Straße der Demokratie im Südwesten Deutschlands
Mittwoch, 14. Juli 2021 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: European Union / Europäische UnionCategory/Kategorie: Allgemein Lesedauer: 7 Minuten Die Straße der Demokratie erinnert seit dem 7. September 2007 als Ferien– und zugleich als Kulturstraße im Südwesten Deutschlands nach dem Vorbild anderer touristischer Straßen wie der Burgen– oder Barockstraße an den politischen Aufbruch hin zur Demokratie in der Region im Jahr 1848 (Deutsche Revolution). Sie ist zwischen Freiburg im Breisgau (Südbaden) und Frankfurt am Main (Hessen) ca. 280 km lang. Die Thematik “Demokratie in Deutschland” kommt zwar im Schulunterricht zur Sprache, aber die wenigsten können auf Verwandte in der eigenen Familie zurückschauen, die an den damaligen Bestrebungen beteiligt waren. Bei Besuchen an den Orten entlang der Straße der Demokratie werden Identifikationsmöglichkeiten geboten, die zeigen, dass Demokratie eben von Menschen gemacht wird und nicht vom Himmel fällt. An ihr liegen viele Denkmäler, die an einzelne Beteiligte erinnern. Einige sind jedoch mehr oder weniger anonyme Gemeinschaftsgräber der damals erschossenen “Aufständischen”. Das Wort “Preuße” dagegen hat in Baden noch heute den Beigeschmack an die damaligen Interventionstruppen (Bundestruppen). Es gibt bisher insgesamt 63 Stationen an dieser Geschichtsstraße. Durch eine bessere museumsdidaktische Aufbereitung sollen Zusammenhänge nachvollziehbar gemacht werden. So soll gezeigt werden, was Demokratie im Deutschland des 19. Jahrhunderts bedeutete.
Von Frankfurt über Mainz und Mannheim bis Lörrach kann der Besucher auf den Spuren der Freiheitsbewegung – von der Französischen Revolution über den Vormärz bis in die Gegenwart – im deutschen Südwesten reisen und anhand von Gebäuden, Museen, Plätzen und anderen Erinnerungsorten Orte, Personen und die gemeinsamen freiheitlich-demokratischen Traditionen einer Region kennenlernen. Die bürgerliche Revolution in der Deutschen Geschichte (Deutscher Bund) erscheint im Allgemeinen oft als nationaler Befreiungskampf gegen die vielen Monarchien – aber sie ist immer verbunden mit den Demokratiebewegungen der Nachbarländer wie der Schweiz und Österreich und zuallererst in Frankreich mit der Februarrevolution. Damit wird auch immer wieder ins Bewusstsein gerufen, dass die deutsche Demokratie einen (schwierigen) Teil der Geschichte Europas darstellt und nicht isoliert als nationale Erhebung betrachtet werden kann. Umgekehrt wäre das Europa von heute unvorstellbar ohne den persönlichen Einsatz vieler Menschen im 19. Jahrhundert – gerade auch bei der zunächst gescheiterten Revolution von 1848/49.
Beteiligt sind an dem Zustandekommen der Straße der Demokratie die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte Rastatt, die Stiftung Hambacher Schloss und die elf Städte Bruchsal, Frankfurt am Main, Freiburg im Breisgau, Heidelberg, Karlsruhe, Mainz, Mannheim, Landau, Lörrach, Neustadt an der Weinstraße und Offenburg, ebenso wie die beiden Landeszentralen für politische Bildung in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Erster Veranstaltungsort der Straße war am 7. September 2007 eine Zukunftskonferenz auf dem Hambacher Schloss.
- Frankfurt – Nationalversammlung, Paulskirche, am 18. September Barrikadenkämpfe, Robert Blum, Heinrich von Gagern
- Mainz – Der Jüngere Dalberger Hof war Schauplatz eines Hochverratsprozesses vom 23. Mai bis zum 8. Juni 1850 gegen 77 Demokraten. Das Stadttheater war Versammlungsort des Volkes und zugleich Hauptquartier der Bürgerwehr. Auf dem Hauptfriedhof erinnert das so genannte Preußen-Denkmal an die im Straßenkampf am 21. Mai gefallenen preußischen Soldaten.
- Goddelau bei Darmstadt: Büchnermuseum (Vormärz)
- Mannheim war vor und neben Frankfurt politisches und militärisches Zentrum im Südwesten – u.a. Barrikadenkämpfe am 27. Februar 1848, Forderungen der Mannheimer Volksversammlung, Wirkungsort von Karl Drais
- Heidelberg – Freiheitlich und national gesinnte Studenten der Universität setzten sich mit Bauern und Bürgern zusammen gegen die Positionen der Reaktion ein. Die Heidelberger Versammlung war ein Treffen 51 liberaler und demokratischer Politiker am 5. März 1848 im Gasthaus “Badischer Hof”
- Schloss Kislau, eine ehemalige Sommerresidenz und Badeort des Fürstbischofs von Speyer, wird 1849 nach der Niederlage ein Internierungsort der badischen Freiheitskämpfer, unter den Häftlingen viele Studenten aus Heidelberg.
- Hambacher Schloss – 1832, Vormärz, erste Massenprotestversammlung der Neuzeit in Deutschland, bei Neustadt an der Weinstraße
- Landau in der damals bayerischen Pfalz – Konrad Krez, auch er später Emigrant und dann General der Unions-Armee in den USA
- Waghäusel – im Gefecht bei Waghäusel siegte die Revolutionsarmee über preußische Truppenteile (21. Juni 1849, Ludwik Mierosławski – in Frankreich geborener Offizier polnischer Herkunft und zweiter Oberbefehlshaber der badischen Revolutionsarmee)
- Karlsruhe – Badische Revolution, Karl Drais, weitere Wegmarken sind das Alte Badische Ständehaus (1822, das erste deutsche Parlamentsgebäude), 1864 das erste deutsche Verwaltungsgericht, 1893 das erste deutsche Mädchengymnasium und seit 1951 das Bundesverfassungsgericht.
- Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte Rastatt – Am 23. Juli 1849 kapitulierten hier die vereinte revolutionäre und Teile der regulären Badischen Armee. (Dieses Museum war ein Ideengeber der neuen Straße, um 1980 selbst initiiert vom damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann)
- Offenburg – im Haus Salmen Volksversammlungen (etwa die Offenburger Versammlung 1848), Franz Sigel stellte hier die badischen Freischaren zusammen.
- Freiburg – Barrikadenkämpfe gegen badische und hessische Bundestruppen am Ostersonntag 1848. Von 1946 bis 1949 war das Historische Kaufhaus am Münsterplatz im Übrigen Parlamentsgebäude. Am 22. November 1946 trat erstmals nach 1933 in Baden eine demokratische Landesversammlung im Kaisersaal zusammen. Der französische Gouverneur Pierre Pène übergab dort die eigenverantwortliche Führung an das Volk. Die Versammlung erarbeitete die Verfassung, die am 18. Mai 1947 zur Abstimmung kam. Der zeitgleich mit der Volksabstimmung gewählte Badische Landtag trat hier am 29. Mai zu seiner ersten Sitzung zusammen.
Lesen Sie mehr auf Wikipedia Straße der Demokratie (Sicher Reisen - Die Reiseapp des Auswärtigen Amtes - Wetterbericht von wetter.com - Global Passport Power Rank - Travel Risk Map - Democracy Index - GDP according to IMF, UN, and World Bank - Global Competitiveness Report - Corruption Perceptions Index - Press Freedom Index - World Justice Project - Rule of Law Index - UN Human Development Index - Global Peace Index - Travel & Tourism Competitiveness Index). Fotos von Wikimedia Commons. Wenn Sie eine Anregung, Kritik oder einen Hinweis zu dem Beitrag haben, freuen wir uns auf Ihre E-Mail an kommentar@wingsch.net. Nennen Sie dazu im Betreff bitte die Überschrift des Blogbeitrags, auf den sich Ihre E-Mail bezieht.
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