Die Pioneering Spirit (bis Anfang 2015 Pieter Schelte) ist ein Schwergut- sowie Pipeline-verlegendes Arbeitsschiff des schweizerischen Offshore-Dienstleisters Allseas. Das Schiff ist das weltweit größte Arbeitsschiff und überdies das größte jemals gebaute Schiff nach Bruttoraumzahl und Breite. Das Schiff löste die Solitaire als den weltweit größten und leistungsfähigsten Rohrleger ab. Die Gesamtkosten des Schiffes werden auf drei Milliarden US-Dollar geschätzt. Heimathafen ist Valletta auf Malta.
Der Haupteinsatzzweck des Schiffes ist die Installation und die Demontage von sehr großen Bauteilen in der Offshore-Industrie. Mit ihrer Hubkapazität von bis zu 48.000 Tonnen kann sie selbst die schwersten Oberteile von Bohrplattformen, die sogenannten “Integrierten Decks”, in einem Stück deinstallieren. In der Nordsee gibt es derzeit über 600 Bohrplattformen; der Großteil von ihnen soll nach Ablauf der Nutzungsdauer bis zum Jahr 2040 wieder abgebaut werden.
Die Pioneering Spirit wurde mit einem dieselelektrischen Antrieb gebaut. Die Stromerzeugung für die zwölf Propellergondeln von Rolls-Royce und den Schiffsstrom übernehmen neun Dieselmotoren der Baureihe 32/44 CR mit Common-Rail-Einspritzung von MAN Diesel & Turbo (MAN Augsburg). Eingesetzt werden acht 20-Zylinder-V-Motoren des Typs 20V32/44CR und ein 9-Zylinder-Reihenmotor des Typs 9L32/44CR. Die Motoren mit zusammen 169 Zylindern erzeugen eine Gesamtleistung von 94,6 Megawatt (MW). Der Auftragswert für die Motoren lag bei rund 25 Millionen Euro. Die maximale Geschwindigkeit des Schiffes liegt bei 14 Knoten.
Die Pioneering Spirit verwendet das S-Lay-Verfahren für das Verlegen der Pipelines. Die geschweißte Pipeline wird dabei über den unterstützenden “Stinger” in einem S-förmigen Doppelbogen auf den Grund des Meeres gelegt. Der Stinger hat eine Länge von 150m, und eine Breite von 65m, sowie ein Gewicht von 4.200 Tonnen. Die Vorbereitung und Verarbeitung der Pipeline-Segmente erfolgt dabei hoch mechanisiert: Zuerst werden die “Single Joints”, das heißt einzelne Segmente mit einer Länge von 40 Fuß (etwa 12,2 m), zu “Double Joints” verschweißt. Diese Double Joints werden wiederum verschweißt und bilden dann sogenannte “Quadruple-Joints” mit 160 Fuß (rund 48,8 m) Länge. Für die Vorbereitung der Pipeline werden sieben Schweißstationen zur Verfügung stehen, die mit dem von Allseas entwickelten automatisierten Schweißsystem “Phönix” ausgerüstet werden. In der “Fire Line” werden diese Segmente zur Pipeline verschweißt. Dafür sind sechs Schweißstationen vorgesehen, die durch Stationen zur Durchstrahlungsprüfung und Stationen zur Oberflächenbeschichtung, um den Korrosionsschutz zu erhöhen, ergänzt werden. Die Pioneering Spirit wird in der Lage sein, Pipelines bis zu einem Gesamtdurchmesser von 68 Zoll (rund 1727 mm) zu verarbeiten. Die mit der Pioneering Spirit mögliche Verlegeleistung ist erheblich größer als die der Solitaire; die Kapazität der vier “Tensioner” – einer Art raupenförmiger Halteklammer – soll 2000 t betragen. Die Solitaire, die 2009 den Rekord für die größte Verlegetiefe mit 2775 ;m hielt, hat eine Gesamtkapazität von 1050 t. Darüber hinaus können an Bord der Pioneering Spirit bis zu 27.000 t Pipelines gelagert werden.
Um die Oberteile von Offshore-Plattformen in einem Stück installieren sowie deinstallieren zu können, arbeiten die Hebebalken der Pioneering Spirit mit einem dynamischen Positionierungssystem, und dem riesigen Ballasttanksystem mit einer Kapazität von 750.000 Tonnen zusammen. Es gibt vier Pumpenräume, die mit 87 Ballasttanks verbunden sind, wovon der größte Tank eine Kapazität von 15.700m³ besitzt. Das entspricht der Kapazität der Ballasttankes eines normalen Schiffes. Die weiteren 86 Ballasttanks haben ein Volumen von jeweils 8.720,75 m³. Die Pumpleistung der Ballasttankpumpen beträgt 37 000 m³/h. Hinzu kommen vier Schnellfalltanks.