Mértola ist eine Kleinstadt (Vila) mit 2.824 Einwohnern (Stand 30. Juni 2011) in der Provinz Alentejo im Südosten Portugals. Mértola liegt in einer Höhe von ca. 80 bis 120 m in der waldreichen zerklüfteten Felslandschaft des östlichen Alentejo auf einer Felsnase über der Mündung des Río Oeiras in den Río Guadiana. Die Stadt Beja ist knapp 53 km (Fahrtstrecke) in nordwestlicher Richtung entfernt; bis zur Atlantikküste bei Vila Real de Santo António sind es ca. 68 km. Das Klima ist gemäßigt bis warm; Regen (ca. 500 mm/Jahr) fällt überwiegend im Winterhalbjahr.
Die als Mauren bezeichneten Araber und Berber unter Führung der Umayyaden, die zwischen 661 und 750 das arabische Großreich führten, und die zwischen 712 und 714 die Region eroberten, umgaben die Stadt, die nun Martulah hieß, mit einer neuen Mauer. Dazu errichteten sie die fünfschiffige Moschee unterhalb der Burg, die nach der Reconquista 1238 zur Ingreja de Nossa Senhora da Assuncao wurde und damit als einzige Mesquita in Portugal vollständig erhalten blieb. Die maurische Festung Castelo dos Mouros wurde erst 1233 überwunden. Offenbar ist es zu einem starken Zuzug von Menschen aus den südmediterranen Gebieten gekommen, der sich noch heute genetisch fassen lässt. Im Jahr 756 floh einer der Umayyaden vor den Abbasiden, die sie 750 gestürzt hatten, nach Westen und gründete ein eigenständiges Reich. Bis 760 gelang es Abd ar-Rahman I., das gesamte muslimische Gebiet auf der Iberischen Halbinsel zu erobern. Die von ihm gegründete Dynastie herrschte bis 929 als Emire, danach bis 1031 als Kalifen. Dabei erfasste die Islamisierung der bis dahin christlichen Bevölkerungsteile zunächst die Führungsgruppen, die Vermögen und Karriere zuallererst dem Hof zu verdanken hatten. Dann folgten die Städte, die nun stärker von muslimischer Architektur und Wirtschaft geprägt wurden. Die ländlichen Gebiete hingegen wurden erst sehr spät, vielfach erst im 12. Jahrhundert, stärker davon erfasst. Viele afrikanische und nahöstliche Techniken und Produkte wurden auch nach Mértola übertragen, wo sich Feigen und Datteln einbürgerten, Hausschweine verschwanden und stattdessen mehr Ziegen und Schafe gehalten wurden. Dies veränderte wiederum die Landschaft um Mértola.
Aus dieser Epoche stammt die Moschee in der Stadt. Auffällig ist, dass vor allem die Glasproduktion, sowohl monochrome, als auch polychrome Stücke, einen überaus starken Aufschwung nahm. Die Rohmaterialien mussten dabei von jenseits des städtischen Territoriums beschafft werden, also regelmäßig im Umkreis von 100 Kilometern. Wenn es die politischen Verhältnisse zuließen, verkauften Händler aus Mértola in den gesamten Mittelmeerraum und sie reisten nach Cartagena und Mallorca, Pisa und Kairuan. Aus bescheidenen Dimensionen im 10. Jahrhundert erwachsen, erreichte dieser Handel im 11. Jahrhundert seinen Höhepunkt.
Im Jahr 1238 beendete König Sancho II. mehr als 500 Jahre muslimischer Herrschaft. Er übergab den Ort an den Ritterorden der Jakobsritter. 1254 erhielt die Stadt durch eine Carta de Foral eine Art Stadtrecht mit begrenzter administrativer Selbstständigkeit. 1292 erhielt Mértola auf Anweisung von Dom Pedro Fernández Mata, des Großmeisters des Santiagoordens, den mächtigen Turm Torre de Menagem. Der Sitz des Ordens blieb bis 1316 in Mértola. Da seit 1238 der Fernhandel mit Nordafrika abgerissen war, ging die Einwohnerzahl zurück, der Ort verlor seine Bedeutung als Handelszentrum. Eine kurzzeitige Blüte des Handels brachte die Eroberung nordafrikanischer Städte durch Portugal mit sich, da Mértola von der Belieferung mit Rohmaterial für Waffen und mit Weizen profitieren konnte. Im Jahr 1512 erhielt die Stadt nochmals von König eine foral. Mit der Verlagerung der Handelswege zum Tejo verlor Mértola endgültig ab dem 16. Jahrhundert seine einstige Bedeutung. Die Region wurde bis in das 20. Jahrhundert von feudalen Agrarverhältnissen bestimmt. Kupferfunde bei der Mina de São Domingos brachten eine kurze Industrialisierungsphase, die jedoch mit der Schließung der Mine im Jahr 1965 abrupt endete. Archäologische Funde in den Achtzigerjahren – etwa römische Funde unter dem Rathaus – und ein wachsendes Interesse an islamischer Kultur verschafften Mértola ein neues wirtschaftliches Standbein, den Tourismus. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören:
Mértola liegt heute mitten im 1995 gegründeten Parque Natural do Vale do Guadiana, der sowohl die ökologischen Schätze, wie etwa den Pardelluchs oder den Habichtsadler schützen soll, als auch die archäologischen. Auslöser der Entwicklung zum Schutzgebiet waren die archäologischen Forschungen. 1983 begann der Archäologe und Historiker Claudio Torres im 50 km südlich von Beja gelegenen Ort Campo Archeológico mit Grabungen, die mit einer starken Wiederbelebung des in römischer und maurischer Zeit bedeutenden und dann jahrhundertelang vernachlässigten Ortes Mértola endeten. Die durch die Grabungen im Stadtgebiet zu Tage geförderten römischen und maurischen Funde, darunter die Grabplatte der Fortunata von 565, werden in zwei kleinen Museen präsentiert. 40.000 Touristen besuchen jährlich den Ort mit seinen roten Ziegeldächern und weißen Mauern; alte Handwerkskunst wurde wiederbelebt, Werkstatt-Museen entstanden, z.B. in der Rua de Ingreja die Cooperativa de Tecelagern, wo Decken und Tischdecken in traditioneller Weise gefertigt werden. Die Schmuckwerkstatt am Largo da Misericórdia stellt Arbeiten aus Edelmetall und Keramik her, die von den maurischen Funden inspiriert wurden.
Auf dem Largo da Câmara kann man die Ausgrabungen aus römischer Zeit besichtigen, wobei es sich um die Reste einer Wohnanlage handelt, die bei Umbauarbeiten am Rathaus entdeckt wurden.
In mehreren Wohnhäusern des Ortes finden sich wiederverwendete Steine und Säulenbruchstücke aus römischer Zeit (Spolien).
Die Wasserkunst von Mértola, ein Wasserhebewerk aus maurischer Zeit, ist als Ruine erhalten.
Die Hauptkirche der Stadt (Igreja Matriz) erhebt sich an der Stelle einer im 16. Jahrhundert zerstörten Moschee.
Die im 13. Jahrhundert anstelle einer maurischen Festung errichtete Burg (castelo) überragt die Stadt.
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