Themenwoche Ungarn – Szeged
Samstag, 25. September 2021 - 12:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: European Union / Europäische UnionCategory/Kategorie: Allgemein Lesedauer: 7 Minuten Szeged ist mit 160.766 Einwohnern (2019) die drittgrößte Stadt Ungarns. Sie liegt an der Südgrenze des Landes beim Dreiländereck mit Serbien und Rumänien an der Mündung des Flusses Marosch (ungarisch: Maros) in die Theiß (ungarisch: Tisza). Mit der rund 170 km nördlich gelegenen Hauptstadt Budapest ist die Stadt über die Intercity-Bahnverbindung und die Autobahn M5 verbunden. Szeged ist Sitz des Komitats Csongrád-Csanád und besitzt selbst Komitatsrecht. Über 2000 Sonnenstunden pro Jahr – mehr als in jeder anderen Stadt des Landes – haben Szeged den Beinamen “Stadt des Sonnenscheins” beschert. Heute ist Szeged ein Zentrum der Wirtschaft, Kultur und Wissenschaften. Mit den kürzlich unter einem Dach zusammengeführten Universitäten und Hochschulen sowie vielen Gymnasien unterschiedlicher Spezialisierung gehört sie zu den fünf großen Studienzentren Ungarns. Die Anzahl der Schüler und Studenten kommt der Bevölkerung einer mittelgroßen ungarischen Stadt gleich. Neben seinen im Sommer organisierten Freilichtspielen, internationalen Messen, Ausstellungen und Sportereignissen ist Szeged auch im Kreise der Gastronomie-Liebhaber bekannt.
Ein katastrophales Hochwasser im Jahr 1879 zerstörte die Stadt zu 95 %. Von den rund 6000 Häusern blieben nur 300 von der Überschwemmung verschont. Die Stadt wurde mit internationaler Hilfe wieder aufgebaut, wobei praktisch alles neu geplant und angelegt wurde. Dadurch erklärt sich die Struktur der Straßen der Stadt mit Ringen und strahlenförmigen Wegen. Die Ringstraßen tragen heute die Namen der Städte, die beim Wiederaufbau geholfen haben. Mit seinem einheitlichen, eklektizistischen Stadtbild, den Palästen der Innenstadt sowie den großzügigen Parks und Plätzen erhielt Szeged den Charakter einer modernen europäischen Stadt. Nach dem Hochwasser legten die Bürger von Szeged ein Gelübde ab: Sollte ihre Stadt wieder aufgebaut werden, so wollten sie ein großes Gotteshaus errichten. 1880, ein Jahr nach dem zerstörerischen Hochwasser, wurde der Bau beschlossen. Der Grundstein wurde 1914 gelegt, vollendet wurde der Dom Unsere Liebe Frau von Ungarn im Jahre 1930. Er ist die viertgrößte Kirche in Ungarn und die einzige Kathedrale, die in Ungarn im 20. Jahrhundert errichtet wurde. Auf dem Domplatz finden seit 1931 alljährlich die Szegediner Freilichtspiele statt. Um die Jahrhundertwende begann ein schneller Aufschwung auf allen Gebieten. Handel und Gewerbe blühten auf, Schulen wurden gebaut, neue Ämter und Institutionen etablierten sich. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurden Szeged und sein Umland – entsprechend dem Belgrader Abkommen vom 8. November 1918 – ab Frühjahr 1919 von französischen Truppen in der Stärke von rund 28.000 Mann besetzt. Die Besatzung wurde bis 1929 aufrechterhalten. 1921 wurde die Universität Kolozsvár (Klausenburg), 1923 bzw. 1931 der Bischofssitz des Bistums Csanád aus Temesvár, 1928 die Pädagogische Hochschule Pest nach Szeged verlegt. Der 1913 begonnene, durch den Ersten Weltkrieg unterbrochene Bau des Doms wurde 1930 beendet.
Südöstlich vom Dugonics tér liegt der bekannteste Platz Szegeds, der Dóm tér. Schon von weitem sichtbar ist die anliegende Votivkirche, deren Bau ein Jahr nach dem Jahrhunderthochwasser von 1879 von den Ratsherren Szegeds beschlossen wurde. Beim Bau wurden die Grundmauern des Demetrius-Turms entdeckt, der nach seiner Restauration noch heute zu besichtigen ist und als ältestes Gebäude Szegeds gilt. Eingerahmt wird der Platz von der Nationalen Gedenkhalle (dem Pantheon), wo durch Statuen, Büsten und Tafeln berühmte Personen des öffentlichen, politischen und wissenschaftlichen Lebens Ungarns geehrt werden. Eine weitere Besonderheit ist die Musikuhr (Zenélő óra), die sich über dem nördlichen Zugang des Platzes befindet und jeweils um 12:15 Uhr und um 16:15 Uhr für neun Minuten ihr Glocken- und Figurenspiel erklingen lässt. Im Sommer werden im Rahmen der “Szegediner Freilichtspiele” hier Stücke der Oper- und Dramenliteratur aufgeführt, aber auch Folkloreabende veranstaltet. Gegenüber der Votivkirche liegen das Bischöfliche Palais und das Gebäude der Universität. Am Nordende des Dóm tér liegt die serbisch-orthodoxe Kirche, die 1773–1778 erbaut wurde. In ihr befindet sich eine aus Birnbaumholz geschnitzte Rokoko-Ikonostase mit 80 Ikonen von Jován Popovics.
In Richtung Theiß und dann nördlich zur Belvárosi híd schließt sich der Roosevelt tér an. Dort steht das Ferenc-Móra-Museum, dessen Gründer der ungarische Schriftsteller Ferenc Móra ist. In den Hallen des Museums sind Ausstellungen zur Frühgeschichte der Region sowie Exponate zu archäologischen Funden der Awarenzeit zu besichtigen, aber auch Ausstellungen zur Bildenden Kunst, Naturwissenschaften, Apotheken, Volkskunst des Komitats Csongrád sowie eine Gedenkausstellung zu Ferenc Móra (1879–1934) sind dort zu finden. Nicht weit davon entfernt liegt das Nationaltheater in der Deák Ferenc utca 12, das 1883 vom Wiener Architektenbüro Fellner & Helmer im neobarocken Stil errichtet wurde.
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