Straße, Wikipedia Oranienburger Straße, Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum und Wikipedia Neue Synagoge.







Hackesche Höfe on Rosenthaler Straße © Soluvo/cc-by-sa-4.0

Hackesche Höfe an der Rosenthaler Straße © Soluvo/cc-by-sa-4.0

Die Rosenthaler Straße liegt in der historischen Spandauer Vorstadt. Vom Hackeschen Markt (benannt nach dem Berliner Stadtkommandant Hans Christoph Friedrich von Hacke) aus verläuft sie bogenförmig Richtung Norden bis zur Kreuzung mit der Torstraße am Rosenthaler Platz (der Platz befindet sich an der Stelle, wo sich ehemals das Rosenthaler Tor der Berliner Zollmauer befand, von dem aus eine Straße in Richtung der Ortschaft Rosenthal führte. Dieses Tor war bis ins 19. Jahrhundert eines der wenigen, durch das Juden Berlin betreten durften. Diejenigen, die nicht eintreten durften, konnten in einer speziellen Judenherberge übernachten), wo sie in die Brunnenstraße übergeht. An der nur 510 Meter langen Straße befinden sich zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude. Hier befindet sich das Anne Frank Zentrum im Haus Schwarzenberg. Unter dem nördlichen Teil der Straße verläuft die Linie U8 der Berliner U-Bahn zum U-Bahnhof Rosenthaler Platz.

Die Rosenthaler Straße war bereits im Mittelalter als Verbindungsweg von Alt-Berlin nach dem Dorf Rosenthal vorhanden. 1658 wurde ein Teil des Weges in die Spandauer Vorstadt innerhalb der Berliner Stadtmauer einbezogen und deren nördliches Ende mit dem Rosenthaler Tor abgeschlossen. Auf einem Stadtplan von 1723 ist sie schon als Rosenthaler Straße angegeben. 1750 erfolgte auf Weisung von Friedrich II. die Ausdehnung der Berliner Zollmauer (Akzisemauer) im Norden bis auf die Linie der heutigen Torstraße, die Festungsanlage wurde dagegen unter Leitung von Hans Christoph Friedrich von Hacke 1751 eingeebnet. Die Rosenthaler Straße führte nun vom neu entstandenen Hackeschen Markt bis zum Rosenthaler Tor. Das Tor erhielt nach den Flächenerweiterungen einen neuen Standort etwa an der heutigen Kreuzung mit der Torstraße. Nach Plänen von Georg Christian Unger entstand 1788 ein neuer repräsentativer Massivbau. Als die Akzisemauer um 1867 vollständig beseitigt wurde, fiel das Tor dem Abriss ebenfalls zum Opfer. An den Rändern der mittlerweile befestigten Fahrstraße entstanden über mehrere Jahrzehnte mehrgeschossige Wohnhäuser mit kleinen Läden und Gastwirtschaften im Erdgeschoss. Eine dreieckige Grünanlage zwischen Rosenthaler Straße, Gormannstraße und Steinstraße befindet sich etwa in der Mitte der Rosenthaler und trennt diese dadurch in einen kürzeren nördlichen und einen längeren südlichen Bereich. Vor allem im 19. Jahrhundert wurden von städtischen Wohnungsbaugesellschaften oder von Privatpersonen zahlreiche Miethäuser im gesamten Verlauf der Straße gebaut. Viele kleine Handelseinrichtungen belebten bald dieses neue Wohnviertel. An der Kreuzung mit der Sophienstraße eröffnete um 1870 die aus Stralsund stammende Kaufmannsfamilie Wertheim das erste Berliner Spezialgeschäft für Manufaktur- und Modewaren. Wegen der guten Ertragslage – auch an den anderen Verkaufsstandorten – ließen die Wertheims daraufhin an dieser Stelle bald ein mehrstöckiges Warenhaus nach Plänen der Architekten Alfred Messel und Walter Schilbach unter Mitwirkung der Bildhauer Johannes Schilling und Ernst Westphal errichten. Einige Wohnhäuser wurden am Ende des Zweiten Weltkriegs beim Kampf um Berlin schwer beschädigt. Bei der Enttrümmerung ab 1945 trugen die Trümmerfrauen die Ruinen ab, die meisten Wohnhäuser konnten jedoch repariert werden. Vom Wertheim-Kaufhaus blieb nur der Seitenflügel an der Sophienstraße im Originalzustand erhalten, die Hauptfassade in der Rosenthaler Straße wurde 1954 in stark vereinfachten Formen wiederaufgebaut. Genutzt wurde der Komplex zu DDR-Zeiten von der Dewag. In den 1970er und 1980er Jahren kamen im nördlichen Bereich der Rosenthaler Straße baulich angepasste Neubauten in die vorhandenen Baulücken. Kurz hinter der Straßenkreuzung mit der Gips-/Weinmeisterstraße zweigt die Kleine Rosenthaler Straße ab, die ursprünglich Totengasse nach dem Garnisonfriedhof hieß. Außer den Wohngebäuden in neobarockem oder Jugendstil ist im südlichen Teil der Straße die als „Rote Apotheke“ bekannte Einrichtung an der Ecke Neue Schönhauser Straße bemerkenswert. Ihre Inneneinrichtung mit Wandtäfelung und Deckengemälden sowie die Original-Offizin-Einbauten stammen aus der bereits 1758 errichteten und damit ältesten Apotheke Berlins an dieser Stelle. Die Apotheke wurde in ein 1886/1887 erbautes fünfgeschossiges Wohnhaus integriert. Das Eckhaus erfuhr 1929 eine Umgestaltung mit abgerundeten Ecken und der Zusammenfassung der Fenster zu horizontalen Bändern. In der DDR hieß diese medizinische Versorgungseinrichtung seit 1954 Berolina-Apotheke, die Erstausstattung wurde weiter benutzt und war eine Sehenswürdigkeit. Bereits 1960 erhielt die Einrichtung deshalb den Status denkmalgeschützt. Ganz in der Nähe befindet sich der Gebäudekomplex Hackesche Höfe, der von 1905 bis 1907 nach Plänen des Architekten und Bauunternehmers Kurt Berndt als komplexe Anlage für Gewerbe- und Wohnzwecke gebaut worden war. Die Fassade zur Rosenthaler Straße hin wurde bereits mehrfach verändert. Mit den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in der DDR in den Jahren 1989/1990 siedelten sich Künstler in den frei gewordenen Gewerberäumen oder auf den Höfen der Wohngebäude an und gründeten Clubs, wie den Eimer oder kulturelle Einrichtungen wie das Haus Schwarzenberg. Letzteres wird seit 2001 von einem gemeinnützigen Verein betrieben mit einigen kulturellen Einrichtungen wie dem Kino Central, einem Klub, dem Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt aber vor allem mit dem Anne Frank Zentrum. Die Kulturszene in diesem Straßenabschnitt ist ständig im Wandel, so gibt es heute anstelle des Eimer den Bucket Club. Außerdem laden der Jazzclub b-flat Freunde elektronischer Musik oder des Jazz zum Besuch. Besonders im nördlichen Bereich der Rosenthaler Straße haben inzwischen Mode- und Designläden Einzug gehalten. Besonders bedeutend für die Entwicklung der Straße war das neugebaute Büro- und Geschäftshaus (Hausnummern 63/64). Trendsetter sind hier der Wohnausstatter moove und das Papyrus, ein Spezialgeschäft für Druckmedien. Vor dem Gebäudekomplex des früheren Warenhauses Wertheim (Hausnummern 37–41) errichtete das Internet-Dienstleistungsunternehmen SAP zwischen 1996 und 2003 einen modernen Neubau (Hausnummer 30) als Berliner Filiale. Das Warenhaus kam nach 1990 in den Besitz der Bundesrepublik, es stand einige Jahre leer. Mit dem Umzug der Bundesregierung (Berlin/Bonn-Gesetz) von Bonn nach Berlin wurde dann auch die Umsiedlung der Hauptverwaltung der Bundes-AOK an die Spree geplant. Nach dem Entwurf der Berliner Architekten Schuwirth & Erman und unter Leitung der Assmann Beraten+Planen GmbH erfolgten umfangreiche Restaurierungs- und Umbauarbeiten. Historische Strukturen des Gebäudes, insbesondere die Natursteinfassade und die Säulenkonstruktion, blieben erhalten. Mit dem Richtfest am 30. November 2007 war die Arbeit beendet und am 1. Januar 2009 konnte die Hauptverwaltung ihren neuen Dienstsitz in Berlin eröffnen.

Nach 1990 wurden die vorhandenen Altbauten am Hackeschen Markt saniert und die Baulücken geschlossen. Die Platzfläche wurde größtenteils als Fußgängerbereich neu gestaltet. Am Platz und in den Viaduktbögen des Bahnhofs sowie entlang der zuführenden Straßen siedelten sich diverse gastronomische Einrichtungen aller Art an, sodass der Hackesche Markt zum Ausgangspunkt eines Vergnügungsviertels avancierte. Der Platz wird heute als Biergarten und als Wochenmarkt genutzt. Seit der Instandsetzung 2008 ist der Jüdische Friedhof, dessen zerstörtes Gelände die Jüdische Gemeinde 1948 zurückerhielt, wieder als solcher erkennbar. Die Umgebung des Hackeschen Marktes ist durch zahlreiche Sehenswürdigkeiten, kulturelle Institutionen und gastronomische Einrichtungen geprägt. Dies sind unter anderem der Lustgarten mit dem Berliner Dom, die Museumsinsel und der Alexanderplatz

Die Hackeschen Höfe stehen seit 1977 unter Denkmalschutz. 1672 wurde nördlich der Spree, vor dem Spandauer Tor ein jüdischer Friedhof angelegt. Im selben Jahr befahl der Kurfürst in einem Erlass, alle Scheunen für Heu und Stroh vor die Berliner Stadtmauer zu verlegen, um die Brandgefahr im Stadtgebiet zu verringern. Beide Maßnahmen veränderten das Ackerbaugebiet unmittelbar vor den Berliner Befestigungsanlagen. Allmählich entwickelte sich ein neues Stadtviertel, die spätere Spandauer Vorstadt. Die Bezeichnung Scheunenviertel für einen Teil des Gebietes hat sich bis in die Gegenwart erhalten. Friedrich der Große beauftragte 1750 seinen Stadtkommandanten Hans Christoph Graf von Hacke, einige Freiflächen des halb entwickelten Viertels bebauen zu lassen. Dabei entstand ein Marktplatz, der nach dem Grafen benannt wurde, der heutige Hackesche Markt. Im 19. Jahrhundert wurde das übervölkerte Scheunenviertel zum sozialen Problemfall, zum Armenhaus Berlins. In anderen Teilen der Spandauer Vorstadt hatte sich ein bürgerliches, vorwiegend jüdisches Milieu entwickelt. Zentrum der Berliner Jüdischen Gemeinde war die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße, die 1866 eingeweiht wurde. Die wirtschaftliche Entwicklung der Spandauer Vorstadt verlief unter dem Einfluss der Konfektionsindustrie. Schon im 18. Jahrhundert hatten sich hier Textilmanufakturen niedergelassen. Im späten 19. Jahrhundert wurden in zahlreichen Fabriketagen oder in Heimarbeit Konfektionskleidung und Zubehör hergestellt. 1906, als die Hackeschen Höfe entstanden, war Berlin eine Metropole der Konfektion. Die Höfe vis-à-vis des Hackeschen Markts wurden am 23. September 1906 eröffnet. Die acht Höfe zwischen der Rosenthaler- und der Sophienstraße bieten heute auf 27.000 Quadratmetern Raum für 40 Gewerbeunternehmen, dazu Kultureinrichtungen und Wohnungen. Die Zusammenlegung mehrerer Grundstücke zwischen Rosenthaler Straße und Sophienstraße ergab eine als Bauland nutzbare Fläche von 9200 m², mit Zugängen von beiden Straßen aus. 1905 ließen die damaligen Eigentümer, die Quilitz’schen Erben, die vorhandenen Altbauten abreißen und in den Jahren 1906/07 nach Plänen des Architekten und Bauunternehmers Kurt Berndt die größte Wohn- und Gewerbehof-Anlage Deutschlands in der Tradition der Lebensreform-Bewegung errichten. Der Haupteingang führte durch ein Büro- und Geschäftshaus an der Rosenthaler Straße 38. Ein Quergebäude im ersten Hof war als Festsaaltrakt angelegt, im zweiten und dritten Hof befanden sich Gebäude mit Fabriketagen, in den grünen Blockinnenbereichen waren die Mietwohnungen meistens mit Balkonen angeordnet. Alle Baukörper zusammen bildeten acht Höfe. Die Verzahnung der verschiedenen Funktionen in dieser Form war seinerzeit einmalig. Kurz zuvor hatte Kurt Berndt ein ähnliches Projekt noch in traditioneller Anordnung gebaut: an der Straße ein Mietshaus, anschließend ein Wohnhof, erst dann reine Gewerbehöfe. Ungewöhnlich und neu war damals das Konzept, den ersten Hof kulturell zu nutzen und entsprechend aufwändig zu gestalten. Auch hierin zeigte sich der Einfluss der um 1900 propagierten Lebensreform-Bewegung. Im Jahr 1905 hatte Berlin zwei Millionen Einwohner und galt als größte Mietskasernenstadt der Welt, die Tuberkulose als „Berliner Krankheit“. Eigentümer und Architekt der Hackeschen Höfe wollten mit ihrer Anlage ein beispielhaftes Umfeld für modernes, gesünderes Wohnen und Arbeiten schaffen. Die Wohnhöfe lagen weitab vom Straßenlärm im Blockinneren und wurden nach Möglichkeit so angelegt, dass sie von benachbarten Grünanlagen – dem alten Jüdischen Friedhof von 1672 und dem Friedhof der evangelischen Sophiengemeinde – Sonnenlicht und Sauerstoff bekommen konnten. Zur Ausstattung der Höfe gehörten Grünpflanzen, ein großer Sandkasten, mehrere Brunnen. Die rund 80 Wohnungen hatten vielfach Balkone und durchweg Bäder, Innentoiletten und Zentralheizung. Der Berliner Architekt und Designer August Endell erhielt den Auftrag, die Hoffassaden und die zum Weinlokal gehörenden Neumann’schen Festsäle im ersten Hof zu gestalten. Seine bisherigen Arbeiten wurden dem Jugendstil zugeordnet (obwohl er selbst anderes beabsichtigt hatte). Vermutlich sollte er deshalb nicht auch die Außenfassade entwerfen – der Jugendstil entsprach nicht dem in Berlin vorherrschenden Geschmack, der von den ästhetischen Vorlieben des Kaiserhauses beeinflusst war. So entstand denn auch eine Straßenfassade mit allen Merkmalen des wilhelminischen Eklektizismus, eine überladene Mischung verschiedener Stilformen, mit neobarocker Dachlandschaft, ägyptischen Obelisken und antikisierenden Skulpturen. Völlig anders präsentierten sich die von Endell gestalteten Gebäudebereiche. August Endell hatte Philosophie und Psychologie studiert, er beschäftigte sich mit Wahrnehmungsproblemen und war bestrebt, seine theoretischen Erkenntnisse in Architektur und Kunsthandwerk umzusetzen. In seinen Schriften sprach er sich gegen Historismus und Eklektizismus aus. Seine ästhetische Leitvorstellung war die Umsetzung von Bewegung in Architektur und Dekor. Im ersten Hof der Hackeschen Höfe schuf er durch Form, Größe und Anordnung der Fenster und mit Hilfe farbiger Glasursteine zwei unterschiedliche Fassaden, die dem Hof die Anmut eines kleinen, von verschiedenen Häusern gesäumten öffentlichen Platzes verleihen. Nach Osten hin sind die Farben Blau und Weiß, die Formen verweisen auf maurische Vorbilder. Die Westseite, vorwiegend in Brauntönen gehalten, erinnert an die damals hochmodernen Bauten Alfred Messels für die Warenhäuser des Wertheim-Konzerns. Auch in den Innenräumen verfolgte Endell seine Idee des bewegten Raumes. Leidlich erhalten sind das Treppenhaus im linken Seitenflügel, ein Vestibül im rechten Seitenflügel und der einstöckige Festsaal im ersten Obergeschoss des Quergebäudes, der allerdings am wenigsten über Endells Absichten aussagt. Der große, zweigeschossige Festsaal war schon um 1930 zerstört worden. Hier hatte der Architekt durch eine spezifische Wand- und Deckenkonstruktion, mit anschwellenden profilierten Pfeilern und dem wellenförmigen Abschluss des Deckengesimses seinen Vorstellungen am deutlichsten Ausdruck verliehen. In den vom Weinhändler und Gastwirt Wilhelm Neumann bewirtschafteten Festsälen wurden von Anfang an gerne Familien- und Vereinsfeiern sowie Firmenjubiläen ausgerichtet. Damit übernahmen die Neumannschen Festsäle eine ganz wichtige Funktion als Treff- und Kommunikationspunkt für die Bewohner der umliegenden Stadtviertel. Ein besonderes Ereignis stellte die Gründung des Zusammenschlusses expressionistischer Dichter in Der Neue Club dar. Für die Büro- und Gewerberäume entwickelte sich eine ausgesprochene Mischnutzung durch unterschiedlichste Firmen: eine Bankfiliale, Betriebe für Herrenkonfektion, Handschuhe, Pelzwaren, für Musikinstrumente, Metallwaren, Büromöbel, Großhandlungen für Mehl, Kaffee und Futtermittel und manches andere. Zeitweilige Mieter waren auch das Mädchenheim des Jüdischen Frauenbundes und die Jüdische Studentenmensa. Schon in den 1920er Jahren begann eine Veränderung. Mit den Wirren und wirtschaftlichen Problemen nach dem Ersten Weltkrieg verließen viele Firmen die Höfe, kulturelle und öffentliche Aktivitäten ließen bald völlig nach. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden weite Teile des Gebäudekomplexes vom Kaufhauskonzern DeFaKa (Deutsches-Familien-Kaufhaus) genutzt – das Vorderhaus als Firmenzentrale, der horizontal zweigeteilte große Festsaal als Betriebskantine und zahlreiche Gewerbeflächen als Lagerräume. Zu diesem Zeitpunkt gab es dort nur das gerade entstehende Hackesche Hoftheater, dessen Ausrichtung auf jüdische Kultur in den folgenden Jahren fast zum Synonym für die Hackeschen Höfe werden sollte. In der DDR waren die Hackeschen Höfe jahrzehntelang vernachlässigt worden, die Festsäle baulich verunstaltet und zweckentfremdet genutzt, die Straßenfassade in den 1960er Jahren zerstört. Immerhin war es den Mietern um 1950 gelungen, die völlige Zerstörung der Fassaden im ersten Hof zu verhindern – eine wichtige Voraussetzung für die spätere denkmalgerechte Sanierung. 1951, bald nach Gründung der DDR, wurden die Hackeschen Höfe zu Volkseigentum erklärt, 1977 unter Denkmalschutz gestellt. 1991 konstituierte sich der “Verein Gesellschaft zur Förderung urbanen Lebens – Hackesche Höfe e.V.” Das Bezirksamt Berlin-Mitte ließ eine Sozialstudie über den Komplex erstellen. Nachdem die Anlage 1993 an die Erben des früheren Besitzers zurückgegeben und 1994 an den Heidelberger Unternehmer Roland Ernst verkauft worden war, begann eine enge Zusammenarbeit zwischen den Investoren, der Denkmalschutzbehörde sowie der Agentur “New Roses Corporate Communications”, die das Mischnutzungskonzept unter Erhalt der ansässigen Kulturstätten entwickelte, die neue Corporate Identity und das Corporate Design definierte und durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit die Hackeschen Höfe in der Öffentlichkeit bekannt machte. Die sehr aufwändigen Sanierungsarbeiten – sie betrafen größere Um- und Ausbauten, denkmalpflegerische Aktivitäten und die gesamte Haustechnik – konnten 1997 beendet werden. Die Wohnhöfe werden abends geschlossen und garantieren auf diese Weise nächtliche Ruhe. Ausgedehnte Büroflächen wurden in den früheren Fabriketagen geschaffen. Genutzt werden diese Räume überwiegend von Angehörigen kreativer Berufe wie Architekten, Internetdesignern, PR-Agenturen. Die kleinen Ladengeschäfte entsprechen ihrem speziellen Angebot von Designprodukten, die in den Höfen gestaltet, hergestellt oder weiterverarbeitet werden. Neben den Anwohnern sind Besucher die Zielgruppe der gastronomischen Einrichtungen, für das Hackesche Höfe Kino, den Sophienclub und das Varieté Chamäleon im Komplex. Seit Abschluss der Sanierung sind die Hackeschen Höfe eine der teuersten und bekanntesten Immobilien Berlins. Aufgrund des künstlerischen und gastronomischen Angebotes bilden sie eine Sehenswürdigkeit, die auch die nähere Umgebung beeinflusste.

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Volksbühne Berlin on Rosa-Luxemburg-Platz © Ansgar Koreng/cc-by-sa-3.0-de

Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz © Ansgar Koreng/cc-by-sa-3.0-de

Als Scheunenviertel wurde früher ein im heutigen Ortsteil Mitte unweit des historischen Stadtkerns gelegenes Gebiet nördlich der Stadtmauer zwischen dem Hackeschen Markt und dem heutigen Rosa-Luxemburg-Platz bezeichnet. Oftmals wird der gesamte Bereich zwischen der Friedrichstraße und der Karl-Liebknecht-Straße als Scheunenviertel bezeichnet, der im Süden durch die Stadtbahn (ungefähr der Verlauf der alten Stadtmauer) und die Spree, sowie im Norden durch die Linienstraße bzw. Torstraße begrenzt ist. Tatsächlich umfasst das Scheunenviertel lediglich den östlich der Rosenthaler Straße gelegenen Teil der Spandauer Vorstadt. Die namensgebenden Scheunengassen lagen nur im Bereich des heutigen Rosa-Luxemburg-Platzes, eingegrenzt von der heutigen Almstadtstraße (westlich), der Hirtenstraße (südlich), der Linienstraße (nördlich) und der Kleinen Alexanderstraße (östlich). Keine der Scheunengassen existiert mehr in ihrer damaligen Form.

Im Jahr 1670 hatte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm aus Brandschutzgründen den Unterhalt von Scheunen innerhalb des Stadtgebietes untersagt, um 1672 ordnete er den Bau von 27 Scheunen in unmittelbarer Nähe der damaligen Stadtmauer an. So entstand das heutige Scheunenviertel. Der Alexanderplatz war zu jener Zeit ein Viehmarkt, für dessen Betrieb große Mengen Heu und Stroh benötigt wurden. Da die Brandschutzordnung das Lagern derart feuergefährlicher Materialien innerhalb der Stadtmauer verbot, wurden die Scheunen außerhalb der Mauer errichtet. Nördlich der heutigen Dircksenstraße, die deren ungefähren Verlauf vor der barocken Stadtbefestigung markiert, befanden sich ausgedehnte, landwirtschaftliche Nutzflächen. Das Scheunenviertel diente zudem als Heimstatt für die dort beschäftigten Landarbeiter. Nach dem Abriss der Stadtmauer wurde das Gebiet bebaut, behielt aber im Volksmund seinen alten Namen. Friedrich Wilhelm I. befahl 1737 allen Berliner Juden, die kein eigenes Haus besaßen, ins Scheunenviertel zu ziehen. Dieses Gesetz und die Regelung, dass Juden nur durch die beiden nördlichen Stadttore die Stadt betreten durften, führten dazu, dass an dieser Stelle ein Viertel mit starken jüdischen Kultureinflüssen entstand. Neben der Alten Synagoge Heidereutergasse entstanden der Jüdische Friedhof Berlin-Mitte und der Jüdische Friedhof Schönhauser Allee in unmittelbarer Nähe zum Scheunenviertel. Für viele ostjüdische Einwanderer war es angesichts dieser Bedingungen naheliegend, sich hier ebenfalls anzusiedeln, als sie ab der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Berlin kamen. Das führte schnell zu einer stark anwachsenden Bewohnerzahl in diesem Gebiet. Auf engstem Raum mussten die Familien ihre Stube im Schichtbetrieb mit Schlafburschen teilen. Ein typischer Erwerbszweig war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die aufkommende Zigarettenherstellung mit allen Familienmitgliedern.

Der Prozess der Industrialisierung hinterließ im Scheunenviertel gravierende Spuren. Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurde Berlin zur größten Industriestadt Europas. Die Bevölkerungsdichte stieg innerhalb weniger Jahre rapide an, der Wohnraumbedarf der zuziehenden Arbeiter wurde nur verspätet und unzureichend durch den Bau von Mietskasernen in den neu entstehenden Stadtteilen gemindert. In den kleinteiligen Altbauten des Scheunenviertels herrschte drangvolle Enge. Viele Neuankömmlinge fanden hier ihre erste Wohnstatt. Die knappen Schlafplätze in den untervermieteten Wohnungen wurden oftmals analog zu den Schichten in den nahe gelegenen Borsigwerken geteilt. Wer weder schlief noch arbeitete, hielt sich in den Straßen auf oder verbrachte die wenige Freizeit in einer der zahlreichen Kneipen des Viertels (beispielsweise in der um die Mulackstraße gelegenen sogenannten “Mulackei” oder “Mulackritze“). Die Grenadierstraße entwickelte sich in dieser Zeit zur Hauptstraße der orthodoxen osteuropäischen Juden, oft auch als “Ghetto mit offenen Toren” bezeichnet. Wegen der katastrophalen baulichen und sozialen Situation beschloss der Berliner Magistrat, das Viertel ab 1906/1907 komplett umzugestalten. Waren bis dahin noch vier der ursprünglich acht Scheunengassen vorhanden, wurde nach dem Abriss vieler Gebäude das Straßennetz rund um den Rosa-Luxemburg-Platz neu gestaltet. Wegen des Ersten Weltkriegs wurde die Umgestaltung des gesamten Viertels jedoch abgebrochen, sodass im westlichen Bereich noch die alte Bausubstanz vorhanden ist, während am Platz moderne Gebäude aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts dominieren.

In den ersten Jahren der Weimarer Republik wurde das Scheunenviertel im Zusammenhang mit der Hyperinflation 1922/1923 zum Ziel judenfeindlicher Pogrome. Am 5. November 1923 versammelten sich tausende Erwerbslose vor dem Arbeitsamt in der Gormannstraße, um Unterstützungsgelder auszufassen. Der Menge wurde aber schon nach kurzer Zeit mitgeteilt, es wäre kein Geld mehr zur Auszahlung vorhanden. Hierauf traten Agitatoren an die aufgebrachte Menge heran, die verbreiteten, “Galizier” (Ostjuden) aus dem Scheunenviertel hätten das vorhandene Geld planmäßig aufgekauft. Bald begannen im Scheunenviertel mit seinen Hinterhöfen und fliegenden Händlern Ausschreitungen, die sich gegen alle Personen und Geschäfte richteten, die der Menge “jüdisch” erschienen. Dabei wurden Menschen aus ihren Wohnungen herausgezerrt und verprügelt und Geschäftseinrichtungen verwüstet. In zeitgenössischen Zeitungen wie der Vossischen Zeitung war zu lesen, die Polizei habe sich bei den Ausschreitungen auffallend zurückgehalten, wo es ihr doch ein Leichtes gewesen wäre, der Menge Einhalt zu gebieten.

Heute wird das Scheunenviertel häufig mit der Spandauer Vorstadt gleichgesetzt. Dies hat einen historischen Hintergrund: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich das Scheunenviertel zu einem sozialen Brennpunkt entwickelt. Das Viertel war geprägt durch Armut, Prostitution, Kleinkriminalität und hatte bei der Berliner Bevölkerung einen entsprechenden Ruf. Im Scheunenviertel wurde 1891 auch der erste Ringverein, eine kriminelle Organisation, gegründet. Im westlich angrenzenden Teil der Spandauer Vorstadt hatte sich dagegen ein gut-bürgerliches, jüdisch geprägtes Milieu etabliert. Hier hatte auch die Reformierte Jüdische Gemeinde mit der Neuen Synagoge (Oranienburger Straße) ein bedeutendes Zentrum. Um die in der westlichen Spandauer Vorstadt ansässigen Juden zu verunglimpfen, dehnten die Nationalsozialisten den in Verruf geratenen Namen Scheunenviertel auf die gesamte Spandauer Vorstadt aus, also fälschlich etwa auch auf die Oranienburger Straße mit der Neuen Synagoge. Heute ist die Bezeichnung Scheunenviertel nicht mehr mit der ehemals negativen Bedeutung verbunden, sondern steht vielmehr für das hier nach 1990 etablierte Szeneviertel. Rund um die Neue Schönhauser Straße wird Designermode verkauft. Aber auch die Nähe zum Hackeschen Markt, der Oranienburger Straße und zur Kastanienallee machen das Gebiet attraktiv.

Lesen Sie mehr auf LonelyPlanet.com – The charms of Berlin’s Scheunenviertel, DW vom 09.11.2018: Berlin, die Stadt, in der Juden leben wollen, DW vom 13.11.2018: Jüdisches Leben in Berlin, Synagoge Fraenkelufer, BZ Berlin vom 18.02.2019: In Berlin-Kreuzberg: Wiederaufbau der 1938 zerstörten Synagoge am Fraenkelufer wird konkreter, Berliner Morgenpost vom 19.02.2019: Synagoge in Kreuzberg wird wieder aufgebaut, Berliner Morgenpost vom 19.02.2019: Jüdisches Leben kehrt nach Berlin zurück, Berliner Morgenpost vom 28.06.2019: Jüdisches Leben in Berlin: Von Mut, Zerstörung und Tod, DW vom 20.02.2021: Gelebte jüdische Vielfalt in Berlin, Jüdische Allgemeine vom 04.03.2021: Centrum Judaicum: Von Salon bis Scheunenviertel, Berlin-Judentum.de, siewarennachbarn.de vom 18.06.2011: Das Schicksal der Berliner Juden während der Nazizeit, VisitBerlin.de – Jüdisches Berlin gestern und heute, annefrank.de – Stadtrundgang “Auf den Spuren jüdischen Lebens in Berlin-Mitte”, Ausgabe 4/2019 “Spiegel Geschichte” – Thema “Jüdisches Leben in Deutschland”, Wikivoyage Spandauer Vorstadt und Scheunenviertel, Wikipedia Scheunenviertel und Wikipedia Jüdisches Leben in Berlin (Sicher Reisen - Die Reiseapp des Auswärtigen Amtes - Wetterbericht von wetter.com - Global Passport Power Rank - Travel Risk Map - Democracy Index - GDP according to IMF, UN, and World Bank - Global Competitiveness Report - Corruption Perceptions Index - Press Freedom Index - World Justice Project - Rule of Law Index - UN Human Development Index - Global Peace Index - Travel & Tourism Competitiveness Index). Fotos von Wikimedia Commons. Wenn Sie eine Anregung, Kritik oder einen Hinweis zu dem Beitrag haben, freuen wir uns auf Ihre E-Mail an kommentar@wingsch.net. Nennen Sie dazu im Betreff bitte die Überschrift des Blogbeitrags, auf den sich Ihre E-Mail bezieht.




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