Neom in Saudi-Arabien
Samstag, 22. Oktober 2022 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: Gulf States / GolfstaatenCategory/Kategorie: Allgemein, Architektur, Gebäudeautomation, Green Buildings, Green Technologies, Leben, Wohnen, Arbeiten, Nachhaltigkeit Lesedauer: 7 Minuten Neom (Zusammensetzung aus “neo” (altgriechisch: neu) und “m” (arabisch: mustaqbal – ‘Zukunft’)) ist eine von der Regierung Saudi-Arabiens projektierte Planstadt mit angeschlossenem Technologiepark im Nordwesten des Landes unweit des Golfs von Akaba sowie an der Küste des Roten Meeres. Initiiert wurde das als künftige Megastadt konzipierte Projekt, das am 24. Oktober 2017 in Riad erstmals vorgestellt wurde, durch den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Es ist als Meilenstein in der Zukunftsplanung des Landes für die Ära nach der Ölförderung gedacht. Das Projekt soll rund 420 Milliarden Euro kosten und ist ein Versuch Saudi-Arabiens, seine Einkünfte im Zuge des weltweiten Einbruchs der Ölpreise im Jahr 2014 zu diversifizieren. Das gesamte Projekt ist Teil der “Vision 2030“. Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Land zum Aufbau einer Planstadt verpflichtet hat. Zum Zeitpunkt der Projektvorstellung waren weitere vier Megastädte, darunter die King Abdullah Economic City (KAEC), in Bau. Mit ihrer radikalen Zukunftsorientierung ist Neom gegenwärtig einzigartig auf der Welt. Für Neom sind Investitionen in Höhe von bis zu 500 Milliarden US-Dollar vorgesehen, für die Saudi-Arabien garantiert. Ein Großteil des Geldes soll vom saudischen Staatsfonds PIF (Public Investment Fund) finanziert werden. Zur Finanzierung beitragen soll der Börsengang von Saudi Aramco. Ein Ziel des Projekts ist es, ausländisches Kapital und Investoren in das Königreich zu holen. Gefördert werden sollen neue Ökonomiebereiche, um die saudische Wirtschaft für die Zukunft auf eine breitere Grundlage zu stellen, darunter Biotechnologie, Energie und Wasser sowie die mediale Entwicklung.
Für Neom ist ein 26.500 Quadratkilometer großes Gebiet vorgesehen (etwas weniger als die Fläche Belgiens), das im Nordwesten des Landes am Roten Meer und an der Grenze zu Ägypten und Jordanien liegt. Vorgesehen ist die Querung über die Straße von Tiran mit einer Brücke zwischen den Inseln Tiran und Sanafir, die lange Zeit zwischen Saudi-Arabien und Ägypten umstritten waren. Mit der Brücke entstünde eine Landverbindung von Nordafrika auf die Arabische Halbinsel und damit nach Vorderasien unter Umgehung Israels. Neom soll eine unabhängige Wirtschaftszone werden, die über ein eigenes Rechts- und Steuersystem verfügt, aber politisch nicht souverän ist. Nach aktuellem Stand der Berichterstattung sollen in der Stadt sehr viel laxere Alltagsregelungen gelten als im Rest Saudi-Arbiens, auch um das Anwerben von westlichen Investoren, Know-how-Gebern und Personal zu erleichtern. Es entsteht gewissermaßen eine riesige, internationale gated community, die mit Saudi-Arabien nur gemein hat, dass die Stadt im Land liegt. Neom soll seinen Energiebedarf ausschließlich aus Wind- und Sonnenkraft speisen. Das Projekt hat zum Ziel, die Wirtschaft Saudi-Arabiens unabhängiger vom Öl zu machen. Es ist Teil des Wirtschaftsumbauvorhabens “Vision 2030”. 2025 soll der erste Bauabschnitt fertiggestellt sein. Geleitet wird das Projekt von dem deutschen Manager Klaus Kleinfeld als Vorstandschef der Projektgesellschaft. Dienstleistungen und Standardprozesse sollen “zu 100 Prozent automatisiert” sein und “von Robotern ausgeführt” werden.
Neom Bay soll der erste realisierte Teil von Neom werden. Hierzu wurde 2019 bereits der internationale Flughafen Neom eröffnet.
The Line
Im Januar 2021 wurde The Line vorgestellt, eine 170 km lange Bandstadt für 1 Million Einwohner. Oberhalb eines schnurgeraden unterirdischen Verkehrswegs, der nur von einer Hochgeschwindigkeits-U-Bahn sowie autonom fahrenden Fahrzeugen befahren werden soll, sollten “city modules” entstehen, innerhalb derer kein Fußweg länger als fünf Minuten dauern soll. Oberirdischer Verkehr bleibt Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Eine Reise mit der U-Bahn soll von einem Ende zum anderen in 20 Minuten möglich sein. Im Juli 2022 veröffentlichte Neom ein Video, das diesen Ansatz verwirft und statt der verbundenen “city modules” ein einziges, 170 km langes, 500 m hohes und 200 m breites Gebäude vorsieht, das Platz für 9 Millionen Menschen bieten soll. Motorisierten Individualverkehr soll es nicht mehr geben; alle Wege werden zu Fuß, mit Aufzügen oder mit der U-Bahn im Fuß des Gebäudes erledigt.
Trojena
Die Stadt Trojena soll etwa 50 km von der Küste des Golf von Akaba entfernt entstehen. Trojena soll auf einer Höhe von 1.500 bis 2.600 Metern über Meereshöhe gebaut werden und eine Fläche von 57 km² einnehmen. Die Winter-Asienspiele 2029 sollen in Trojena abgehalten werden. Die Vergabe an die Retortenstadt erfolgte in Oktober 2022 durch das asiatische Olympia-Komitee. Dazu soll die Stadt bis 2026 fertiggestellt werden.
Neom Industrial City (Oxagon)
Neom Industrial City (NIC) liegt etwa 25 Kilometer nördlich der Stadt Duba und umfasst etwa 200 bis 250 Quadratkilometer Lnd, von denen etwa 40 Quadratkilometer das NIC bilden. Das Projekt wird sich auf moderne Fertigung, industrielle Forschung und Entwicklung und sich auf die Erweiterung des Duba-Hafens konzentrieren. Im November 2021 wurde das Projekt in Oxagon umbenannt und als schwimmender Industriekomplex in Form eines regelmäßigen Achtecks beschrieben. es wird nach seiner Fertigstellung das größte der Welt sein und als Hafen für Schifffahrtsrouten durch das Rote Meer dienen. Mohammed bin Salman stellte das Projekt als ein radikal neues Modell für zukünftige Produktionszentren dar, basierend auf Neoms Strategien zur Neudefinition der Art und Weise, wie die Menschheit in Zukunft lebt und arbeitet.
Wasserstoffgewinnung
Am 29. März 2022 erfolgte die Grundsteinlegung für eine Fabrik zur Herstellung von grünem Wasserstoff. An der Anlage, für deren Bau 5 Milliarden US-Dollar veranschlagt sind, ist auch eine Tochterfirma von ThyssenKrupp beteiligt. Die Leitung des Projekts hat Peter Terium. Ab 2026 soll das Gas über den Hafen von Duba exportiert werden.
Wasserproduktion
Eine sehr große Meerwasserentsalzungsanlage, die bereits teilweise in Betrieb ist, soll die Stadt und das Umland mit Trinkwasser versorgen. Hier macht man sich die in Folge des Klimawandels steigenden Meeresspiegel zu nutze.
Lesen Sie mehr auf Neom und Wikipedia Neom (Sicher Reisen - Die Reiseapp des Auswärtigen Amtes - Wetterbericht von wetter.com - Global Passport Power Rank - Travel Risk Map - Democracy Index - GDP according to IMF, UN, and World Bank - Global Competitiveness Report - Corruption Perceptions Index - Press Freedom Index - World Justice Project - Rule of Law Index - UN Human Development Index - Global Peace Index - Travel & Tourism Competitiveness Index). Fotos von Wikimedia Commons. Wenn Sie eine Anregung, Kritik oder einen Hinweis zu dem Beitrag haben, freuen wir uns auf Ihre E-Mail an kommentar@wingsch.net. Nennen Sie dazu im Betreff bitte die Überschrift des Blogbeitrags, auf den sich Ihre E-Mail bezieht.
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