Die Brotvermehrungskirche ist eine römisch-katholische Kirche im westlichen Teil von Tabgha am Nordwestufer des See Genezareth und soll angeblich der Ort sein, wo nach dem Matthäusevangelium die wundersame Brot- und Fischvermehrung bei der Speisung der Fünftausend stattfand. In unmittelbarer Nähe liegen weitere christliche Stätten, vor allem der Berg der Seligpreisungen nördlich, Kafarnaum sowie Bethsaida östlich und Magdala südlich von Tabgha. Die heutige Kirche gehört zum BenediktinerprioratTabgha und wurde 1980 bis 1982 im byzantinischen Stil errichtet. Zuvor befanden sich an derselben Stelle zwei Vorgängerbauten aus dem 4. und 5. Jahrhundert.
Direkt an die Kirche angeschlossen ist das zur JerusalemerDormitio-Abtei gehörende Benediktinerpriorat. Auf dem Gelände befindet sich außerdem eine Behinderten- und Jugendbegegnungsstätte und die heute Deutung des biblischen Ortes Dalmanutha. In direkter Nachbarschaft liegen die Primatskapelle und das Pilgerhaus Tabgha. 1888 erwarb die Deutsche Katholische Palästinamission das Gelände. 1892 begann eine erste archäologische Untersuchung. Weitergehende Ausgrabungen fanden 1932 statt. Dabei wurden Mosaikböden aus dem 4. und 5. Jahrhundert entdeckt. Bis 1936 waren die Mosaiken freigelegt und zum Schutz mit einer Notkirche überbaut.
Die gesamte Anlage der Brotvermehrungskirche war ursprünglich mit Mosaiken ausgelegt. Diese Mosaiken aus dem zweiten byzantinischen Bau sind erhalten. Der Bodenaufbau besteht zunächst aus faustgroßen Steinen, auf die eine Schicht grober Kiesmörtel (rudu) aufgetragen wurde und die mit einer feinen Schicht aus grobem Kalkmörtel bestrichen wurde. Die Mosaikwürfel sind aus Kalksteinen im Farbspektrum von Blauschwarz bis Weiß. Nur Blau und Grün fehlen. Die Mosaiken entstammen unterschiedlichen Zeitperioden. Von besonderer künstlerischer Qualität sind die Darstellungen von Wasservögeln und Sumpfpflanzen in den Seitenschiffen und im Querschiff. Sehr bekannt ist das Mosaik am Altar, das einen Korb mit vier Broten (das fünfte Brot ist sinngemäß das bei der Eucharistie verwendete) und je einem Fisch links und rechts davon zeigt. Das Motiv findet sich häufig auf Keramiksouvenirs und Postkarten für Touristen. Der Stein unter dem Altar wird als die Stelle verehrt, auf der Jesus vor der Brotvermehrung die Brote und Fische abgelegt haben soll. Die Mosaiken der Kirche werden auf die Mitte des 4. Jahrhunderts datiert, das berühmte Brot-und-Fische-Mosaik ist als spätestes wohl auf das beginnende 5. Jahrhundert zu datieren.
Das heutige, dem byzantinischen Stil nachempfundene Kirchengebäude mit vorgelagertem Atrium und Narthex wurde 1980 bis 1982 von den Kölner Architekten Anton Goergen und Fritz Baumann auf den Grundmauern aus dem 5. Jahrhundert errichtet; stellenweise sind noch die alten schwarzen Basaltmauern zu erkennen. Die hellen Steine für den Kirchenbau stammen aus Taybeh, einem überwiegend christlichen Dorf, an der Straße von Jericho nach Ramallah. Der offene Dachstuhl stammt aus Deutschland und die roten Ziegeln aus Italien. Das Portal der Kirche wurde von dem deutschen Bildhauer Elmar Hillebrand gestaltet.
Am 17. Juni 2015 wurde die Kirche Opfer eines Brandanschlags durch rechtsextremistische israelische Siedler, der eine seit 2013 anhaltende Welle von Anschlägen gegen christliche und muslimische Einrichtungen und Organisationen in Israel und Palästina fortsetzte. Ein Mönch und eine Volontärin wurden dabei verletzt, ein hebräisches Graffiti mit dem Inhalt “Götzendiener müssen vernichtet werden” wurde auf die Wände geschmiert. Der Eingangsbereich wurde stark beschädigt, die Pforte und das südliche Atrium komplett zerstört. Die fünf Attentäter stammen aus der Extremistenhochburg Siedlung Yitzhar im Westjordanland und gehören der fanatischen, national-religiösen Extremistenorganisation Hilltop Youth (Price tag policy) an. Die israelische Regierung stufte das Verbrechen als Terroranschlag ein. Für die 1,8 Millionen Euro teuren und 20 Monate dauernden Sanierungsarbeiten wurde großzügig aus Deutschland gespendet, hinzu kamen Beiträge der Benediktiner selbst und Zahlungen des israelischen Ausgleichsfonds, der sich finanziell an der Behebung von Schäden durch Terroranschläge beteiligt.