Als europäische Hauptstadt am Kreuzweg der lateinischen und germanischen Welt und siebtgrößte Stadt Frankreichs verfügt Strassburg über ein einzigartiges architektonisches Erbe. Am Rheinufer gelegen, blickt die Stadt, deren Zentrum zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, auf eine 2000-jährige Geschichte zurück. Geschickt vereint sie Tradition und Moderne und lässt sich zu Fuß, mit einem der zahlreichen Ausflugsboote, per Tram oder auch mit dem Fahrrad erkunden. Ihre Gastronomie, ihre Weine und Biere zählen ebenfalls zu den Aushängeschildern der elsässischen Metropole.
Strassburg ist eine Kunstmetropole, deren in Stein gemeisselte Vergangenheit noch zum größten Teil präsent ist. Jedes Stadtviertel, jedes Bauwerk legen ein harmonisches Zeugnis ab von einer bemerkenswerten Stadtgeschichte, die 1988 ihr 2000-jähriges Jubiläum feierte.
New York, Genf und Strassburg: die weltweit einzigen Städte, die den Sitz internationaler Institutionen beherbergen, ohne Hauptstadt des jeweiligen Staates zu sein, wobei Strassburg die mit Abstand verträumteste Vertreterin der drei Städte ist. Die Wahl Strassburgs als europäische Hauptstadt kurz nach dem zweiten Weltkrieg beruht nicht auf dem Zufall, sondern ist das Symbol der Versöhnung der Völker und für die Zukunft Europas.
Chambre de Commerce et d’Industrie – Ji-Elle
Ob Europabrücke, Europamesse, Europäisches Bierfest oder Europäisches Literaturfestival, einfach alles wird hier mit dem magischen Wort und den gelben Sternen verbunden. Straßburg ist als selbsternannte “Capitale de l’Europe”, als Europa-Hauptstadt, Sitz des Europarates und des Europaparlamentes. Im quadratisch-klotzigen “Europapalast” sind das Sekretariat, die Parlamentarische Versammlung und der Ministerrat des Europas der 46 untergebracht. Auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ist Teil dieser Institution. Auf der anderen Seite des Flüßchen Ill, das die gesamte Stadt umringt, steht das neue, schwarze Gebäude des Europaparlamentes, Teil der Europäischen Union mit ihren 25 Mitgliedsstaaten. Einmal im Monat kommen in Straßburg für eine Woche die Abgeordneten des Europaparlamentes mit Aktenbergen und Assistenten zu ihren parlamentarischen Versammlungen zusammen.
Aufgrund des Sitzes internationaler Institutionen vergleicht sich das Verwaltungszentrum des Departements Bas-Rhin und der Region Elsass gerne mit New York, Brüssel und Genf. Immerhin gibt es in der Stadt 79 Konsulate und ständige Vertretungen anderer Staaten. Und Verfechter Straßburgs als Sitz des Europaparlaments betonen immer wieder, dass die Stadt am “Kreuzweg Europas” gelegen sei. Schon die Römer nannten sie schließlich “Strataburgum – die Stadt, wo sich die Wege kreuzen”.
Straßburg ist europäisch, kein Zweifel. Aber nicht nur wegen seiner politischen Institutionen. Es sind vielmehr die Menschen, die dafür sorgen, dass die Provinzstadt ziemlich kosmopolitisch ist. Im Schmelztiegel der 451.000 Einwohner (Tendenz steigend) zählenden Stadtgemeinschaft leben Tausende von Marokkanern, Algeriern, Türken und Tunesiern. Islamische Frauen mit Kopftuch sind auf den Wochenmärkten zu finden, wo sie zwischen elsässischen Bauern arabische Süßigkeiten, Kräuter und Vogelkäfige verkaufen. Die Maghrebiner unterhalten auch Krämerläden, die sonntags und spätabends geöffnet sind. Unter den europäischen Ausländern sind neben den Deutschen die Portugiesen und Spanier am zahlreichsten. Und mehr als 15.000 Juden leben hier – eine der größten jüdischen Gemeinden Frankreichs. So prägen samstags zum Beispiel schwarzgekleidete Gläubige mit langen Zöpfen das Straßenbild um den Contaden-Park oder bei der Friedens-Synagoge.
Straßburg ist aber vor allem elsässisch, vereinigt auf wundersame Weise Elemente deutscher und französischer Kultur. Das zeigt sich vor allem in der Küche. Eisbein mit Sauerkraut, Zwiebelkuchen, Flammenkuchen, Bäckeoffe und Cervela-Salat: diesen Mischmasch aus badischer und französischer Kochkunst bieten die gemütlichen Weinstuben ihren Gästen. Dabei werden die deutschen Gerichte in manchem Restaurant französisch verfeinert: Sauerkraut wird mit Lachs kombiniert, die Matelotte – ein Fischgericht – mit Nudeln. An Weihnachten kaufen die Kunden in den Spezialitätenläden der Goldschmiedgass die Gänseleberpastete kiloweise.
Zwei Kulturen auch, wo es um die Architektur geht. Am Place Broglie, dieser französisch gezirkelten, Promenierpassage, komponierte im Gebäude der heutigen Banque de France 1792 Offizier Rouget de Lisle ein Kriegslied für die Rheinarmee. Es wurde später bekannt als die Marseillaise, die französische Nationalhymne. Gleich daneben windet sich der Kreisverkehr am einst machtpolitischen Zentrum des wilhelminischen Straßburg vorbei: an den Prunkbauten am ehemaligen Kaiserplatz, dem heutigen Place de la République.