Themenwoche Afghanistan
Montag, 25. Mai 2020 - 12:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: Asia / AsienCategory/Kategorie: Allgemein, Gute Reise, Themenwochen, UNESCO-Welterbe Lesedauer: 9 Minuten Afghanistan, offiziell Islamische Republik Afghanistan, ist ein Binnenstaat Südasiens an der Schnittstelle von Süd- zu Zentralasien, der an den Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, die Volksrepublik China und Pakistan grenzt. Drei Viertel des Landes bestehen aus schwer zugänglichen Gebirgsregionen. Nach dem Einmarsch der Sowjetunion 1979 besiegten – von den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien finanzierte – Mudschaheddin die von der Sowjetunion gestützte Regierung. Die Aufteilung der Machtbereiche scheiterte jedoch an Rivalitäten; die fundamentalistisch islamisch ausgerichteten Taliban-Milizen kamen an die Macht und setzten eine radikale Interpretation des Islam und insbesondere die Scharia mit aller Härte durch. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten wurde das Taliban-Regime, das Mitgliedern von Terrororganisationen Unterschlupf gewährt hatte, im maßgeblich von den Vereinigten Staaten geführten Krieg gegen den Terror gestürzt. Seither bestimmt dieser Krieg das Geschehen. Das Land ist seit 2004 eine islamische Republik. Von 2004 bis 2014 war Hamid Karzai Präsident Afghanistans. Nach der Präsidentschaftswahl 2014 wurde Aschraf Ghani zum Sieger erklärt und am 29. September 2014 als Staatsoberhaupt vereidigt 8Politisches System Afghanistans).
Afghanistan ist ein Binnenstaat mit strategischer Bedeutung in der Region. Das Land ist größtenteils Gebirgsland. Weniger als 10 Prozent der Landesfläche liegen unterhalb von 600
m. Das zentrale Bergland besteht aus mehreren Gebirgszügen, deren höchster der Koh-e Baba (bis 5048 m) ist. Der Hindukusch (bis 7500 m) liegt im Nordosten, der Safed Koh (bis 4755 m) im Osten an der Grenze zu Pakistan. Im Südwesten befindet sich eine abflusslose Ebene mit dem Hilmendsee an der Grenze zum Iran. Sein wichtigster Zufluss ist der Hilmend, der im Osten des Landes nahe der Hauptstadt Kabul entspringt. Afghanistan besitzt ein kontinentales Klima mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern. Afghanistan ist vor allem ein Gebirgsland im östlichen Iranischen Hochland. Nur im Norden liegen Ebenen am Amudarja und im Südwesten kleinere wüstenartige Becken. Der Nordosten wird vom Hindukusch durchzogen. Zwischen dem Becken von Kabul und dem nördlichen Landesteil besteht seit 1964 eine winterfeste Straßenverbindung über den Gebirgskamm mit einem fast 3 km langen Tunnel (Salangpass-Straße). Durch den Wachankorridor im Pamirgebirge besitzt Afghanistan auch mit der Volksrepublik China eine gemeinsame Grenze. Der südliche Hindukusch fällt steil in die Landschaft Nuristan ab, die teilweise noch von Nadelwäldern bedeckt ist. Die Landschaften zwischen der Hauptstadt Kabul und dem Chaiber-Pass an der Grenze zu Pakistan sind der politische und wirtschaftliche Kernraum des Landes. Siedlungskern im westlichen Afghanistan ist die Stadt Herat. Das südliche und südwestliche Afghanistan besteht aus Wüsten und Halbwüsten. Es wird nur vom Hilmend durchflossen, der der längste afghanische Fluss ist. Der Hilmend endet in den Salzseen von Sistan an der Grenze zum Iran. Östlich des Hilmend liegt die Wüste Rigestan (“Sandland”) und westlich des Hilmend die vorwiegend aus Schotter und Lehmflächen bestehende Dascht-e Margo. Im nordöstlichen Hindukusch-Gebirgszug und in Teilen der Badachschan Provinz Afghanistans treten häufig Erdbeben auf. Solche Erdbeben sind meist tödlich, zerstörend und erzeugen Erdrutsche sowie im Winter Schneelawinen. Ein starkes Erdbeben ereignete sich 1998 im Gebiet der Badachschan Provinz, bei welchem ungefähr 6000 Menschen ums Leben kamen. 2002 folgte ein weiteres Erdbeben mit 150 Todesopfern. Das letzte starke Erdbeben ereignete sich 2012 mit 11 Todesopfern und über 2000 zerstörten Häusern. Der höchste Punkt des Landes ist der Gipfel des 7485 m hohen Noshak im Hindukusch. In der Flussebene des Amudarja an der Grenze zu Turkmenistan befindet sich mit 285 m die tiefstgelegene Stelle Afghanistans. Die Band-e-Amir-Seen bei Bamiyan zählen zu den in der westlichen Welt bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Sie sind seit 2009 als erster Nationalpark in Afghanistan ausgewiesen.
Die Region war etwa vom 2. bis etwa zum 10. Jahrhundert buddhistisch geprägt. Aus dieser Zeit sind zahlreiche Überreste buddhistischer Stätten erhalten. Der Islam, der das Gebiet im 7. Jahrhundert erreicht hatte, verbreitete sich zunächst eher langsam. Eine der größten Sehenswürdigkeiten waren die Buddha-Statuen von Bamiyan. Im Jahre 2001 wurden diese in eine Felswand eingearbeiteten Kunstwerke durch die Taliban zerstört. Die zahlreichen Überreste von Klöstern, ausgemalten Höhlen, Statuen und Festungsanlagen im Bamiyan-Tal stehen auf der Liste des UNESCO-Welterbes, wie auch das sich in der Provinz Ghor befindliche Minarett von Dschām mit den dortigen archäologischen Überresten. Die Taliban zerstörten und plünderten viele Kunstwerke (unter anderem Gemälde und Figuren aus buddhistischer Zeit), vor allem die, die Menschen darstellten. Mitarbeitern des örtlichen Institutes für Kunst gelang es, Kunstwerke vor den Taliban zu retten.
Das Reiterspiel Buzkaschi gilt als afghanischer Nationalsport. Die afghanische Fußballnationalmannschaft wurde 1933 gegründet, bestritt aber zwischen 1984 und 2002 keine Spiele mehr; heute ist die Mannschaft wieder aktiv und absolviert Pflichtspiele. Seit 2012 gibt es die erste Fußball-Profiliga Afghanistans, die Afghan Premier League. Am 4. November 2016 fand ein Marathonlauf in Bamiyan statt, an dem erstmals weibliche Sportlerinnen teilgenommen haben.
Zu den kulinarischen Spezialitäten der afghanischen Küche zählen Khabilie Palau mit delikaten Gemüsesoßen, Borani-Badendschan und Aschak.
Die afghanische Literatur umfasst unter anderem die Literatur in Dari und Paschto, die von Autoren auf dem Gebiet des seit dem 18. Jahrhundert existierenden afghanischen Staats verfasst wurde. Dari sprechen als Muttersprache vor allem Tadschiken und Hazara, aber auch immer mehr Paschtunen. Die Verbreitung der paschtunischen Sprache, einer ostiranischen Sprache, die sich aber stark vom Dari unterscheidet, deckt sich nicht mit dem heutigen afghanischen Staatsgebiet; sie reicht bis nach Pakistan. Umgekehrt wird auch das in Pakistan verbreitete Urdu von einer Minderheit in Afghanistan gesprochen und von einigen Autoren als Literatursprache genutzt (Liste afghanischer Schriftsteller und Afghanische Musik).
Auch wenn man es sich heute gar nicht vorstellen kann, waren die Libanons Hauptstadt Beirut, Irans Hauptstadt Teheran oder Afghanistans Hauptstadt Kabul nicht nur die fortschrittlichsten Städte im Nahen und Mittleren Osten, sondern sogar zum Teil westlicher und offener orientiert als manche Stadt im Westen und das in der muslimischen Welt. Dazu gehörten auch Bemühungen zur Gleichstellung von Männern und Frauen, die zum Teil weiter waren als die Bewegungen in Europa und den USA. Heute kann man sich das nur noch in alten Filmen und Dokumentationen ansehen. Tragischerweise war das aber auch der Beginn vom Untergang bzw. vom Aufstieg islamistischer Extremisten und Terroristen. Während sich in den Hauptstädten die Eliten des Landes versammelten, zumeist gut bis sehr gut ausgebildet, lebten in den Provinzen weiterhin bettelarme, religiöse Analphabeten, die von karger Landwirtschaft lebten, also das genaue Gegenmodell von den Lebensweisen in den Hauptstädten darstellten. Auf der einen Seite fühlten sie sich deshalb zu Recht abgehängt, auf der anderen Seite hatten sie den Eindruck das das einzige was sie hatten, nämlich ihre Religion, durch die westliche Lebensweise verunglimpft werden würde. So führte dann über verschiedene Umwege eins zum anderen und zu den heutigen Situationen, in denen fast alle gleichermaßen bettelarm sind und keinerlei ernsthafte Zukunftsperspektiven haben, angeführt von einer schwer korrupten Elite.
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