1903 begann Gropius ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule München, das er ab 1906 an der Technischen Hochschule Charlottenburg fortsetzte, 1908 aber ohne Diplom abbrach. Nach eigenem Bekunden war er insbesondere mit den zeichnerischen Anforderungen überfordert und war schon früh auf die Unterstützung durch Helfer angewiesen. Im selben Jahr trat er durch Vermittlung von Karl Ernst Osthaus in das Büro von Peter Behrens ein, in dem neben ihm auch andere später berühmt gewordene Architekten gearbeitet hatten, unter anderem Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier. Bei Behrens wurde er zunächst mit der Bauleitung in den Projekten Haus Cuno und Haus Schröder in Hagen betraut, deren Aufträge Osthaus in das Büro gebracht hatte. Seine weitere Rolle im Büro Behrens bezeichnete Gropius rückblickend in einem Brief an Herta Hesse vom 8. Mai 1969 als “Faktotum”, was laut Nerdinger wiederum bestätige, dass er aufgrund seiner “Unfähigkeit, auch nur das Einfachste auf Papier zu bringen” mit anderen Aufgaben betraut war als mit Zeichnen. Nach zweijähriger Mitarbeit bei Behrens machte sich Gropius 1910 als Industriedesigner und Architekt selbständig, blieb aber zeitlebens auf die Unterstützung zeichnerisch begabter Mitarbeiter angewiesen. Im selben Jahr kam er durch Karl Ernst Osthaus zum Deutschen Werkbund. Für das von Osthaus mit der Unterstützung des Werkbunds gegründete Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe organisierte er 1912 eine Sammlung vorbildlicher Entwürfe für Fabrikwaren. Als Formgestalter entwarf er Inneneinrichtungen, Tapeten, Serienmöbel, Autokarossen und eine Diesellokomotive. Seine erste bedeutende architektonische Arbeit war das Fagus-Werk in Alfeld an der Leine, das er zusammen mit Adolf Meyer baute. Dieser Fabrikbau gilt mit seiner Stahl- und Glasarchitektur als richtungsweisendes Werk der später sogenannten „Modernen Architektur“, die in den 1920er-Jahren unter der Bezeichnung “Neues Bauen” oder “Neue Sachlichkeit” zum allgemeinen Begriff wurde. Das Fagus-Werk wurde im Juni 2011 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Für die Ausstellung des Deutschen Werkbundes 1914 in Köln baute Gropius mit Meyer zusammen eine Musterfabrik, die sich später ebenfalls als bedeutender Beitrag zur modernen Architektur erweisen sollte. Die Besonderheit dieses Baus waren rund verglaste Treppentürme, die als neues gestalterisches Motiv später, in den 1920er-Jahren, bei Erich Mendelsohn in seinen Warenhäusern häufige Verwendung fanden.
Während des Ersten Weltkrieges diente Gropius als Unteroffizier der Reserve. Er wurde während seines vierjährigen Einsatzes an der Westfront schwer verwundet und bekam das Eiserne Kreuz verliehen. Während der Novemberrevolution engagierte sich Gropius im Arbeitsrat für Kunst, einer an die Rätebewegung angelehnten Vereinigung revolutionärer Künstler. Die Gruppe ging vom “Primat der Architektur” aus, forderte die Niederreißung aller Kriegerdenkmäler und sah Kunst als Mittel zur Revolutionierung der Gesellschaft. Gropius gehörte seit März 1919 mit Adolf Behne und César Klein zu ihrer dreiköpfigen Leitungsschicht. Die Gruppe löste sich 1921 auf.
Bekannter wurde Gropius’ Engagement in einer anderen künstlerischen Bewegung – er wurde zum Begründer des Bauhauses. Gropius wurde 1919 auf Vorschlag Henry van de Veldes als dessen Nachfolger zum Direktor der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar (Thüringen) ernannt und gab der neuen Schule den Namen “Staatliches Bauhaus in Weimar”. Er hatte das Amt des Direktors (zunächst in Weimar bis 1926 und danach in Dessau) inne. Sein Nachfolger wurde 1928 der Schweizer Architekt Hannes Meyer, der 1930 wieder ausschied und sein Betätigungsfeld für die nächsten sechs Jahre in die Sowjetunion verlegte. Ludwig Mies van der Rohe führte das Bauhaus bis zur Schließung in der Frühzeit des Nationalsozialismus 1933. Ab 1926 beschäftigte Gropius sich intensiv mit dem Massenwohnbau als Lösung der städtebaulichen und sozialen Probleme und trat für die Rationalisierung des Baugewerbes ein. Dabei konnte er unter anderem auf Vorarbeiten von Martin Wagner zurückgreifen, der schon 1918 erste Anregungen zur “Übernahme der amerikanischen Rationalisierungsmethoden auf das deutsche Bauwesen” veröffentlicht hatte. Mit der Siedlung “Am Lindenbaum” (1929/1930) war Gropius auch einer der Architekten am Projekt Neues Frankfurt. Er entwarf zahlreiche Wohnbauprojekte wie die Siedlung Dessau-Törten (1926–1931), Dammerstock (1928/1929), Wohnblocks in der Siemensstadt in Berlin (1929/1930) und das Projekt Wannsee-Uferbebauung, ebenfalls in Berlin (1930/1931). Walter Gropius war im Jahr 1927 zusammen mit Erwin Piscator Mitbegründer des Projektes eines Totaltheaters, das die Aufhebung der räumlichen Trennung zwischen Schauspielern und Zuschauern zum Ziel hatte. Ab 1928 war er als selbständiger Architekt in Berlin tätig. Kurzzeitig arbeitete Marianne Brandt 1929 als Innenarchitektin in seinem Büro. 1930 organisierte er mit anderen “Bauhäuslern” die staatlich geförderte Werkbundausstellung zum Thema “Die Wohnung” in Paris.
1946 gründete Gropius die Gruppe The Architects Collaborative, Inc. (TAC) als Vereinigung junger Architekten, die für ihn zugleich ein Manifest seines Glaubens an die Bedeutung der Teamarbeit werden sollte. Ein Werk dieses Teams ist das Graduate Center der Harvard University in Cambridge (1949/1950). Sein Buch Architektur – Wege zu einer optischen Kultur ist ein Plädoyer für Kreativität und Teamarbeit im Dienste der Gesellschaft. In seinen letzten Lebensjahren war Gropius wieder häufig in Berlin tätig, wo er unter anderem 1957 im Rahmen der Interbau einen neungeschossigen Wohnblock im Hansaviertel errichtete. Die konkave Südfront und das offene Erdgeschoss gelten bei diesem Gebäude als typisches Beispiel einer “späten Moderne”. Anfang der 1960er Jahre setzte sich Gropius für den Erhalt des ehemaligen Kunstgewerbemuseums Berlin ein, das sein Großonkel Martin Gropius entworfen hatte. Das Gebäude wurde 1966 unter Denkmalschutz gestellt. Den späteren Wiederaufbau bis hin zur neuen Nutzung erlebte er nicht mehr.
(Letzte Ergänzung: 22.08.2022) Der Brexit, der nicht einmal rechtlich bindend, sondern bestenfalls als Empfehlung (insofern hat das Brexit-Votum in etwa...