Hotel Adlon in Berlin
Freitag, 5. Oktober 2018 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: European Union / Europäische UnionCategory/Kategorie: Allgemein, Berlin, Hotels Lesedauer: 11 Minuten Das Hotel Adlon Kempinski ist eines der luxuriösesten und bekanntesten Hotels in Deutschland. Es liegt in der Dorotheenstadt im Berliner Ortsteil Mitte am Boulevard Unter den Linden 77, unweit des Brandenburger Tors am Pariser Platz. Es wurde am 23. August 1997 eröffnet. Es folgt der Tradition des im Oktober 1907 eröffneten ursprünglichen Hotels Adlon, das 1945 ausbrannte und später bis auf einen Seitenflügel abgerissen wurde, der noch bis 1984 stand. Das Hotel Adlon gehört zu den The Leading Hotels of the World.
Um 1900 wurde es bei der europäischen Oberschicht modern, Bälle, Diners und andere Festlichkeiten auf großen öffentlichen Bühnen zu zelebrieren. Diese Bühnen der Gesellschaft waren Hotels, die – nach US-amerikanischem Vorbild – allen Luxus erfüllten, den die damalige Welt zu bieten hatte. Hotels, und da war Deutschland keine Ausnahme, waren in früheren Jahrhunderten nur als reine “Übernachtungsmöglichkeit” angesehen worden. Ein Fest oder gar einen großen Empfang in solch einem Rahmen auszurichten, war zunächst unvorstellbar, da sowohl der Adel als auch das reiche Großbürgertum daran gewöhnt waren, in anheimelnder Atmosphäre zu Hause oder auf einem Landsitz zu feiern. In den Vereinigten Staaten gab es solch eine Entwicklung nicht. Schon sehr früh eröffneten in den großen Zentren, wie New York oder Boston Luxushotels, die sich nicht nur auf Schlafmöglichkeiten reduzierten, sondern ebenso Raum für private Vergnügungen boten, wie Spielezimmer, Rauchersalons, Bibliotheken und Cafés. Diese neue Art des Hotellebens drang nun immer stärker nach Europa und zeigte schon bald erste Früchte in den Großstädten. In Paris eröffnete das Hôtel Ritz und bald darauf das Hotel Ritz in London, in Sankt Petersburg das Hotel Astoria, in Wien das feudale Hotel Imperial. Auch in Deutschland gab es elegante Hotels, wie das Bristol oder das Grand Hotel de Rome, doch waren diese im Vergleich zur neuen Spitzenklasse altmodisch und antiquiert. Es ist also nicht verwunderlich, dass das Berlin der Kaiserzeit geradezu darauf brannte, endlich auch eine dieser großen Adressen zu beherbergen, um so mit den anderen Metropolen gleichzuziehen. Kaiser Wilhelm II. unterstützte das Projekt und half bei der Baugrundbeschaffung. 1905 kaufte der Hotelier Lorenz Adlon zwei Grundstücke am Boulevard Unter den Linden, mit denen der Geburtsort für eines der zukünftig besten Hotels in Deutschland gefunden war. Am 24. Oktober 1907 berichtete die Vossische Zeitung in Berlin:
“Während des gestrigen Tages hatten Kaiser, Kaiserin, Prinzessinnen und Prinzen den prächtigen Hotelbau besichtigt und Herrn Adlon ihre Anerkennung des hier Geschaffenen in ehrendster Weise ausgesprochen.” – Zitiert nach: Geschichte des Hotel Adlon Kempinski
Lorenz Adlon war ein ehrgeiziger Geschäftsmann, der – klein angefangen – mehrere Lokalitäten und Kaffeehäuser besaß (unter anderem im Zoologischen Garten) und aus dem so entstandenen Vermögen den Bau finanzierte. Mit den Genehmigungen hatte er keinerlei Probleme, da der deutsche Kaiser schon sehr bald auf das Projekt aufmerksam wurde und alles in seiner Macht stehende tat, um Adlon zu unterstützen. Knappe zwei Jahre wurde die Adresse Unter den Linden, an der zuvor das von Karl Friedrich Schinkel erbaute Palais Redern stand, zur Baustelle. Führende Architekten wie Carl Gause oder Robert Leibnitz begleiteten die Arbeiten. Als dann die Außenfassade sichtbar wurde, waren einige Berliner zuerst verwundert. Man hatte einen repräsentativen Bau der Feudalarchitektur erwartet, ein Pendant zum Berliner Stadtschloss. Stattdessen zeigte das Gebäude klare, klassizistische Linien, mit vereinzelten Jugendstilzierraten. Hier wurde zum ersten Mal deutlich, dass Lorenz Adlon sich als Ästhet verstand. Niemals war es seine Absicht gewesen, dem kaiserlichen Hof Konkurrenz zu machen, niemals sollte das Hotel den Pariser Platz dominieren. Die Gesamtansicht wirkte abgestimmt, das Hotel nahm die klaren Linien des Brandenburger Tores auf und harmonierte so mit seiner Umgebung. Mit dem Palais Arnim bildete es die Südostecke des Pariser Platzes. Doch hinter klassisch-konservativen Mauern verbarg sich eine für die damalige Zeit einzigartige technische Ausstattung. Elektrizität und fließend warmes Wasser gehörten zum Standard der Gästezimmer. In den unteren Etagen wurde man von herrlichen Interieurs erwartet. Ein Café, ein Restaurant, eine Lounge, eine riesige Lobby, ein Rauchersalon, eine Bibliothek, ein Damenzimmer, ein Musiksalon sowie ein Wintergarten, in dem die Gäste ihren Tee zu sich nahmen, konnten rund um die Uhr genutzt werden. Hinzu kamen große Konferenzräume und ein Ballsaal. Fast alle Bereiche waren in Neobarock oder im Stil von Louis XVI. gehalten, dazu gab es meist Inneneinrichtungsstücke der renommierten Mainzer Möbelfirma Bembé, bei der Lorenz Adlon einst eine Lehre als Tischler angefangen hatte. Die Vossische Zeitung schrieb anlässlich der Eröffnung:
“Daß das neue Hotel eine außerordentliche und großartige Leistung im Hotelneubau und in der Hoteleinrichtung für eine moderne Großstadt ist, will kein Unbefugter bestreiten. Um eine solche Schöpfung zu ermöglichen, bedurfte es freilich eines solchen Bauherren, seines Zusammenwirkens mit solchen Architekten, Künstlern, Kunsthandwerkern und Technikern, wie die hier tätig gewesenen und – eines Kapitals von 15 Mill.”
Im Zweiten Weltkrieg wurde unter dem Pariser Platz der Adlon-Bunker gebaut. Er bot den Gästen den Luxus des Hotels und diente auch dem Schutz des Personals der benachbarten Behörden wie dem Generalbauinspektor. Erst 1943 nahm die Zahl der Gäste wieder zu, da der Kaiserhof bei einem Bombenangriff vollständig zerstört worden war. Das Adlon stand, zuletzt auch als Lazarett genutzt, bis zur Kapitulation Berlins am 2. Mai 1945 unbeschädigt am sonst zerstörten Pariser Platz. In den ersten Tagen danach brannte das Gebäude, besetzt von feiernden und plündernden Rotarmisten, aus ungeklärter Ursache aus – bis auf einen Seitenflügel. Die Mauern blieben allerdings stehen und wurden erst 1952 beseitigt. Der stehengebliebene Seitenflügel diente bis Anfang der 1980er Jahre – mit zugemauerten Westfenstern nach dem Mauerbau 1961 – als Hotel und Restaurant und zuletzt bis zur Sprengung 1984 als Internat für Berufsschüler. Der Besitzer des Hotels, Louis Adlon, wurde am 25. April 1945 von Angehörigen der Roten Armee in seinem Wohnhaus in Neu Fahrland festgenommen und verstarb “nach einer Odyssee” am 7. Mai 1945 “an Herzschwäche” auf einer Straße in Falkensee. Seine Frau Hedda überlebte das Kriegsende und verstarb 1967.
Nach dem Fall der Mauer wurde von 1995 bis 1997 ein Neubau an der Stelle des früheren Hotelkomplexes errichtet. Entworfen wurde er in traditioneller Architektursprache von Patzschke, Klotz & Partner und AIC-Consulting. Der Neubau ist keine Rekonstruktion des alten Hotelgebäudes, sondern ein historisierender Neuentwurf in Anlehnung an den Vorgängerbau, wobei auch das damalige Kempinskigrundstück Unter den Linden/Wilhelmstraße mit einbezogen wurde. Dafür wurde ein Teil des Grundstücks an die Britische Botschaft abgegeben. So hat das heutige Adlon bei annähernd gleicher Bauhöhe eine Etage mehr als das alte (das Dachgeschoss wird heute auch als Zimmergeschoss genutzt – früher nur Nebenräume). Ziel des Marketings ist es, die Geschichte des alten Hotels auf das neue zu übertragen. Am 23. August 1997 wurde das heutige Hotel Adlon Kempinski von Bundespräsident Roman Herzog neu eröffnet. 1998 folgte das Gourmet-Restaurant Lorenz Adlon.
Im Jahr 2003 wurde der Baukörper um das rückwärtig an der Behrenstraße gelegene Adlon-Palais erweitert, das entsprechende Grundstück war zuvor in Landeseigentum und der benachbarten Akademie der Künste zugeordnet. Im neuen Gebäudetrakt wurden keine Gästezimmer eingerichtet, sondern auf insgesamt elf Geschossebenen Restaurant-, Club- und Konferenzräume sowie ein zweiter Ballsaal. Im Adlon-Palais befinden sich in der Behrenstraße der Adlon Spa by Resense, die Lorenz Adlon Weinhandlung, die Restaurants Sra Bua von Tim Raue und La Petit Felix, die Sra Bua Bar und die Nachtclub–Diskothek Felix Club. Inhaber dieser Betriebe ist die der Jagdfeld-Gruppe gehörende Adlon Holding, ihr Geschäftsführer ist Julius Jagdfeld. Eine zweite Erweiterung, nun um 69 Zimmer und Suiten (Adlon-Residenz), folgte 2004 auf dem Eckgrundstück Wilhelm-/Behrenstraße. Hier war durch den Architekten Gustav Peichl für eine Eigentümergemeinschaft bereits ein Rohbau errichtet worden, der ursprünglich als Seniorenresidenz Wilhelmseck geplant war. Noch vor der Fertigstellung übernahm der Adlon-Eigentümer die Immobilie für die Hotelnutzung. Durch die Eingliederung der Adlon-Residenz umschließt das Adlon die an der Wilhelmstraße gelegene Britische Botschaft an drei Seiten. Nach den Um- und Erweiterungsbauten verfügte das Hotel über eine Grundstücksfläche von rund 8.000 Quadratmetern und eine Bruttogebäudefläche von 58.700 Quadratmetern.
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