Themenwoche Moldawien – Dubăsari

Donnerstag, 29. Oktober 2020 - 12:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination:
Category/Kategorie: Allgemein
Lesedauer:  5 Minuten

Liberal Arts College © flickr.com - Clay Gilliland/cc-by-sa-2.0

Liberal Arts College © flickr.com – Clay Gilliland/cc-by-sa-2.0

Dubăsari ist eine Bezirksstadt am Dnister im transnistrischen Landesteil der Republik Moldau. Mit knapp 26.000 Einwohnern ist sie nach Tiraspol, Bender und Rîbnița die viertgrößte Stadt Transnistriens und Bezirkshauptstadt des Rajon Dubossary. Dubăsari liegt verkehrsgünstig, weil sich hier die Nord-Süd-Verbindung M4, die Hauptstraße Transnistriens von Tiraspol nach Rîbnița, und die Ost-West-Verbindung M21 von Chișinău nach Odessa kreuzen.

Der Name der Stadt stammt von der Pluralform des alten rumänischen Worts dubăsar, “Bootsmann” ab, das sich wiederum aus dubă, “kleines hölzernes Boot”, ableitet. Dubăsari ist eine der ältesten Siedlungen in Moldau. Gegenstände aus der Steinzeit und Grabhügel, vermutlich skythischen Ursprungs, wurden im Umkreis gefunden. Erste Erwähnung fand die moderne Siedlung Dubăsari zu Beginn des 16. Jahrhunderts als Siedlung moldauischer Bauern. Sie wurde 1792 Teil des Russischen Reiches und bekam 1795 das Stadtrecht zugesprochen. Bis 1920 gehörte die Stadt zum Gouvernement Cherson. In der sowjetischen Zeit entwickelte sich Dubăsari zu einem der wichtigsten Wirtschaftsstandorte im nordöstlichen Moldau. Zwischen 1951 und 1954 wurde in der Stadt ein Wasserkraftwerk errichtet, das den größten Teil des Stroms für die gesamte MSSR lieferte.

World War II memorial © Донор/cc-by-sa-4.0 Dubăsari hydroelectric dam © Вадим Александрович Журук All Saints church © Loraine/cc-by-sa-4.0 Liberal Arts College © flickr.com - Clay Gilliland/cc-by-sa-2.0 © panoramio.com - Evgeniy JC/cc-by-3.0 Strada Lomonosov © panoramio.com - Evgeniy JC/cc-by-3.0
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Dubăsari hydroelectric dam © Вадим Александрович Журук
Ab 1989 arbeitete Moldau immer stärker auf eine Loslösung von der Sowjetunion hin. Der moldauisch-rumänische Nationalismus gewann massiv an Bedeutung, was schließlich in der Abschaffung des Russischen als Zweiter Amtssprache des Landes gipfelte. Im Osten Moldaus, dem heutigen Transnistrien, sprach die Mehrheit der Bevölkerung Russisch und tendierte zu einem Verbleib bei der Sowjetunion. Dort wurden die Forderungen nach einer Loslösung von Moldau oder zumindest umfassender Autonomie immer lauter. In Dubăsari kam es zu Protesten gegen die nationalistische Politik der moldauischen Regierung, welche darauf mit Härte reagierte. Ende 1990 wurden in der Stadt drei jugendliche Demonstranten von der Polizei erschossen und 16 weitere verletzt. Die Lage spitzte sich immer weiter zu und entwickelte sich nach der endgültigen Auflösung der Sowjetunion Ende 1991 zu einem bewaffneten militärischen Konflikt, dem Transnistrien-Konflikt. Im Frühjahr 1992 begann ein offener Krieg zwischen Moldau und Transnistrien (von Russland finanziert und mit Truppen unterstützt), das mittlerweile auf vollständige Unabhängigkeit als eigener Staat hinarbeitet, aber international natürlich nicht anerkannt ist oder wird.

Dubăsari und seine Vororte waren aufgrund der zentralen Lage und der wirtschaftlichen Relevanz einer der Hauptgefechtsorte dieses Konflikts. Die Region um Dubăsari war der einzige Teil der Front, an der es der moldauischen Armee gelang, signifikante Erfolge gegen transnistrische Truppen zu erzielen. So konnte der Vorort Cocieri und der Stadtteil Corjova eingenommen werden, Dubăsari selbst verblieb aber in transnistrischer Hand. Die Infrastruktur der Stadt erlitt während der Kämpfe erhebliche Schäden, die Bevölkerung sank von 35.530 im Jahr 1989 auf nur noch etwa 23.650 im Jahr 2004 (allerdings ohne den Stadtteil Corjova, der von Moldau kontrolliert wird). Inzwischen stabilisierte sich die Einwohnerzahl wieder, sie betrug 2010 knapp 26.000. Seit Ende des Konflikts wird die Stadt vom völkerrechtlich nicht anerkannten Transnistrien und russischen Truppen kontrolliert. Die imaginäre Grenze zwischen Transnistrien und Moldau verläuft aus transnistrischer Sicht direkt durch die Stadt, was völkerrechtlich allerdings vollkommen irrelevant ist.

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