Jõhvi ist eine Stadt im Nordosten Estlands. Sie ist die Hauptstadt des Landkreises Ida-Viru. Jõhvi liegt 42 Kilometer südwestlich der drittgrößten estnischen Stadt Narva. Die Fläche beträgt 7,62 km². Seit 2005 gehört die Stadt verwaltungsmäßig zur Landgemeinde Jõhvi. Die Gemeindeverwaltung hat ihren Sitz in der Stadt. Das Verwaltungsgebäude wurde 1954 errichtet. Jõhvi liegt an der Bahnstrecke von Tallinn über Narva nach Sankt Petersburg. In Jõhvi treffen sich die wichtigen Überlandstraßen Tallinn-Narva-Sankt Petersburg und Riga–Tartu-Jõhvi. Durch das Stadtgebiet fließt der Fluss Pühajõgi.
Westlich und südlich der Stadt liegen die Abbaugebiete für Ölschiefer, die die Stadt während des Bestehens der Estnischen SSR industriell geprägt haben. Die sowjetischen Behörden haben in Jõhvi wie in den anderen Industriestädten Nordost-Estlands zahlreiche slawischsprachige Arbeiter aus anderen Teilen der Sowjetunion angesiedelt. Die Esten gerieten so nach dem Zweiten Weltkrieg zur Minderheit. 1938 lebten 2.525 Menschen in Jõhvi. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs hatte die Stadt nur noch 800 Einwohner. Mit der sowjetischen Industrialisierung wuchs die Bevölkerung rasant an: 1959 lebten über zehntausend Menschen in der Stadt. Kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zählte Jõhvi 16.400 Einwohner. Heute ist die Zahl auf knapp 10.500 zurückgegangen. Aufgrund der Arbeitslosigkeit ist die demographische Entwicklung negativ. Heute sind über fünfzig Prozent der Stadtbevölkerung ethnische Russen. Esten machen nur zirka ein Drittel der Einwohnerschaft aus. Sonstige ethnische Gruppen sind Ukrainer und Weißrussen. Der Wohnraum der Stadt wird von viergeschossigen Typenbauten geprägt, wie sie überall in der Sowjetunion errichtet wurden. Im Viertel südlich der Eisenbahntrasse prägen fünf- bis neungeschossige Typenbauten das Stadtbild.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt in den Kämpfen zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee zum größten Teil zerstört. 60 Prozent der Wohnhäuser fielen dem Krieg zum Opfer. 1944 sprengten die deutschen Truppen auf ihrem Rückzug den Bahnhof, die Mittelschule sowie die Bier- und Schnapsfabrik. Mit der sowjetischen Besetzung Estlands begann die verstärkte Industrialisierung der Region. Der Bahnhof wurde wieder aufgebaut; im Westteil der Stadt entstand 1949 das Ölschieferbergwerk Nr. 2. Es war bis 1973 in Betrieb. Mit der Schaffung sowjetischer Industrieanlagen war der Zuzug von meist slawischsprachigen Bürgern aus anderen Teilen der Sowjetunion verbunden. Im Gegensatz zu den Nachbarstädten Kohtla-Järve, Sillamäe und Narva gibt es in Jõhvi neben dem Ölschieferabbau keine großen Betriebe. Hier befindet sich der Verwaltungssitz von Eesti Energia Kaevandused AS, einem Tochterunternehmen von Eesti Põlevkivi, das in der Region Ölschiefer abbaut. Weitere Arbeitgeber sind im 21. Jahrhundert Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie. Im Osten der Stadt liegt das derzeit (Stand 2010er Jahre) modernste Gefängnis Estlands, das Viru Vangla.
In Jõhvi gibt es ein russischsprachiges und ein estnischsprachiges Gymnasium. Am Ort sind eine Berufsfachschule und die Außenstelle der Universität Tartu für Umweltwissenschaft. 2005 wurde das moderne Konzerthaus von Jõhvi fertiggestellt. Der Entwurf stammt von den Architekten Ra Luhse und Tanel Tuhal. Daneben existieren zwei professionelle Kindertheater sowie verschiedene Chöre Tanzensembles. Erholung bietet der 41 Hektar große Stadtpark.