Misrata befindet sich in der Region Tripolitanien an der Mittelmeerküste nahe dem gleichnamigen Kap. Misrata befindet sich 210 km östlich der Hauptstadt Tripolis und 825 km westlich von Benghazi. Misrata ist Hauptort des gleichnamigen Munizips, in dem 2006 über 550.000 Menschen lebten, und gilt als bedeutendes nationales Wirtschaftszentrum. Der Hafen der Stadt heißt Qasr Ahmed. Für 2012 wurden 280.000 Einwohner errechnet. Zum Stadtgebiet gehört Kap Misrata, der westlichste Punkt der Großen Syrte. Die Stadt breitet sich in einer großen Oase aus, die vom Meer im Norden und Osten durch einen Küstendünengürtel getrennt ist. Im Landesinneren schließt sich eine Sandwüste an. Palmen, Olivenbäume und Parks prägen das Bild der Innenstadt mit modernen Gebäuden und breiten Straßen.
Misrata ist bekannt für seine Industrie, insbesondere die Stahlwerke sowie Teppich- und Textilerzeugung neben zahlreichen Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Die Stadt beherbergt die Unternehmenszentralen zahlreicher Staatsbetriebe, unter anderem im Hafensektor (Libyan Ports Company), im Stahlsektor (Libyan Iron and Steel Company (LISCO)), im Medienbereich und im Finanzsektor. Neben dem Hafen Qasr Ahmad und dem Flughafen ist Misrata über die Küstenschnellstraße sowie künftig über die Bahnstrecke Ras Ejder–Sirt erreichbar. Das Stahlwerk soll mit den Erzlagerstätten im Landesinneren künftig durch die Bahnstrecke Misrata–Sabha verbunden werden. In Misrata befindet sich die Universität des 7. Oktober mit 15 Fakultäten. Zudem existieren weitere höhere Bildungseinrichtungen, sowie externe Fakultäten der Al-Tahadi-Universität Sirte und der Al-Fateh-Universität Tripolis.
Während des Aufstands in Libyen 2011 geriet die Stadt unter Kontrolle der Rebellen. So wurde sie am 16. März 2011 von Regierungstruppen mit Artillerie und Panzern beschossen. Dabei kamen mehrere Menschen ums Leben. Am 23. März kam es zu schweren Kämpfen zwischen loyalen Soldaten und Aufständischen. Bewohner berichteten, dass am Abend des 23. März auch das Krankenhaus der Stadt angegriffen wurde. Panzer hatten die Klinik beschossen, zwei Menschen kamen dabei ums Leben. Regierungstruppen hatten die Stadt am 3. April 2011 komplett eingekesselt und nahmen in der Folge die Stadt jeden Tag mit Granaten unter Beschuss. Es kam zu heftigen Gefechten zwischen den aufständischen Rebellen und Regierungstruppen. Viele Häuser sind in Brand gesetzt worden, es gab zahlreiche Tote und sehr viele Verletzte. Die Versorgungslage der Stadt verschlechterte sich dramatisch, es fehlte vor allem an Medikamenten und Wasser. Am 2. April brachte das türkische Schiff Ankara unter dem Schutz von türkischen F-16 Kampfflugzeugen und zwei Fregatten 230 schwerverletzte Menschen aus der heftig umkämpften Stadt. Für sie gab es dort keine ausreichende Versorgung mehr und wurden in gut ausgerüsteten Krankenhäusern in der Türkei versorgt.
Die Regierungstruppen kämpften sich den Weg bis in das Stadtzentrum frei, zogen sich aber am 23. April wegen der heftigen Abwehrkämpfe wieder in die Randbezirke der Stadt zurück. Sie setzten ihre Angriffe aus der Distanz fort und feuerten Raketen in die Stadt. Am 5. Mai 2011 gelang es den Regierungstruppen das UNO-Flugverbot zu durchbrechen und mit landwirtschaftlichen Kleinflugzeugen Bomben über den Tanks abzuwerfen, in denen der Benzin-Vorrat der Stadt lagerte; die Tanks brannten aus. NATO-Seestreitkräfte verhinderten am 16. Mai einen erneuten Angriff auf den Schiffsverkehr zum Hafen von Misrata – die einzige Verbindung in die eingeschlossene Stadt. Durch private Finanzierung konnte bereits im Dezember 2011 der im Krieg schwer beschädigte Flughafen Misrata wiedereröffnet werden. Auch der Hafen der Stadt konnte bis 2013 durch private Geschäftsleute bereits wieder mit 90 % der Vorkriegskapazität betrieben werden. Nach der Revolution haben in Misrata als der ersten Stadt in Libyen am 20. Februar 2012 freie Wahlen für einen Stadtrat stattgefunden. In den folgenden Monaten beschäftigte sich der Stadtrat weitgehend autonom von der Zentralregierung in Tripolis, damit Polizei, Armee, Schul- und Gesundheitswesen wiederzubeleben. Zudem wurde das Verfahren zum Eröffnen eines Geschäfts massiv vereinfacht, um die Wirtschaft in der Stadt zu beflügeln. Die Mitglieder der Milizen wurden größtenteils in die Verwaltungsstruktur der Stadt integriert und mit Aufgaben versehen.