En Gedi oder Ein Gedi ist eine Oase im SüdbezirkIsraels. Sie liegt am Westufer des Toten Meeres südlich der Grenze zum Westjordanland. Die Oase ist seit der Kupfersteinzeit besiedelt. Heute befinden sich dort ein Kibbuz, ein israelischer Nationalpark und mehrere archäologische Stätten. Das 1972 ausgewiesene En-Gedi-Naturschutzgebiet umfasst 14 km² Fläche und beherbergt einige größere Säugetiere, wie Echtgazellen, Nubische Steinböcke und Klippschliefer. Im Naturschutzgebiet werden verschiedene Vogelarten angetroffen, darunter der Tristramstar, der Graudrossling (Argya squamiceps), der Smaragdspint und verschiedene Geierarten. Unter den Zugvögeln sind der Grauschnäpper und der Braunliest. Die Flora von En Gedi ist vielfältig, da hier Pflanzen verschiedener Regionen zusammentreffen. Während die umgebende Wüstenlandschaft fast vegetationslos ist, bietet die Oase durch ihren Wasserreichtum die Voraussetzung für eine üppige Flora und viele Tierarten. Das Kerngebiet der Oase sind die beiden tief eingeschnittenen Täler des Wadi el-Jihar und des Wadi Sdeir, in denen das Wasser der umliegenden Gebiete an die Oberfläche tritt. Touristen besuchen meist den mehrere Meter hohen Schulamit-Wasserfall im Nachal David.
Zur Zeit des Bar-Kochba-Aufstands (132–135) hielten sich Anhänger Bar-Kochbas in der Umgebung En Gedis auf. 1960 wurden bei einer von Yigael Yadin geleiteten Ausgrabung in der sogenannten Höhle der Briefe etwa 6 km südwestlich von En Gedi einzigartige Dokumente aus der Zeit des Aufstandes entdeckt, unter anderem auch an die Befehlshaber der Aufständischen in En Gedi gerichtete Briefe Bar Kochbas. Welches Schicksal die Einwohner En Gedis bei der römischen Niederschlagung des Aufstands erlitten, ist nicht bekannt.
In mamelukischer Zeit (13./14. Jahrhundert) war En Gedi ein kleines Dorf. Es besaß eine Getreidemühle, deren Ruine noch vorhanden ist. Nachdem diese Siedlung aufgegeben wurde, war En Gedi bis ins 20. Jahrhundert nicht mehr kontinuierlich bewohnt. Der ganze Südosten der Judäischen Wüste wurde von Beduinen als extensive Winterweide genutzt; En Gedi bildete wegen seiner ganzjährig wasserführenden Quelle eine Ausnahme: Im 19. und frühen 20. Jahrhundert lebten Rashâyideh-Beduinen im Winterhalbjahr in der Oase und bauten kleinflächig Gemüse an. Im Sommer zogen sie sich wegen der extremen Hitze ins Hinterland zurück. Die letzte Operation der israelischen Marine während des Palästinakriegs bestand darin, dass sechs Schiffe israelische Infanteristen am 8. März 1949 auf dem Toten Meer nach En Gedi transportierten. Nachal-Soldaten bauten daraufhin eine Straße zwischen Har Sdom und En Gedi. Im Januar 1953 wurde in der Oase ein Nachal-Außenposten unter dem Namen Nachlaim E eingerichtet. Der Ort war zur damaligen Zeit relativ isoliert, mit den Dead Sea Works in Har Sdom als nächstem Nachbarn. 1956 gründete eine Gruppe der sozialistischen Jugendbewegung haNoʿ ar haʿ Oved den Kibbuz, dessen wirtschaftliche Basis zunächst der Gemüse- und Dattelanbau war. Die Gemüseproduktion wurde nach kurzer Zeit eingestellt. Das moderne En Gedi liegt auf einem Felsplateau südlich der historischen Oase. Pflanzen aus vielen verschiedenen Ländern sind auf diesem Gelände gepflanzt worden, insbesondere Wüstenpflanzen und tropische Pflanzen. So entstand die einmalige Situation eines Botanischen Gartens, in dem Menschen wohnen. Der Kibbuz verfügt über eine Sporthalle, ein Kulturhaus mit Kinosaal und einen Speisesaal. Seit 1983 findet in dieser besonderen klimatischen Region Anfang des Jahres das Ein-Gedi-Rennen statt, mit verschiedenen Strecken, darunter einem Halbmarathon.
Aufgrund der Lage am Ufer des Toten Meeres ist der Tourismus seit den 1960er Jahren der Haupterwerbszweig des Kibbuz. Dieser besteht aus einem Hotel direkt im Kibbuz sowie dem Seebad En Gedi Spa, einem Heilbad, das aus einer 38 °C heißen Schwefelquelle gespeist wird. Der palmenreiche Strandabschnitt, von dem aus das Tote Meer zugänglich war, sowie der Campingplatz, der ebenfalls am Ufer des Toten Meeres lagen, mussten geschlossen werden. Die Absenkung des Meeresspiegels führte zu massiven Einstürzen von Hohlräumen (Sinkholes) namentlich im Gebiet des Campingplatzes, so dass die Sicherheit der Gäste bedroht war. Zwischen dem ursprünglich nah am Wasser erbauten En Gedi Spa und dem heutigen Strand veranschaulichen Schilder mit Jahreszahlen den vom Absinken des Meeresspiegels verursachten Rückgang des Strandes.
Die Landwirtschaft, insbesondere der Anbau von Datteln und Pomelos, ist die zweite Haupteinnahmequelle von En Gedi. Seit 1997 gibt es eine Mineralwasser-Abfüllanlage, die in gemeinsamem Besitz des Kibbutz und der Jafora-Tabori-Gesellschaft ist, des zweitgrößten israelischen Softdrinkproduzenten. Es gibt außerdem eine eigene, lokal vermarktete, Kosmetiklinie des Kibbuz, die an die antike Tradition der Parfumproduktion anknüpft.
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