Janakpur oder Janakpurdham ist eine Stadt mit Stadtrecht 2. Ordnung im Süden Nepals, administrative Hauptstadt des Distriktes Dhanusha, und besonders aufgrund ihrer Rolle im hinduistischen Epos Ramayana eine wichtige Pilgerstadt für Hindus. Janakpur liegt im Terai (nepalesischer Teil der Gangestiefebene) im Süden Nepals ca. 20 km nördlich der indischen Grenze und ca. 400 km süd-östlich von Kathmandu. Die Stadt liegt auf einer Meereshöhe von ca. 70 m auf ebenem Gelände ohne signifikante Höhenunterschiede. Sie wird im Westen begrenzt vom Fluss Dudhmati, im Osten vom Fluss Jaladh. Janakpur ist die administrative Hauptstadt des Dhanusha Distrikts.
Das heutige Janakpur gilt als die antike Stadt Mithila, die Hauptstadt des historischen Königreiches Videha und Zentrum der antiken Maithili-Kultur. Die Stadt wird in vielen Schriften des Hinduismus erwähnt, darunter das Shatapatha-Brahmana, das Vishnu Purana, das Ramayana des Valmiki, das Mahabharata und das Shrimadbhagabat Mahapuran. Diese vedischen Schriften, Epen und Puranas sind die wichtigsten Quellen zur geschichtlichen und kulturellen Entwicklung von Janakpur. Das Shatapatha-Brahmana beschreibt, wie der König Mathava Videgha, geführt durch seinen Priester Gotama Rahugana, den Fluss Sadanira (Gandaka) überquerte und das Königreich Videha gründete. Die Stadt Mithila wurde Hauptstadt des Videha Reiches, das weite Teile des Terai umfasste und sich vom Fluss Kali Gandaki bis zum Sapt Koshi und ins heutige indische Bihar hinein erstreckte. Da Gotama Rahugana viele Hymnen im Rigveda komponierte, wird die Gründung des Maithili Königreiches in vedischer Zeit angenommen.
Eine der wichtigsten Referenzen zu Mithila/Janakpur ist das große Epos Ramayana des Weisen Valmiki. Danach wurde hier Sita, die Inkarnation der Göttin Lakshmi, geboren und vermählte sich mit dem Prinzen Rama. Der Überlieferung nach fand König Janak von Mithila sie einst als Baby beim Pflügen in der Ackerfurche, hervorgebracht von ihrer Mutter, der Erde. Der König zog Sita, der Name bedeutet “Ackerfurche”, als Tochter auf, und bald war sie zu einem schönen, klugen und von den Männern begehrten Mädchen herangewachsen. Als ihre Hochzeit bevorstand, fanden sich viele Freier ein, die von ihrem Vater auf die Probe gestellt wurden: Derjenige sollte seine Tochter ehelichen, der in der Lage wäre, den Bogen des Gottes Shiva zu spannen – eine Tat, zu der kein Sterblicher fähig sein würde. Alle versagten. Als jedoch Rama an der Reihe war, schaffte er nicht nur, den Bogen zu spannen, er zerbrach ihn sogar in zwei Teile. Sita war von dem Prinzen zutiefst angetan und heiratete ihn. Janakpur gilt seit dem 16. Jh. als wichtiger Pilgerort, nachdem Einsiedler im dortigen Dschungel einige Figuren von Rama und Sita und einen Teil des mystischen Bogens Shivas entdeckt haben sollen.
Wegen der über 120 Tempel wird Janakpur auch Stadt der Tempel genannt. Herausragende Bedeutung haben der Janaki-Tempel und der Rama-Tempel. Der Janaki-Tempel im Herzen der Stadt wurde im Jahr 1911 nach zwölf Jahren Bauzeit eröffnet. Janaki ist ein Name von Sita, der Tochter des König Janaka und Gattin von Rama. Vrisha Bhanu, Königin der Stadt Tikamagarh (im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh), hatte ihn durch eine Spende von 900.000 Rupien gestiftet, weil ihr Kindeswunsch durch eine Pilgerreise nach Janakpur in Erfüllung gegangen war. Daher wird der Tempel auch „Naulakha Mandir“ genannt – “900.000-Rupien-Tempel”. Die Wappenkartusche der Königin ziert das Nordtor. Die Mogul-Architektur des Tempels, wie sie im Indien des 17. Jahrhunderts beliebt war, ist einzigartig in Nepal. Der Rama-Tempel ist zentraler Ort des Ramnavami-Festivals. Er wurde 1882 durch König Rana Bahadur erbaut und ist somit der älteste der Stadt. Seine Bauweise ist bestes Beispiel des Pagodenstils in Nepal. Renoviert wurde der Bau 1927 unter Maharadscha Chandra Shamsher.
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