El Jadida in Marokko

Donnerstag, 23. Juni 2022 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination:
Category/Kategorie: Allgemein, UNESCO-Welterbe
Lesedauer:  5 Minuten

Fortress of El Jadida © M. Rais/cc-by-sa-3.0

Fortress of El Jadida © M. Rais/cc-by-sa-3.0

El Jadida, mit früheren Namen Mazighen, ist eine marokkanische Hafenstadt mit ca. 200.000 Einwohnern am Atlantik und Verwaltungssitz der gleichnamigen Provinz. Die portugiesische Altstadt (Cité Portugaise) wurde im Jahr 2004 zum UNESCOWeltkulturerbe erhoben. El Jadida liegt in der historischen Region der Doukkala an einer windgeschützten Bucht am Atlantik. Die Entfernung nach Casablanca, der größten Stadt Marokkos, beträgt gut 100 km (Fahrtstrecke) in nordöstlicher Richtung; die südwestlich gelegene Hafenstadt Safi ist etwa 140 km entfernt. Das vom Atlantik beeinflusste Seeklima ist gemäßigt bis warm und bereits deutlich regenärmer als in Rabat.

Ob die Geschichte des Ortes auf die in römischen Schriften erwähnte phönizisch-karthagische Ansiedlung Rusibis zurückgeführt werden kann, ist unklar – entsprechende archäologische Funde wurden bislang nicht gemacht. Die in der Region ansässigen Berberstämme nannten den Ort Mazighen, woraus sich der in Europa benutze Name Mazagan ableitet. Im 12. Jahrhundert wurden die Berberstämme vom Almohaden-Sultan Abd al-Mumin vertrieben; stattdessen wurden ihm treu ergebene arabische Stammesgruppen dort angesiedelt – aus dieser Zeit stammt der heutige arabische Name der Stadt: El Jadida (“die Neue”). Zur Sicherung der Wasser- und Proviantversorgung ihrer Schiffe auf dem Seeweg nach Indien gründeten die Portugiesen hier bereits Ende des 15. Jahrhunderts einen Stützpunkt, der ab 1514 unter dem Namen Mazagão zur Hafenfestung ausgebaut wurde. In den Jahren 1541–1548 erhielt das kleine Fort unter Leitung der Architekten João Ribeiro, Juan Castillo und Benedetto da Ravenna eine völlig neue Gestalt. Im Jahr 1769 wurde die Stadt nach wiederholten und zunächst erfolgreich abgewehrten Angriffen von Berberstämmen und Truppen marokkanischer Sultane aufgegeben und verfiel. Viele Portugiesen wanderten nach Brasilien aus und gründeten dort die Siedlung Nova Mazagão (heute: Mazagão im Bundesstaat Amapá). Im Jahr 1821 wurden aus Azemmour vertriebene Juden in den Mauern der Stadt angesiedelt. Während des französischen Protektorats (1912–1956) erhielt die Stadt den Namen Mazagan. Nach der Unabhängigkeit Marokkos wurde die Stadt wieder in El Jadida rückbenannt.

Fishing boats © Omalihy/cc-by-sa-4.0 Fortress of El Jadida © flickr.com - Rui Ornelas/cc-by-2.0 Fortress of El Jadida © M. Rais/cc-by-sa-3.0 Mazagan Cistern of the fortress © Guilandre/cc-by-sa-3.0 Al Masjid Al Atiq © M. Rais/cc-by-sa-3.0 Bensimon Synagogue © flickr.com - mustapha ennaimi/cc-by-2.0 Church of Our Lady of Assumption © Jklamo/cc-by-sa-4.0
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Bensimon Synagogue © flickr.com - mustapha ennaimi/cc-by-2.0
Zu den Sehenswürdigkeiten gehören:

  • Die portugiesischen Befestigungsanlagen des 15.–18. Jahrhunderts mit ihren Eckbastionen und geböschten Mauern gelten als bedeutendes Beispiel der Militärarchitektur der Renaissance.
  • Mehrere Kirchen bzw. Kapellen stammen aus dem 17./18. Jahrhundert.
  • Besonders hervorzuheben ist die rippengewölbte Cîterne Portugaise, ein ehemaliges Waffenlager, das später als Wasserspeicher (Zisterne) der befestigten Stadt genutzt wurde.

In der Umgebung

  • Die von den Almohaden im 12. Jahrhundert gegründete alte Stadt Tit (heute Moulay Abdallah) liegt etwa 12 km südwestlich von El Jadida und hat noch zwei Minarette aus dieser Zeit sowie Reste der aus Stein (nicht aus Stampflehm) errichteten Stadtmauer. Einmal im Jahr, am ersten Wochenende im August, findet in der Kleinstadt Moulay Abdellah eines der größten Pilgerfeste (moussem) Marokkos mit Reiterspielen (fantasia) statt. Eine Woche lang kampieren Zehntausende in Zelten entlang des Strandes.
  • Bekannt sind auch die Strände von Sidi Bouzid wenige Kilometer südwestlich sowie von Haouzia und Azemmour im Nordosten. Zur Hochsaison im Sommer platzt die Stadt deshalb fast aus allen Nähten. Vor allem Marokkaner aus dem Norden und dem Landesinnern verbringen hier ihre Ferien.
  • Die Straße in Richtung Settat führt über das Dorf Boulaouane. Etwa 10 km außerhalb liegt – inmitten einer weitgehend unberührten Hügellandschaft – eine von Mulai Ismail Anfang des 18. Jahrhunderts zur besseren Kontrolle der Berberstämme gegründete Kasbah.

Ältere Städte an der Atlantikküste Marokkos mit zeitweiligem portugiesischen bzw. spanischen Geschichtshintergrund sind: Tanger, Asilah, Larache, Casablanca, El Jadida, Safi, Essaouira, Agadir und Sidi Ifni; daneben auch Ceuta und Melilla an der Mittelmeerküste.

Lesen Sie mehr auf VisitMorocco.com – El Jadida-Mazagan, Wikivoyage El Jadida und Wikipedia El Jadida (Sicher Reisen - Die Reiseapp des Auswärtigen Amtes - Wetterbericht von wetter.com - Global Passport Power Rank - Travel Risk Map - Democracy Index - GDP according to IMF, UN, and World Bank - Global Competitiveness Report - Corruption Perceptions Index - Press Freedom Index - World Justice Project - Rule of Law Index - UN Human Development Index - Global Peace Index - Travel & Tourism Competitiveness Index). Fotos von Wikimedia Commons. Wenn Sie eine Anregung, Kritik oder einen Hinweis zu dem Beitrag haben, freuen wir uns auf Ihre E-Mail an kommentar@wingsch.net. Nennen Sie dazu im Betreff bitte die Überschrift des Blogbeitrags, auf den sich Ihre E-Mail bezieht.






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