Sébastien Le Prestre, Seigneur de Vauban war ein französischer General, Festungsbaumeister Ludwigs XIV. und Marschall von Frankreich. Schon als Schüler im Kolleg der Karmeliter in Semur-en-Auxois zeigte Vauban eine große Begabung für Mathematik. Im Alter von knapp 18 Jahren trat er dann als Kadett in das Regiment des Prinzen Condé ein, der ein Vetter von Ludwig XIV. war und einer der führenden Köpfe der Fronde genannten Opposition des französischen Adels gegen die Krone. Hier machte Vauban erste Erfahrungen im Festungsbau. 1653 geriet er in Gefangenschaft, und Kardinal Mazarin selbst überzeugte den talentierten und vielversprechenden jungen Ingenieur-Soldaten zum Übertritt in die königliche Armee, in der er bis in die höchsten Positionen aufstieg.
In seinen 56 Dienstjahren hat Vauban, schon zu Lebzeiten mit dem Ehrentitel Ingénieur de France belegt, 37 neue Festungen geplant, für 160 Plätze über 400 Projekte geliefert und unzählige bestehende Festungsanlagen modernisiert. Er ist der eigentliche Schöpfer der enceinte de fer, des eisernen Gürtels, mit dem Frankreich unter Ludwig XIV. seine Außengrenzen sicherte. Als sein Hauptwerk gilt die Festungsstadt Neuf-Brisach/Neu-Breisach (Haut-Rhin). Vauban gilt zu Recht als der bedeutendste Militärarchitekt der Barockzeit. Dem gegenüber wird oft vernachlässigt, dass er einen noch größeren Beitrag zur Belagerungskunst geleistet hat. Als Soldat und Feldherr nahm er an über 50 Belagerungen und 140 Gefechten teil und wurde mehrfach verwundet, so 1667 bei der Belagerung von Douai, was eine auf Porträts sichtbare Narbe im Gesicht hinterliess. Demgegenüber war er nur ein einziges Mal selbst belagert – für eine Woche im Jahr 1677 in Oudenaarde. Vor Maastricht führte er 1673 das Angriffssystem der Parallelen ein, bei dem man sich systematisch durch Parallelgräben an die Festungsmauern vorarbeitete, was die eigenen Verluste gering hielt. Er erfand den Rikoschettschuss, bei dem man die Kanonenkugel abprallen liess, so dass mehrere Ziele getroffen wurden, und den er 1688 vor Phillipsburg erstmals einsetzte.
Im Sinne des mechanistischen Weltbildes seiner Zeit erfasste er die Befestigungs- und Belagerungskunst als mathematische Wissenschaft, in dem jeder einzelne “Akt” einer Belagerung im Detail zu berechnen war. Das französische Pionierkorps organisierte er neu. Er wurde damit zu einem der geistigen Väter des europäischen Pionierwesens im 18. Jahrhundert und trug wesentlich dazu bei, das seit dem 16. Jahrhundert andauernde Übergewicht der Verteidigung im Festungskrieg zu relativieren. Er legte auch viel Wert darauf, möglichst geringe Verluste bei den eigenen Soldaten zu haben und war gegen wahllose Beschiessung der Städte, um sie zur Aufgabe zu zwingen.
Neben dem eigentlichen Festungsbau befasste sich Vauban mit Fragen der Stadtplanung, der Landwirtschaft, des Ackerbaus und der Viehzucht, des Wasser- und Verkehrswegebaus mit Schleusen, Kanälen und Aquädukten, darüber hinaus auch mit Statistik, Ökonomie, Steuerwesen und Finanzpolitik, Religion und Philosophie. Sein besonderes Interesse galt der Verbesserung der Lebensbedingungen für die ärmeren Schichten des Volkes. Ausdrücklich warnte er vor den ökonomischen Folgen der Verfolgung und Vertreibung der Hugenotten nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes und veröffentlichte dazu 1689 eine Schrift, in dem er die Rücknahme der Aufhebung befürwortete, obwohl er damit ein hohes Risiko einging. Neben der umfangreichen Korrespondenz mit den ihm vorgesetzten Ministern Louvois und Colbert Vauban pflegte eine ausgedehnte Korrespondenz mit zahlreichen führenden Geistesgrößen seiner Epoche, darunter Literaten wie Racine, Fénelon und anderen. Seit 1699 war Vauban Ehrenmitglied der französischen Akademie der Wissenschaften.
Im Jahr 2007 fanden unter dem Motto Vauban-Jahr 2007 in vielen Städten Frankreichs und Deutschlands Feierlichkeiten und Ausstellungen anlässlich des 300. Todestages Vaubans statt. Zwölf mit Vauban verbundene Plätze in Frankreich, dazu die deutsche Stadt Breisach am Rhein haben bei der UNESCO den gemeinsamen Antrag auf Aufnahme ins Weltkulturerbe gestellt. Am 7. Juli 2008 gab das Weltkulturerbekommitée dem Antrag statt.
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