Die Villa Wahnfried (auch: Haus Wahnfried) am Rande des BayreutherHofgartens ist das ehemalige Wohnhaus Richard Wagners (1813–1883). Der Name der Villa wird durch den Spruch, der auf ihrer Vorderseite eingraviert ist, verständlich:
“Hier wo mein Wähnen Frieden fand – Wahnfried – sei dieses Haus von mir benannt.”
– Richard Wagner
Nach einem Tagebucheintrag Cosima Wagners vom 4. Mai 1874 stand der hessische Ort Wanfried bei Eschwege Pate für die Benennung des Hauses:
“… in Hessen gäbe es einen Ort Wahnfried, es habe ihn (Wagner) so mystisch berührt, diese Zusammensetzung der beiden Worte, und wie das Gedicht von Goethe, was nur zu dem Weisen gesprochen sei, so würde nur der Sinnige ahnen, was wir darunter verstehen.”
– Cosima Wagner in Die Tagebücher
Die Außenmauern des dreitraktigen Gebäudes bestehen ortstypisch aus Sandsteinquadern mit Ziegelmauerwerk innen. Bemerkenswert bei der Innengestaltung der Räume ist – entgegen allen zeitgenössischen Vorwürfen von Verschwendungssucht – Wagners ausdrückliche Absage an jeden Luxus vor allem bei der Materialwahl. Der Grundriss des Hauses mit Keller, Erd-, Ober- und Zwischengeschoss auf einer Grundfläche von rund 21×17 Metern ist eine Reminiszenz an die oberitalienischen Renaissance-Villen im Stil Andrea Palladios, ebenso die Disposition der Fassaden und die Rotunden-Apsis, welche den Wohn- und Bibliotheksraum (“Saal”) zur südlichen Gartenseite hin abschließt.
Das Erdgeschoss von Wahnfried besteht aus zwei großen, repräsentativen Räumen, der Halle und dem großen Saal. Im Saal sind die originale Bibliothek Richard Wagners, bestehend aus ca. 2500 Handeinbänden des Bayreuther Buchbinders Christian Senfft in rekonstruierten Regalschränken, und der Konzertflügel Centennial D von 1876 aufgestellt, ein Geschenk von William Steinway an Wagner anlässlich der Eröffnung des Festspielhauses. Dieser Flügel wird für Konzerte spielbereit gehalten; trotz seines Alters ist dies aufgrund seiner modernen Konstruktion problemlos möglich. Wagners Schwiegervater Franz Liszt gefiel dieser Flügel außerordentlich – Liszt bekam ebenso einen Konzertflügel Centennial D. Kleinere, seitlich angrenzende Räume waren ursprünglich Speisezimmer, der Salon Cosimas und Gästezimmer. Über eine einfache Holztreppe vom Foyer aus sind die Privaträume und die Galerie über der Halle zugänglich und miteinander verbunden: die früheren Kinderzimmer sowie Richards und Cosimas Schlaf- und sein Arbeitszimmer. Gearbeitet hat Richard Wagner aber auch im großen Saal im Erdgeschoss, der allgemein als Wohnzimmer diente.
Zwischen den beiden Stockwerken befindet sich noch ein niedrigeres, mit Bade- und Ankleidezimmern. Dieses Zwischengeschoss bedeckt ca. ein Viertel der Grundfläche (Salon und Halle sind mit ihrer größeren Raumhöhe “durchgehend”). Es ist architektonisch dadurch “versteckt”, dass es von innen durch die oben erwähnte Haupttreppe nicht erschlossen wird und keine Fenster zu Vorder- und Rückseite besitzt. Zugänglich ist es durch die zwei durchgehenden Nebentreppen sowie von oben durch einzelne Treppen aus den jeweiligen Schlaf- und Kinderzimmern. Sämtliche Fenster im Zwischengeschoss liegen an den – durch die Lage weniger beachteten – Flanken des Hauses. Die Wirtschaftsräume befanden sich allesamt im Untergeschoss.
1894 ließ sich Siegfried Wagner das östliche Nebengebäude in der Art einer kleinen Villa in italianisierendem Neurenaissance-Stil zum eigenen Wohnhaus umbauen, das 1932 von Hans Reissinger um einen Flachbau an der Nordseite erweitert und durch einen Verbindungstrakt an der Südwestseite mit Wahnfried verbunden wurde. Nach Siegfried Wagners Tod am 4. August 1930 diente es seiner Witwe Winifred als Gästehaus, unter anderem für Arturo Toscanini (1931) und Richard Strauss (1933/34). 1957 bezog Winifred Wagner das Siegfried-Wagner-Haus und bewohnte es bis zu ihrem Tod im Jahr 1980. Heute befinden sich dort die Verwaltungsräume von Richard-Wagner-Archiv und -Bibliothek.
Von 1972 bis 1976 wurden Haus und Park in der ursprünglichen Form wiederhergestellt. Seit 1976 ist darin das Richard-Wagner-Museum mit einer ständigen Ausstellung über Richard Wagner und die Bayreuther Festspiele beheimatet. Angegliedert sind ein Nationalarchiv und die Forschungsstätte der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth. Ab 2012 wurde das Museum erweitert und umgestaltet, im Juli 2015 nach einer dreijährigen Schließung wiedereröffnet. Es umfasst das Haus Wahnfried, das Siegfried-Wagner-Haus und einen vom Berliner Architektenbüro Volker Staab erbauten Neubau.