Das Hôtel-Dieu ist ein ehemaliges Krankenhaus in Beaune im Burgund. Es wurde im Jahre 1443 gegründet und wurde bis 1971 als Hospital genutzt. Das Hôtel-Dieu ist nun ein Teil des Gebäudekomplex des Hospices Civils de Beaune. Heute werden Teile des alten Komplexes als Altersheim genutzt, während der Rest als Museum besichtigt werden kann und einen interessanten Einblick in die Krankenpflege der Frühen Neuzeit gewährt.
Das Hospital fiel von Anfang an durch seine überaus prächtige Ausstattung auf. Bereits Kanzler Nicolas Rolin hatte sich zum Ziel gesetzt, dass das Hôtel-Dieu eines der schönsten Hospitäler in ganz Frankreich werden solle. Seine Inspirationen hatte er sich auf zahlreichen Reisen in Flandern geholt. Die dortigen Krankenhäuser wollte er weit übertreffen. Durch zahlreiche Stiftungen, Schenkungen und Vermächtnisse von Wohltätern oder Kranken nahm die Pracht des Gebäudekomplexes im Laufe der Jahrhunderte weiter zu, so dass man nicht selten von einem Palast für die Armen sprach. Bereits Nicolas Rolin hatte Kunstwerke gestiftet bzw. schaffen lassen. Am bedeutendsten ist sicherlich das große Polyptychon des Jüngsten Gerichts, das einst in der Kapelle des großen Armensaales aufgestellt war. Es stammt vom Rogier van der Weyden (1399-1464) und hängt heute im Saal “Saint Louis”.
Das Hospital wird bis heute vor allem durch die Erträge von Weinbergen finanziert, die über die Jahrhunderte durch Erbschaft und Vermächtnisse in den Stiftungsbesitz des Hospizes gelangten. Seit 1851 findet jährlich im November während der Les Trois Glorieuses, der Drei glorreichen Tage, eine Auktion von Fasswein aus dem Stiftungsbesitz im Hospiz von Beaune statt. Jeder, der als Weinhändler in Frankreich um seine Reputation besorgt ist, wird versuchen, ein Fass zu ersteigern. Die Preise für diese Fässer tragen hierdurch eine Art “Sozialzuschlag”, sie sind jedoch zugleich für den gesamten Weinhandel ein Grobindikator zur Qualität eines Jahrgangs der Burgunder-Weine: Wenn in Beaune hohe Preise bei der Hospiz-Auktion erzielt werden, so wird der gesamte Burgunderwein-Jahrgang teuer. Denn im Vorfeld finden aus den Fässern umfangreiche Verkostungen statt, und aus allen Regionen Frankreichs finden sich die Fachleute ein, den neuen Jahrgang zu bewerten.
Dem Hospiz gehören Lagen in den feinsten Gemarkungen der umliegenden Côte-d’Or. Zum Besitz gehören viele Premier Cru-Lagen und auch einige Grand Cru-Lagen. Die Weine tragen die Namen der jeweiligen Stifter. Besonders bekannt sind die Cuvées “Nicolas Rolin” und “Guigone de Salins“, jeweils Beaune Premier Cru und Corton “Docteur Peste“. Stiftungen jüngeren Datums sind der Mazis-Chambertin “Cuvée Madeleine Collignon” und der Clos de la Roche “Cuvée Georges Kriter“. Es wurden zum Teil Auktionspreise bis zu 40.000 Euro für ein Pièce, das ist ein Holzfässchen mit ca. 228 Liter, erzielt, umgerechnet ein Einzelflaschen-Preis von über 250 Euro. Seit 2005 werden die Weinauktionen von Christie’s durchgeführt.