Hoek van Holland (deutsch: Ecke von Holland) ist heute ein Stadtbezirk von Rotterdam, hat sich aber den Charakter eines kleinen Küstenstädtchens und Badeorts bewahrt. Es liegt in Südholland an der Hauptmündungsstelle des Rheins. Dieser Stromabschnitt des Rheins heißt aus flussgeschichtlichen Gründen hier Oude Maas (Alte Maas) und wurde 1872 zum Nieuwe Waterweg (Neuer Wasserweg) ausgebaut. Nachbarstädte sind Monster, ’s-Gravenzande und Naaldwijk im Nordwesten sowie Maassluis im Südosten. Auf der anderen Flussseite liegen der Europoort und Maasvlakte. Hoek van Holland hat eine Fläche von 18,63 km²; davon sind 14,28 km² Festland. Am 1. Januar 2020 hatte der Ort 10.370 Einwohner.
Das Gebiet von Hoek van Holland entstand als Sandbank an der Maasmündung, als es nach der Elisabethenflut von 1421 zunehmend verschlammte. Alle möglichen Pläne wurden entwickelt, um den Schifffahrtskanal nach Rotterdam zu verbessern. 1863 wurde schließlich beschlossen, den Nieuwe Waterweg zu bauen. Dieser wurde zwischen 1866 und 1868 gegraben. Die Route verlief durch den ‘Ecke von Holland’, wo eine primitive Siedlung entstand, der ‘Oude Hoek’ – heute ‘Zuidelijk Strandcentrum’ (Südstrandzentrum) – wo sich viele Arbeiter und leitende Angestellte von Rijkswaterstaat niederließen. Hoek van Holland fiel verwaltungstechnisch zunächst unter die Gemeinde ‘s-Gravenzande. Ein Versuch der Hoekenezen, den Ort in eine eigenständige Gemeinde umzuwandeln, scheiterte, am 1. Januar 1914 wurde Hoek van Holland zu Rotterdam eingemeindet. Nach dem Ersten Weltkrieg begann sich das Dorf zu einem Badeort zu entwickeln, seitdem wird es informell als ‘Rotterdam am Meer’ bezeichnet.
Das Pantzerfort am den Hoek van Holland wurde zwischen 1881 und 1889 zum Schutz der Maasmond gebaut. Das Panzerfort wurde nach dem Ersten Weltkrieg in das Küstenartillerie-Regiment eingegliedert. Die 4. Kompanie der Küstenartillerie war in Fort am den Hoek van Holland stationiert. Das Fort wurde um 1927 evakuiert. Mit dem drohenden Zweiten Weltkrieg wurden erneut Soldaten in der Festung stationiert. Am 13. Mai 1940 hielt das Kabinett De Geer die letzte Kabinettssitzung in den Niederlanden ab, bevor die Regierung nach England abreiste. Am selben Tag verließ auch Königin Wilhelmina mit einem britischen Kriegsschiff das Fort, zunächst nach Zeeland, dann aber auf Befehl der britischen Admiralität nach Harwich in England. Der Zweite Weltkrieg hat seine Spuren hinterlassen. Das Seebadgebiet von Hoek van Holland (der Oude Hoek) wurde während des Krieges für den Bau riesiger deutscher Bunkerkomplexe des Atlantikwalls fast vollständig abgerissen. Etwa hundert Bunker wurden gebaut, um die Wasserstraße nach Rotterdam zu verteidigen. Die Bunker sind noch weitgehend intakt und teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich, ebenso wie das niederländische Panzerfort. Das Dorfzentrum von Hoek van Holland blieb zunächst unberührt, aber 1943 wurde der sogenannte 2. Sandwerk (östlicher Teil des Dorfzentrums) von den Besatzern abgerissen, um ein Feuerfeld zu schaffen für eine mögliche Landung der Alliierten.
Die Kindertransporte, mit denen ab Dezember 1938 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs jüdische Kinder aus Deutschland, Österreich, Polen und der Tschechoslowakei nach England gebracht werden konnten, erfolgten zumeist per Zug von den Heimatbahnhöfen der Kinder aus nach Holland. Größtenteils erfolgte dann vom Hoek van Holland aus die Überfahrt nach Harwich. Unterstützt wurden die Transporte von der niederländischen Regierung und durch freiwillige Helfer. Der erste Transport, der am 1. Dezember 1938 am Berliner Anhalter Bahnhof gestartet war, erreichte auf dieser Route am 2. Dezember 1938 England. Bei der Genehmigung des Kindertransports legte die britische Regierung fest, dass die Kinder nicht älter als siebzehn sein durften und ihre Eltern nicht mitkommen durften. Die Nazis bestimmten unter anderem, dass sich die Kinder am Bahnhof nicht von den Zurückgebliebenen verabschieden durften. Bis zum letzten Transport bei Kriegsausbruch 1939 gelangten auf diese Weise etwa 10.000 Kinder nach Großbritannien. Die Bronzeskulptur Kindertransport – Channel Crossing to Life erinnert seit dem 30. November 2011 in Hoek van Holland an die Kindertransporte.
Hoek van Holland war und ist einer der wichtigsten Fährhäfen auf der Verbindung vom europäischen Festland nach Großbritannien. Der Personenbahnhof direkt am Fährterminal war daher über Jahrzehnte das Ziel von Fernzügen aus Mitteleuropa wie dem Berlin-London-Express, dem Rheingold, dem Austria-Express oder dem Holland-Skandinavien-Express. Seit 1. April 2017 ist der Eisenbahnverkehr durch die NS auf der Strecke aus bzw. Richtung Schiedam eingestellt. Die Strecke wurde als Metrostrecke der Metro Rotterdam umgebaut und am 30. September 2019 in Betrieb genommen.
[responsivevoice_button voice="Deutsch Female" buttontext="Diesen Beitrag vorlesen"](Letzte Ergänzung: 09.12.2023) Während der kommenden Monate wird die Welt nun nicht nur erleben wie die einzelnen Staaten mit der weltweiten Corona-Pandemie umgehen werden, sondern auch wie die Regierungen die Folgen abfangen können oder auch nicht. In Echtzeit kann beobachtet werden wie auf eine echte und weltweite Krise reagiert wird, wer Vorsorge getroffen und Rücklagen gebildet oder nur geschwafelt hat. Schon die Arbeitslosenzahlen und die Zahl der Insolvenzen in den ersten Wochen wird darüber ausreich...