Die Speicherstadt in Hamburg ist der größte auf Eichenpfählen gegründete Lagerhauskomplex der Welt und steht seit 1991 unter Denkmalschutz. Sie wurde ab 1883 als Teilstück des Hamburger Freihafens erbaut, der erste Abschnitt war 1888 fertiggestellt. Die Bauleitung hatte der Oberingenieur der Hamburger Baudeputation Franz Andreas Meyer, ihm zur Seite standen der Wasserbaudirektor Christian Nehls und der Baudirektor Carl Johann Christian Zimmermann sowie ein Konsortium aus 15 Ingenieuren, 24 Architekten und Bauzeichnern. Die Speicherstadt soll 2015 (zusammen mit dem Naumburger Dom) deutscher Vorschlag für einen Eintrag in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes werden.
Die Lagerhäuser (Speicher) in neugotischer Backsteinarchitektur haben jeweils auf der einen Seite Anbindung ans Wasser (Fleet) und auf der anderen Seite an die Straße. Gelagert wurde Stückgut und vor allem Kaffee, Tee und Gewürze auf fünf “Böden” (Stockwerke) übereinander und über eine eigene jeweils am Hausgiebel montierte Seilwinde erreichbar. In den Lagerhäusern, die meistens unbeheizt waren und Holzfußboden hatten, herrschten relativ gleichmäßige klimatische Lagerbedingungen.
Durch die Zunahme des Containerumschlags und der damit verbundenen Verlagerung der Umschlagplätze sowie automatisierter Lagerverwaltungssysteme, die die Erfassung unverzollter Ware an jedem Ort ermöglichen, wurde der Freihafenstatus der Speicherstadt entbehrlich. Im Jahre 2003 wurde die Freihafengrenze verlegt und zunächst der Bereich Kehrwieder aus dem Freihafengebiet herausgenommen. Seit 2004 liegt das gesamte Gebiet der Speicherstadt außerhalb des Freihafens und ist somit – mit Ausnahme der zahlreichen Teppichlager – zollrechtlich Inland. Die Zollgrenze verlief zunächst weiter südlich kurz vor den Hamburger Elbbrücken und wurde 2013 vollkommen abgeschafft. Diese Verlagerung diente der Vorbereitung für den Aufbau der HafenCity, die auch die historische Speicherstadt umfasst.
Heute beträgt die Nutzfläche der Speicherstadt etwa 630.000 Quadratmeter und beherbergt neben zahlreichen Teppichhändlern und Agenturen diverse Museen, wie das Speicherstadtmuseum, das Zollmuseum und das Gewürzmuseum. Auch die größte Modelleisenbahnanlage der Welt ist seit 2000 hier untergebracht, ebenso wie das Hamburg Dungeon. Im Sandtorquaihof an der Straße Pickhuben haben Verlag und Redaktion der Zeitschrift Mare ihren Sitz. Am Neuen Wandrahm ist seit 2006 die Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) untergebracht, die 2005 aus dem ehemaligen Amt für Strom- und Hafenbau der Stadt Hamburg hervorging.