Grimsby in Lincolnshire

Donnerstag, 26. Mai 2022 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination:
Category/Kategorie: Allgemein
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Town Hall © geograph.org.uk - Stephen Richards/cc-by-sa-2.0

Town Hall © geograph.org.uk – Stephen Richards/cc-by-sa-2.0

Grimsby (alt: Great Grimsby) ist eine Hafenstadt an der Mündung des Humber in die Nordsee in der englischen Grafschaft Lincolnshire. Sie ist seit 1996 Verwaltungssitz der Unitary Authority North East Lincolnshire. Grimsby wurde im 9. Jahrhundert von Dänen gegründet. Spuren einer kleinen (römischen) Siedlung reichen jedoch bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. zurück. Durch die gute Lage der Stadt war sie bei Sturm oft Ziel Zuflucht suchender Schiffe. Des Weiteren war sie bekannt für ihre reichen Fischbestände vor der Küste. Grimsby hieß ursprünglich Grim’s by (Grims Dorf). Dieser Namensbestandteil, der dem Altnordischen entstammt, tauchte seit der Zeit des historischen Danelag bei vielen Siedlungen der britischen Insel auf. 1086 wird Grimsby im Domesday Book erwähnt. Demnach hatte der Ort zu jener Zeit 200–250 Einwohner. Im Ort gab es einen Priester, eine Mühle sowie eine Fähre, welche wohl die Menschen auf die andere Seite des Humber brachte. Im 12. Jahrhundert entwickelte sich der Ort zu einem kleinen, aber geschäftigen Fischerei– und Handelshafen. 1201 erhielt Grimsby von König Johann die Charta, d.h. die Garantie gewisser Rechte für die Einwohner. 1218 wurde in Grimsby das erste Stadtoberhaupt eingesetzt. Der Ort hatte keine Stadtmauer, da er für eine solche zu klein war – ein Ringgraben bestand jedoch. Das sumpfige Umland bot zudem ausreichenden Schutz. Im Mittelalter hatte der Ort zwei Kirchen – St Mary’s und St James’ – von denen letztere noch heute besteht. Mit der Kathedrale von Lincoln teilt sich St James’ die Volkssage eines Koboldes, der von einem Engel in Stein verwandelt wurde.

Der Ort wuchs und gedieh bis ins 15. Jahrhundert. Dann führte die zunehmende Versandung des Hafens zu einem schleichenden wirtschaftlichen Rückgang. 1801 hatte Grimsby lediglich 1.524 Einwohner. Im Jahre 1796 wurde durch einen Parlamentsakt die Gründung der Great Grimsby Haven Company zum Zwecke des Hafenausbaus beschlossen. Der wieder zunehmende Handel führte zu einem wahren Boom, es wurde unter anderem Eisen, Holz, Weizen, Hanf und Flachs importiert. 1845 wurde der Bau weiterer Anlegeplätze beschlossen, welche durch das stetige Wachstum notwendig wurden. Der Dock Tower wurde 1851 vollendet. Ihm folgten verschiedene Hafenanlagen wie The Royal Dock, No.1 Fish Dock, No.2 Fish Dock, Alexandra Dock und Union Dock. Die Fischereiflotte wurde in dieser Zeit in großem Maße ausgebaut. Der Anschluss an die Eisenbahn im Jahre 1848 machte es einfacher, Güter vom und zum Hafen zu befördern. Kohle, die im Kohlerevier von South Yorkshire gefördert wurde, wurde über die Eisenbahn und den Hafen von Grimsby verschifft. Bis 1901 hatte Grimsby 75.000 Einwohner; diese Zahl stieg bis 1931 auf 92.000 an, stagnierte dann jedoch für den Rest des 20. Jahrhunderts. In den 1920er-Jahren war Grimsby der wichtigste Fischereihafen Englands und wurde „Home of the Haddock“ (Haddock = Schellfisch) genannt. Grimsby hat heute noch Fischereiindustrie, die aber mehr und mehr zurückgeht. An ihre Stelle treten lebensmittelverarbeitende, pharmazeutische und petrochemische Betriebe. Die ehemalige Humber-Fähre, die Lincoln Castle, trat 1941 ihren Dienst zwischen New Holland und Hull an. Mit Eröffnung der Brücke über den Humber 1981 wurde der Betrieb eingestellt. Seitdem liegt sie im Alexandra Dock. Hier diente das Schiff zeitweise als Restaurant, seine zukünftige Nutzung ist unklar. Am selben Pier ankert die Ross-Tiger. Als Teil des National Fishing Heritage Centre kann dieser Trawler im Sommer besucht werden.

Alexandra Docks and National Fishing Heritage Museum © Asterion/cc-by-sa-2.5 Bandstand in People's Park © geograph.org.uk - David Wright/cc-by-sa-2.0 National Fishing Heritage Centre © geograph.org.uk - David Wright/cc-by-sa-2.0 The Litten Tree © geograph.org.uk - David Wright/cc-by-sa-2.0 Walter's © geograph.org.uk - Dave Bevis/cc-by-sa-2.0 Town Hall © geograph.org.uk - Stephen Richards/cc-by-sa-2.0
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National Fishing Heritage Centre © geograph.org.uk - David Wright/cc-by-sa-2.0
Grimsby, Immingham und Cleethorpes bilden zusammen den Wirtschaftsstandort Greater Grimsby. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind die Lebensmittelindustrie, Hafenindustrie und Logistik, erneuerbare Energien, Chemie- und Verfahrenstechnik sowie digitale Medien. Der Hafen von Grimsby ist einer der umschlagstärksten des Vereinigten Königreiches. Dank seiner guten Lage am Ästuar des Humbers haben die ansässigen Firmen direkten Zugang nach Kontinentaleuropa und jenseits davon. Der Hafen spielt generell eine gewichtige Rolle im Handelsleben von Großbritannien. Er wird von den Associated British Ports (ABP) betrieben, die größte und führende Hafengruppe des Vereinigten Königreiches. Die Häfen von Grimsby, Immingham sowie weitere 19 Häfen im Vereinigten Königreich gehören der Gruppe an. Sie alle sind in der Lage jede erdenkliche Frachtsorte aufzunehmen.

Grimsby ist untrennbar mit der Hochseefischerei verbunden, welche der Stadt viel ihres heutigen Wohlstands verlieh. An ihrem Höhepunkt in den 1950er Jahren war Grimsby der größte und geschäftigste Hafen der Welt. Jedoch ging die Umschlagmenge des Hafens aufgrund der Kabeljaukriege mit Island seit vielen Jahren enorm zurück. Er ist heute zwar immer noch der größte Hafen des Vereinigten Königreiches, ein Großteil der Meeresgüter wird heute jedoch über Container von anderen Überseehäfen bzw. Island importiert. Heute ist Greater Grimsby der Sitz von etwa 500 Firmen, die etwas mit der Herstellung von Lebensmitteln zu tun haben. Somit ist Grimsby einer der größten Standorte der Herstellung, der Forschung, der Lagerung sowie des Vertriebs von Lebensmitteln. Daher wird Grimsby seit über 15 Jahren Europe’s Food Town genannt. Grimsby ist anerkannt als das Zentrum der Fischverarbeitung im Vereinigten Königreich. Mehr als 100 Firmen sind an der Verarbeitung von frischem und tiefgefrorenem Fisch beteiligt. Die Firma Young’s, welche Teil der Foodvest-Gruppe ist, hat ihren Sitz in Grimsby. Die Gruppe ist Europas führendes Lebensmittelgewerbe und beschäftigt in ihrer Hauptzentrale vor Ort etwa 2500 Mitarbeiter. Young’s verfügt über ein globales Bezugsnetz und bezieht darüber 60 Arten aus 30 Ländern. Weitere große Firmen dieser Art sind z. B. Coldwater Seafood, die 700 Menschen in Grimsby beschäftigt sowie Five Star Fish, der führende Lieferant von Fischprodukten im Lebensmittelgewerbe des Vereinigten Königreiches. Das Humber Seafood Institute wurde 2008 eröffnet, ist das erste seiner Art und wird durch die örtliche Behörde geleitet. Es vermietet ihre Räumlichkeiten u. a. an die Seafish Industry Authority sowie an das Grimsby Institute of Further & Higher Education. Greater Grimsby ist ein Hotspot in der Herstellung von Fertiggerichten und besitzt europaweit die größte Fläche an Kühlhäusern.

Lesen Sie mehr auf Grimsby Live, Wikivoyage Grimsby und Wikipedia Grimsby (Sicher Reisen - Die Reiseapp des Auswärtigen Amtes - Wetterbericht von wetter.com - Global Passport Power Rank - Travel Risk Map - Democracy Index - GDP according to IMF, UN, and World Bank - Global Competitiveness Report - Corruption Perceptions Index - Press Freedom Index - World Justice Project - Rule of Law Index - UN Human Development Index - Global Peace Index - Travel & Tourism Competitiveness Index). Fotos von Wikimedia Commons. Wenn Sie eine Anregung, Kritik oder einen Hinweis zu dem Beitrag haben, freuen wir uns auf Ihre E-Mail an kommentar@wingsch.net. Nennen Sie dazu im Betreff bitte die Überschrift des Blogbeitrags, auf den sich Ihre E-Mail bezieht.




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