Das Weinviertel oder auch Viertel unter dem Manhartsberg ist eine Region im Nordosten von Niederösterreich. Seit der Bildung der Politischen Bezirke 1868 haben die Viertel in Niederösterreich keine rechtliche Grundlage mehr und sind reine Landschaftsbezeichnungen. Dabei wurde die ältere Kreiseinteilung ersetzt, die sich noch an den alten Vierteln orientierte. Der Name “Weinviertel” ist seit etwa einem Jahrhundert gebräuchlich: Das Weinviertel ist Österreichs größtes Weinbaugebiet. Es bildet auch eine der Hauptregionen des Landes (Europaregion Weinviertel, als Teil der Euregio Weinviertel-Südmähren-Westslowakei). In der amtlichen Statistik gibt es eine Gruppe von Bezirken (NUTS:AT125) mit diesem Namen, die aber nur den nördlichen Teil des Gebiets umfasst. Die Grenzen des Weinviertels verlaufen im Osten entlang der Staatsgrenze von Österreich zur Slowakei, die durch die March gebildet wird. Im Norden grenzt das Weinviertel an Tschechien, wo im Wesentlichen die Thaya die Grenze bildet. Der Manhartsberg, der östlich des Kamp liegt, stellt die Grenze zum Waldviertel im Westen dar. Im Süden grenzt das Weinviertel an das Mostviertel und das Industrieviertel, hier wird die Grenze von der Donau gebildet. Zum Weinviertel werden die Bezirke Gänserndorf, Hollabrunn, Korneuburg und Mistelbach gezählt. Auch der Gerichtsbezirk Kirchberg am Wagram des Bezirkes Tulln sowie kleine Teile der Bezirke Horn und Krems des Waldviertels (Gegend des Manhartsberges, Kremser Donauebenen) liegen traditionell landschaftlich im Weinviertel. Kleinere bergige Westteile der Bezirke Hollabrunn und Tulln hingegen werden aber entsprechend zum Waldviertel gerechnet.
Durch das Pannonische Klima und die Lößböden eignet sich das Weinviertel besonders für den Weinbau. Das Weinviertel ist mit ca. 15.800 ha das größte Weinbaugebiet Österreichs. Die Großlagen für den Weinbau sind die Retzer Weinberge, die Falkensteiner Weinberge, Poysdorf, das Matzner Hügelland, Wolkersdorfer Hochleithen, Hagenbrunn und Bisamberg. Folgende Rebsorten werden hauptsächlich angebaut: Grüner Veltliner, Weißburgunder, Welschriesling, Zweigelt und Blauer Portugieser. Seit 2003 existiert der Weinviertel-DAC. Er steht für gebietstypisch ausgebauten “Grünen Veltliner” mit pfeffrigem Geschmack. Neben dem Weinbau wird auch eine großflächige Landwirtschaft betrieben. Im Marchfeld wird schon seit Generationen Gemüseanbau durchgeführt und ist damit Lieferant der nahen Hauptstadt Wien. Auch Getreide- und Erdäpfelanbau zählt zu den traditionellen Lebensmitteln. Unter der Tierzucht hat die Schweinezucht eine große Bedeutung. Verschränkt mit dem Tourismus versucht man unter der Dachmarke Genussregion Österreich traditionelle Lebensmittel in ihren jeweiligen Regionen verstärkt zu bewerben und vermarkten. Neben dem Weinbau und der Agrarindustrie tragen auch andere Branchen zur Wirtschaft des Weinviertels bei: Die Nahrungsmittelindustrie, Baustoffindustrie, sowie Chemie und die Förderung von Erdöl und Erdgas durch die OMV im Osten des Weinviertels in den so genannten Erdölgemeinden Neusiedl an der Zaya, Zistersdorf, Matzen, Auersthal und Prottes. Aufgrund der Nähe zu Wien spielt auch der Ausflugsverkehr eine Rolle in der Wirtschaft des Weinviertels.
Die als Ruinen erhaltenen Burgen Falkenstein und Staatz auf hohen Kalkklippen galten als uneinnehmbare Festungen bis zu ihrer Einnahme durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg. Damals wurde auch Burg Kreuzenstein zerstört, im 19. Jahrhundert aber wieder aufgebaut. Eine Besonderheit ist der Wehrturm Palterndorf, der einzige mittelalterliche Turm dieser Art nördlich der Donau. Bauwerke aus der Übergangszeit vom Mittelalter zur Renaissance sind die Schlösser Asparn und Jedenspeigen. Fast in jedem Ort findet sich ein Schloss, die meisten gehen auf mittelalterliche Festungen zurück und wurden immer wieder zerstört und wiederaufgebaut, vor allem in der Barockzeit wie Schloss Kirchstetten und Schloss Wilfersdorf. Besonders hervorzuheben sind Schloss Schönborn (Johann Lucas von Hildebrandt), Schloss Schmida (Jakob Prandtauer), die Marchfeldschlösser Schloss Niederweiden und Schloss Hof oder Schloss Thürnthal. In der Zeit von Klassizismus und Romantik entstanden vor allem Innenausstattungen wie auf Schloss Loosdorf oder Gartenanlagen wie der Heldenberg. In Niederösterreich gibt es 1107 Kellergassen mit 36.857 Gebäuden in 181 Gemeinden, dreiviertel davon im Weinviertel. Bekannte Kellergassen sind beispielsweise die Öhlbergkellergasse in Pillersdorf, der Zipf in Mailberg, wo 21 nebeneinander liegende Presshäuser unter Denkmalschutz stehen und die Gstetten in Poysdorf. Als längste Kellergasse der Welt bezeichnet sich jene in Hadres mit einer Länge von 1600 Meter und 400 Kellern und Presshäusern. Kellergassen im Pulkautal dienten auch als Schauplatz in den Polt-Romanen von Alfred Komarek. Das Weinviertel ist reich an Kleindenkmälern wie Bildstöcken, Lichtsäulen, Tabernakelpfeilern, Heiligenstatuen, Kalvarienberggruppen und Pranger die sich praktisch in jedem Ort und dicht verteilt in der Landschaft finden und das Bild der Region maßgeblich mitprägen. Viele diese Bauwerke stammen aus der Zeit der Gotik, die meisten jedoch aus dem Barock, sind meist aus (Zogelsdorfer) Stein gefertigt und oft von bemerkenswerter Qualität.