Freitag, 29. April 2016 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: Editorial / Redaktion Category/Kategorie: PorträtLesedauer: 4Minuten
Jakob Fugger (1459–1525) by Albrecht Dürer
Die Fugger sind ein schwäbisches Kaufmannsgeschlecht, das seit der Einwanderung Hans Fuggers aus Graben im Jahr 1367 in der Freien ReichsstadtAugsburg ansässig war. Eine Linie, die Fugger “von der Lilie”, war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts außerordentlich mächtig. Der Name Fugger wurde europaweit zu einem Synonym für Reichtum. Mit der Bezeichnung “die Fugger” sind heute meistens die Fugger von der Lilie gemeint.
Hans Fugger († 1408/09) war Mitglied der Weberzunft und handelte vermutlich schon Ende des 14. Jahrhunderts als “Weber-Verleger” mit Baumwolle aus Italien. Er war der Vater von Andreas Fugger (1394/95–1457/58), dem Stammvater der Fugger vom Reh, sowie von Jakob Fugger d. Ä. (nach 1398–1469), dem Stammvater der Fugger von der Lilie. Nach der Aufteilung des Familienvermögens im Jahr 1455 gingen die beiden Familien getrennte Wege. Die Familie der Fugger von der Lilie war im 16. Jahrhundert sehr erfolgreich und einflussreich. Die Familienfirma der Linie Fugger vom Reh war zunächst ebenfalls erfolgreich, wurde aber Ende des 15. Jahrhunderts zahlungsunfähig.
Das Unternehmen der Fugger von der Lilie erlangte unter Jakob Fugger “dem Reichen” und seinem Neffen Anton Fugger Weltgeltung. Zusammen mit der Welser Familie haben sie die europäische Wirtschaft maßgeblich beeinflusst. Die Mitglieder der Familie stiegen ab 1511 in den Adel auf. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts nahmen sie hohe kirchliche und weltliche Ämter ein. Mehrere Fugger machten sich als Kunstförderer und Stifter einen Namen. Die bekanntesten Stiftungen sind die Fuggerkapelle in der Augsburger Kirche St. Anna und die Fuggerei, heute die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt. Zweige der Familie sind bis heute auf dem Fuggerschloss Babenhausen, auf Schloss Kirchheim und Schloss Oberkirchberg ansässig.
Das Unternehmen der Fugger “vom Reh” betrieb bereits um die Mitte des 15. Jahrhunderts Handel zwischen den deutschen Hansestädten, Antwerpen und London, Mailand und Venedig, Leipzig und Frankfurt a. d. Oder. Im Jahr 1462 bekamen Lukas Fugger und seine Brüder ihr Wappen mit dem Wappenbild eines springenden Rehs verliehen. Für die Zahlungsunfähigkeit der Firma der Fugger “vom Reh” sorgte letztlich eine einzige Fehlentscheidung: ein ungenügend abgesicherter Kredit an Erzherzog Maximilian I. Für seine Schulden ließ der Habsburger die Stadt Löwen bürgen, bei der die Forderungen der Fugger “vom Reh” dann jedoch nicht einzutreiben waren. In den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts gerieten die Fugger “vom Reh” deshalb in Zahlungsschwierigkeiten, ihre Firma ging bankrott. Die Nachfahren erlangten keine überörtliche Bedeutung mehr, erlangten aber in zwei Linien den sogenannten rittermäßigen Adelsstand. Bürgerliche Nachfahren existieren bis heute.