Themenwoche Sylt

Montag, 21. März 2016 - 12:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination:
Category/Kategorie: Allgemein, Gute Reise, Themenwochen
Lesedauer:  7 Minuten

© flickr.com - Tobias Mandt/cc-by-2.0

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Sylt ist die größte nordfriesische Insel. Sie erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung vor der Nordseeküste Schleswig-Holsteins und Dänemarks. Bekannt ist die nördlichste deutsche Insel vor allem für ihre touristisch bedeutenden Kurorte Westerland, Kampen und Wenningstedt sowie für den knapp 40 Kilometer langen Weststrand. Wegen ihrer exponierten Lage in der Nordsee kommt es zu kontinuierlichen Landverlusten bei Sturmfluten. Seit 1927 ist Sylt über den Hindenburgdamm mit dem Festland verbunden. Als Schutzmaßnahmen gegen die stetige Erosion begann man schon im 19. Jahrhundert mit der Errichtung von Holzpfahlbuhnen. Diese wurden rechtwinklig zur Küste in die See hinein gebaut. Später wurden sie von Metall- und schließlich von Stahlbetonbuhnen abgelöst. Diese Bauwerke erzielten jedoch nicht den gewünschten Erfolg, die durch Querströmungen verursachte Erosion zu stoppen. Die “Lee-Erosion”, also die auf der wind- und strömungsabgewandten Seite der Buhnen, verhinderte nachhaltige Sandablagerungen. In den 1960er Jahren versuchte man durch die sogenannten Tetrapoden, die am Fuße der Dünen entlang, oder – ähnlich wie die Buhnen – ins Meer hinaus verlegt wurden, die Meeresgewalten zu stoppen. Die tonnenschweren, in Frankreich entwickelten vierfüßigen Betonelemente waren für den Sylter Strand zu schwer und konnten die Erosion ebenfalls nicht aufhalten. Vor dem Hörnumer Weststrand sind sie deshalb ab Mitte 2005 wieder entfernt worden. Seit Anfang der 1970er Jahre wird, als zurzeit einzig wirksames Mittel gegen die Erosion, Sand vor die Küsten der Insel gespült. Baggerschiffe, sogenannte Hopperbagger, nehmen aus einem ihnen speziell zugewiesenen Gebiet, das weit vor der Küste liegt, Sand in ihren Laderaum auf. Sie fahren dann in die Nähe der Küste und spülen durch Rohrleitungen ein Wasser-Sand-Gemisch an den Strand. Durch Planierraupen wird der Sand verteilt. Dabei soll lediglich das bei Sturmfluten abgetragene, vorgespülte Sanddepot ersetzt werden – die eigentliche natürliche Küstenlinie wird somit geschützt und die Erosion verlangsamt.

Sylt ist mit 99,14 km² nach Rügen, Usedom und Fehmarn die viertgrößte Insel Deutschlands und die größte deutsche Nordseeinsel. Sylt liegt zwischen 9 und 16 Kilometer vor der Küste des Festlands, mit dem sie über den 11 Kilometer langen Hindenburgdamm verbunden ist. Südöstlich von Sylt befinden sich die Inseln Amrum und Föhr, nördlich liegt die dänische Insel Rømø. In der Nähe der Sylter Nordspitze liegt die Insel Uthörn. Die Insel erstreckt sich über 38,0 Kilometer in Nord-Süd-Richtung und ist im Norden, am Königshafen bei List auf Sylt nur etwa 320 Meter breit. An ihrer breitesten Stelle, von Westerland im Westen bis zur Nössespitze bei Morsum im Osten, misst sie 12,6 Kilometer. An der West- und Nordwestseite Sylts erstreckt sich ein knapp 40 Kilometer langer Sandstrand, zur Ostseite liegt das Wattenmeer, das zum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gehört und bei Niedrigwasser weitgehend trocken fällt.

Red Cliff © -jkb-/cc-by-sa-3.0 © Nordenfan/cc-by-sa-4.0 Beach at Westerland © flickr.com - Lars Goldenbogen/cc-by-sa-2.0 © flickr.com - Tobias Mandt/cc-by-2.0 Sylt © Ralf Roletschek/cc-by-sa-3.0 Hindenburgdamm © Ralf Roletschek/cc-by-sa-3.0
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Beach at Westerland © flickr.com - Lars Goldenbogen/cc-by-sa-2.0
Die Form der Insel hat sich im Laufe der Zeit ständig verändert; ein Prozess, der auch heute noch im Gange ist. Der nördliche und der südliche Nehrungshaken der Insel bestehen ausschließlich aus wenig fruchtbaren Sandablagerungen, während der Mittelteil der Insel im Bereich der ehemaligen Gemeinden Westerland, Wenningstedt und Sylt-Ost auf einem Geestkern ruht, der von See aus in Form des Roten Kliffs sichtbar ist. Der dem Wattenmeer zugewandte Teil des Geestkerns geht im Bereich der ehemaligen Gemeinde Sylt-Ost in relativ fruchtbares Marschland über. Nach heute als gesichert angesehenen Quellen ist Sylt seit der Zweiten Marcellusflut von 1362 eine Insel. Die höchste Erhebung der Insel ist die sogenannte Uwe Düne in Kampen. Auf Sylt herrscht ein vom Golfstrom beeinflusstes Seeklima. Die Wintermonate sind mit durchschnittlich etwa 2 °C etwas milder als auf dem benachbarten Festland, die Sommermonate dagegen mit durchschnittlich 17 °C, trotz längerer Sonnenscheindauer, etwas kühler.

Parallel zu den seit den 1950er Jahren stark ansteigenden Touristenzahlen gingen andere Wirtschaftszweige erheblich zurück. Die Wirtschaft der Insel ist nahezu vollständig unmittelbar oder mittelbar vom Tourismus abhängig. Somit sind sowohl Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen als auch das Handwerk auf die Bedürfnisse der Gäste und Vermieter zugeschnitten. Landwirtschaft und Seefahrt spielen seit Mitte der 1970er Jahre eine zunehmend geringere Rolle in der Sozialstruktur der Insel; allein in Sylt-Ost finden sich nach wie vor arbeitende Betriebe der Land-, Vieh- und Holzwirtschaft. Da Sylt im Gegensatz zum strukturschwachen Festland Nordfrieslands ein Überangebot an Arbeitsplätzen aufweist, pendelt ein Großteil der Arbeitnehmer, rund 3000 Personen, täglich vom Festland per Zug und Fähre auf die Insel; somit wirkt sich die Wirtschaftskraft der Insel auch auf das angrenzende Festland aus. Die große Wirtschaftskraft zieht nicht nur Arbeitnehmer an, sie ist gleichzeitig Grund für einen stetigen Wegzug von Sylter Familien auf das benachbarte Festland, da die extrem hohen Grundstücks- und Immobilienpreise sowie die höheren Lebenshaltungskosten für viele Sylter nicht mehr tragbar sind. Die lange vorherrschende Bauform auf der Insel waren die reetgedeckten, niedrigen uthlandfriesischen Häuser, eine spezielle Form der Geesthardenhäuser. Im Unterschied zu den Häusern auf dem Festland weisen sie meist einen spitzen Zwerchgiebel über der Eingangstür auf, der sich bis knapp unter den First erstreckt. Die Häuser stehen fast alle in Ost-West-Richtung, um dem vorherrschenden Westwind eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Im dem Wetter zugewandten Westteil der Häuser befanden sich die Ställe, sodass der Wohnbereich auf der geschützteren Ostseite lag. Die Dachgeschosse der alten Häuser wurden nicht zum Wohnen genutzt, sondern dienten als Heu- und Vorratslager, das über eine Heuluke in dem oben erwähnten Friesengiebel erreichbar war. Bis heute erhaltene Friesenhäuser stehen nahezu ausnahmslos unter Denkmalschutz, dennoch wurden fast alle Häuser mit mehr oder weniger starken baulichen Veränderungen zu reinen Wohn- oder Appartementhäusern umgewandelt.

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